Stählerne Schatten
können Sie das, erweisen Sie den Vereinigten Staaten und der Islamischen Republik Iran einen großen Dienst. Können Sie das nicht, vergeuden wir hier alle unsere Zeit.«
Sahin nickte nachdenklich. »Ich versuche natürlich gern, Ihrem Wunsch nachzukommen, General Freeman«, bestätigte er. »Ich hoffe, das Glück zu haben, schon bald mit Minister Welajati oder Minister Forunzandeh sprechen zu können.«
»Sorgen Sie bitte dafür, daß folgende Mitteilung unverzüglich weitergegeben wird, Mr. Sahin«, forderte Freeman ihn auf.
»Wir haben vor, mit der Islamischen Republik Iran ein kleines Spiel zu spielen.«
»Ein Spiel, General?«
»Ja, Mr. Sahin. Für jeden Tag, an dem ein Amerikaner im Iran vermißt ist oder gefangengehalten wird, greifen die Vereinigten Staaten ein militärisches Ziel im Iran an. Sie wissen nicht, wo, wann oder wie, sondern nur, daß es passieren wird. Die Vereinigten Staaten werden diese Aktion weder ankündigen noch öffentlich kommentieren. Als Ziele werden wichtige Militäranlagen und Befehls- und Kontrollzentren ausgesucht. Diese Angriffe haben den Zweck, Luftabwehr, Kommandostrukturen, Mobilität, Fernmeldeverbindungen und Angriffsfähigkeit des Irans so zu beeinträchtigen, daß er im Falle eines Kriegsausbruchs Mühe hätte, seine Grenzen zu verteidigen, weil seine Streitkräfte erheblich geschwächt wären und kaum mobilmachen könnten.«
Tahir Sahin lachte nervös, »Eine recht merkwürdige Idee, General Freeman», sagte er zögernd. »Das… das wäre gleichbedeutend mit Terrorismus!«
»Nennen Sie’s, wie Sie wollen", wehrte Freeman ab. »Werden die Gefangenen nicht freigelassen, muß der Iran die Folgen tragen.«
»Ist das im Zusammenhang mit dem Vorschlag der Islamischen Republik zu sehen, alle ausländischen Kriegsschiffe aus dem Persischen Golf zu verbannen?« fragte Sahin. »Soll der Iran auf diese Weise in die Knie gezwungen werden?«
»Dies hat nichts mit dem Persischen Golf zu tun«, widersprach Freeman. »Der Präsident denkt im Gegenteil ernstlich über diesen Vorschlag nach und ist möglicherweise bereit, ihn mit gewissen Änderungen anzunehmen. Diese Sache betrifft ausschließlich die dreizehn vermißten Besatzungsmitglieder des Bergungsschiffes Valley Mistress. Der Präsident verlangt, daß diese Männer sofort unversehrt freigelassen werden, ohne im geringsten belästigt zu werden – ohne Befragung, ohne Verhör und erst recht ohne Folter.«
Sahin schüttelte den Kopf, während er sein Gegenüber mit dem Ausdruck höchsten Erstaunens betrachtete. »Das ist eine unerwartet feindselige und arrogante Haltung, die der Präsident plötzlich einnimmt, General Freeman«, stellte er fest. »Trifft der Präsident wirklich noch selbständig Entscheidungen, oder hat etwa das Militär die Macht im Weißen Haus übernommen?»
»Der Präsident entscheidet selbständig, das kann ich Ihnen versichern«, antwortete Freeman. »Hätte ich zu entscheiden, hätte ich inzwischen alle iranischen Militärstützpunkte zerstören, den iranischen Flugzeugträger auf den Boden des Golfs von Oman schicken und die Provinz Ormosgan von US-Truppen besetzen lassen.«
»Glauben Sie, daß eine derart kriegerische, unversöhnliche Haltung dazu beitragen wird, die Beziehungen zum Iran zu verbessern oder Verhandlungen zu erleichtern, General?«
»Sie haben mich offenbar mißverstanden, Mr. Sahin: Diesmal streben die Vereinigten Staaten keine Verhandlungen an«, sagte Freeman und wandte sich ab, um den Raum zu verlassen, »Die Angriffe beginnen und gehen weiter, bis unsere Forderungen erfüllt sind. Der Präsident ist unter Umständen zu Verhandlungen über den Abzug bestimmter Kriegsschiffstypen aus dem Persischen Golf bereit – aber was die Überlebenden der Valley Mistress betrifft, wird es keine Verhandlungen geben. Die Angriffe beginnen und gehen weiter, bis unsere Forderungen erfüllt sind. Guten Tag, Mr. Sahin.«
»Das ist… das ist höchst irregulär!« stieß Sahin hervor, als Freeman die Tür erreichte. »Ich brauche irgendeinen Beleg für dieses Gespräch, irgendeinen Beweis dafür, daß wir tatsächlich miteinander gesprochen haben… «
»Der einzige Beweis, den Sie brauchen, ist die Nachricht, daß ein militärisches Ziel tief im Iran zerstört worden ist«, wehrte Freeman ab. Er sah auf seine Armbanduhr Ulysses-Nar-din für mehrere Zeitzonen und fügte hinzu: »Tatsächlich müßte der erste Angriff gerade stattfinden. Er ist eine Vergeltungsmaßnahme für den willkürlichen
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