Staerker noch als Leidenschaft
und für Nicole das hübscheste kleine Mädchen auf der Welt, mit großen grauen Augen und seidigem schwarzen Haar. Zoe wollte es wachsen lassen, damit sie sich Zöpfe flechten konnte. Ein Lächeln stahl sich auf Nicoles Züge, als sie an dieses ehrgeizige Projekt dachte, und mit diesem Lächeln ging sie auf die beiden auf dem gemütlichen Sofa zu.
„Du hast es verpasst, Mummy.“ Zoe seufzte enttäuscht, als sie ihre Mutter sah.
„Das tut mir leid, Liebling. Aber da war ein Anruf für mich, ich konnte nicht schneller kommen.“ Sie setzte sich neben ihre Tochter und lächelte aufmunternd. „Erzähle mir, was du Tolles gesehen hast.“
Das kleine Gesichtchen leuchtete auf. „Sie haben eine Schmetterlingsfarm gezeigt.“
„Wie eine große Voliere“, erklärte Linda.
„Und da waren ganz viele hübsche Blumen, auf denen die Schmetterlinge sitzen konnten.“
„Tropische Blumen“, fügte Linda hinzu, „hauptsächlich Hibiskus.“
„Das war beim Regenwald von Kranda. Können wir dorthin gehen, Mummy?“
„Kuranda“, verbesserte die Großmutter hilfsbereit. „Das liegt in der Nähe von Cairns, oben in Nord-Queensland.“
Nicole schüttelte den Kopf. „Das ist zu weit weg, Zoe. Da hast du wirklich Glück gehabt, dass du dir das im Fernsehen hast anschauen können.“
Zoe seufzte traurig, aber sie beklagte sich nicht. Es gab Dinge, die konnte man tun, und dann gab es wieder andere Dinge, die man nicht tun konnte. Das hatte sie schon gelernt. „Die Schmetterlinge waren alle blau. Der Mann hat gesagt, sie heißen …“, eine tiefe Falte erschien auf der kindlichen Stirn, „…Issies.“
„Ulysses“, meinte Nicole leise. Schmerzlich erinnerte sie sich daran, dass der blaue Schmetterling aus Glas noch immer auf dem Podest in Quins Schlafzimmer stand. Ein Symbol für etwas, von dem er nichts wusste, von dem er gar nichts wissen konnte.
Zoe sah ihre Mutter vertrauensvoll an. „Wenn wir nicht hinfahren können, um sie zu sehen … kannst du dann einen für meinen Baum machen, Mummy? Wir haben noch keinen blauen, nicht so blau wie der Ulysses.“
Innerlich krümmte Nicole sich. Der Ulysses würde auf immer mit den Nächten mit Quin verbunden sein. „Schmetterlinge sind für einen besonderen Anlass, Zoe. Du wirst warten müssen.“ Vielleicht würde Zoe den blauen Ulysses ja vergessen und einen anderen finden. „Aber jetzt föne ich mir meine Haare zu Ende, und dann bringe ich dich ins Bett, einverstanden?“
„Ja.“
Linda bedachte ihre Tochter mit einem fragenden Blick. „Gehst du heute nicht mehr aus?“
„Nein, heute nicht. Ich muss mir wirklich schnell die Haare fönen, sonst sind sie nicht mehr zu bändigen“, plapperte sie übertrieben munter drauflos. Ihr stand nicht der Sinn danach, ihrer Mutter Fragen über das Telefonat mit Quin zu beantworten.
Doch nachdem Nicole Zoe zu Bett gebracht und ihr noch eine Geschichte vorgelesen hatte, fand sie bei ihrer Rückkehr ins Wohnzimmer ihre Mutter unruhig auf und ab gehend vor. Der Fernseher war auch ausgeschaltet. „Was ist los, Mum? Du verpasst deinen Lieblingskrimi.“
„Mir gefällt das nicht, Nicole. Am Telefon mit diesem Mann hast du dich so … so verbittert angehört. Richtig rachsüchtig.“ Linda rang nervös die Hände. „Es ist falsch, so schrecklich falsch. Ich hätte es nicht zulassen dürfen.“
„Du hast nichts zugelassen, Mum. Es war meine eigene Entscheidung.“
„Das kann nicht gut für dich sein.“
„Oh, ich weiß nicht. Auf eine bizarre Weise ist es das.“ Nicole lächelte verlegen. „Ich bezweifle, dass es noch einen Mann gibt, der im Bett so gut ist wie Quin. Es ist nicht gerade eine Folter, sechsundzwanzig Nächte mit ihm zu verbringen.“
„Liebst du ihn noch?“
„Nein.“
„Es gibt keinen wirklich guten Sex ohne Liebe“, hielt Linda ihr erregt entgegen.
Ganz bewusst tat Nicole diesen Einwand als unwichtig ab. „Zwischen Quin und mir besteht noch immer eine starke körperliche Anziehungskraft. Das ist schon in Ordnung, Mum, mach dir deshalb keine Sorgen.“
„Hier geht es um mehr, Nicole. Er wird dich wieder verletzen, ich habe es in deiner Stimme gehört. Man kann Menschen nicht ändern, sie sind, wie sie sind. Und sich an ihnen zu rächen, weil sie deine Erwartungen nicht erfüllen …“
„Das hat mit Erwartungen gar nichts zu tun, Mum“, unterbrach Nicole heftig. „Quin und ich haben eine Vereinbarung. Eine feste Abmachung, die nicht geändert werden kann. Das war alles, worauf ich
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