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Stählerne Schatten

Stählerne Schatten

Titel: Stählerne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Simulator für den nächsten Flug vorbereitet. Sie auch, MC. Sie können aussteigen und fünf Minuten Pause machen.«
    Der Zivilist lehnte sich in seinem Sitz im Cockpit des B-2A-Waffensystemtrainers zurück, atmete tief durch und entspannte sich bewußt. »Wir müssen noch eine Landung mit Triebwerksausfall machen, Oberst«, sagte er und starrte dabei in die Ferne, als sähe er eine echte Landschaft vor sich, »Von mir aus kann es jederzeit weitergehen.«
    »Ich brauche keinen Landeanflug zu sehen«, wehrte Jamieson ab. Er wandte sich mit finsterer Miene an den jüngeren Mann neben ihm. »Meiner Ansicht nach wissen Sie nur genug, um gefährlich zu sein. Sie besitzen Grundkenntnisse auf allen möglichen Gebieten – aber damit können Sie noch keine Einsätze fliegen. Der Überprüfungsflug ist beendet.«
    »Wir sind hier, um alle Notfälle zu simulieren, Oberst«, sagte der Zivilist. »Der Übungsplan sieht einen Triebwerksausfall vor.«
    »Ich brauche keinen Landeanflug zu sehen«, wiederholte Jamieson. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und starrte den Unbekannten aufgebracht an. »Sämtliche Ausbildungsvorschriften für die B-2A wurden von mir verfaßt – Sie brauchen mir also nicht zu erzählen, was darin steht.« Der WST der B-2A war der realistischste Simulator der Welt, dessen Benutzer oft schon nach gewöhnlichen Einsatzflügen erschöpft und gestreßt waren. Aber der Unbekannte wirkte völlig entspannt und hatte offenbar keinen Tropfen Schweiß vergossen, als habe er statt Blut Eiswasser in den Adern. »Ich bezweifle nicht, daß Sie einen Landeanflug durchführen, die Checkliste herunterbeten und dieses Ding vielleicht sogar mit einem Triebwerk weniger landen können, obwohl Sie kein B-2A-Pilot sind«, fuhr Jamieson fort. «Aber Sie haben einfach nicht das Zeug dazu, diesen Bomber zu fliegen, Punktum.«
    Der Zivilist nahm seine Beurteilung erstaunlich gelassen auf, ließ sich kaum eine Reaktion anmerken und sah weiter geradeaus.
    Dabei hatte er gerade einen Überprüfungsflug mit Notfällen hinter sich, die selbst erfahrene B-2A-Piloten zur Verzweiflung hätten bringen können. Der Sim-Operator hatte den Flug mit einem Alarmstart begonnen, wie Jamieson ihn zuletzt vor fünf Jahren mit dem Bomber B-1B Lancer geübt hatte. Dann war eines der primären Hydrauliksysteme der B-2A völlig ausgefallen, aber nach kurzer, aber intensiver Diskussion hatten sie den Flug trotzdem fortgesetzt. Der Sim-Operator hatte mehrere kleinere Defekte eingestreut, von denen die Bordcomputer der B-2A die meisten automatisch kompensiert hatten. Beim ersten Bombenangriff hatten alle diese kleinen Defekte sich zu einer riesigen Fehlfunktion addiert, die den Abbruch des Einsatzes oder sogar das Aussteigen der Besatzung mit dem Schleudersitz erzwingen konnte.
    Aber sie waren nicht ausgestiegen – der Unbekannte hatte alle Schwierigkeiten gemeistert. Im stillen mußte Jamieson sich eingestehen, daß er keine Ahnung hatte, warum die B-2A nicht abgestürzt oder von der starken feindlichen Luftabwehr in Stücke geschossen worden war. Wurde es bei Überprüfungsflügen im Cockpit zu hektisch, fingen die Sim-Operatoren an, die äußeren Bedingungen zu verbessern – sie machten das Zielgelände ebener, verbesserten das Wetter oder reduzierten die feindliche Luftabwehr –, damit die Besatzung wenigstens eine Chance hatte, einen produktiven Übungsflug zu machen, selbst wenn sie bei der Prüfung durchfiel. Das war unrealistisch – die feindliche Luftabwehr wurde im Zielgebiet stärker, nicht etwa schwächer –, aber auf diese Weise war der Simulatorflug wenigstens nicht ganz vergebens.
    Der Unbekannte war nicht nur nicht durchgefallen, sondern der Sim-Operator hatte die Luftabwehr keineswegs verringert.
    Sie hatten es irgendwie geschafft, das Zielgebiet zu erreichen, aus großer Höhe einen Befehlsbunker mit mehreren Tausendkilobomben zu zerstören und anschließend im Tiefflug einen Radarkomplex mit Schüttbomben zu demolieren. Jamieson wußte nicht, wie der MG das hingekriegt hatte – er arbeitete mit so vielen Checklisten, jonglierte mit so vielen Fehleranzeigen und betätigte so viele Schalter, daß selbst Jamieson nicht mehr mitkam –, aber sie hatten irgendwie ihre Angriffe geflogen und das Zielgebiet mit lebender Besatzung und zwei funktionierenden Triebwerken verlassen. Das war mehr, als die meisten anderen Besatzungen mit ihrer Waffenlast geschafft hätten.
    Daß die Maschine zum Ausgangspunkt zurückkehrte, war bei

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