Staerker noch als Leidenschaft
zur Verfügung gestellt hatte, wusste ich, dass er sehr viel für Sie empfinden muss. Ich machte mir Sorgen, Sie könnten ihn ablenken von seinem Versprechen, ich würde mit hoch erhobenem Kopf nach Buenos Aires zurückkehren können, stolz auf meinen Sohn und das, was er erreicht hatte.“ Sie hob die Hände in einer entschuldigenden Geste. „Ich habe mich gewehrt, Sie kennen zu lernen. Weil ich Ihre Existenz in Joaquins Leben nicht akzeptierte. Ich verbot Joaquin, Sie mir gegenüber überhaupt zu erwähnen … Es ist also nur meine Selbstsüchtigkeit, die …“
„So weit musst du nicht gehen, mamá.“ Quin kam mit dem Kaffeetablett zurück und stellte es ab. „Nichts hätte mich davon abhalten können, mein Ziel zu erreichen. Ich dachte, ich könnte Karriere und Liebe miteinander verbinden, ohne Kompromisse zu machen. Doch mit dieser Einstellung verlor ich mehr, als ich ahnen konnte.“
Zoe.
„Aber du hast den Respekt der Familie in Buenos Aires zurückgewonnen, nehme ich an, da deine Mutter wieder dort lebt?“, fragte Nicole.
„Ja. Alle Schulden einschließlich Zinsen sind zurückgezahlt. Schon vor drei Jahren.“ Er klang fast zynisch, überhaupt nicht stolz auf das, was er geschafft hatte.
Doch seine Mutter hatte Stolz genug für sie beide. „Eine so ehrenvolle Tat. Meine Familie hat ihn schließlich als einen der Ihren anerkannt.“
„Warum bist du nicht dort geblieben?“, fragte Nicole neugierig.
Ironisch verzog Quin den Mund. „Ich bin immer noch meines Vaters Sohn. Mein Name lautet Joaquin Luis Sola. Hier in Australien bedeutet er nichts.“
„Ein unbeschriebenes Blatt“, ergänzte Nicole.
„Ganz so unbeschrieben wohl nicht.“ Sein Blick fiel auf die Tasche. „Können wir uns jetzt die Alben ansehen?“
Eine ehrenvolle Tat. Die Worte seiner Mutter hallten in Nicoles Kopf nach, als sie die Fotoalben hervorzog und in chronologischer Reihenfolge auf den Tisch stapelte. War es für ihn eine Sache der Ehre, ein guter Vater für Zoe zu sein?
Ehre hatte nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun.
Lust ebenso wenig.
Sie würde sehr, sehr vorsichtig sein müssen, um nicht Gefühle in Quins Handlungen hineinzuinterpretieren, die gar nicht vorhanden waren. Dieses Mal würde nicht nur sie den Preis zu zahlen haben. Zoe sollte keine Enttäuschungen erleben, weil sie Quin ganz natürlich als ihren Vater akzeptierte. Aber welche Möglichkeiten sie jetzt noch hatte, um das zu verhindern, wusste Nicole nicht.
Gemeinsam sahen sie sich Zoes Fotos an, die einzelnen Entwicklungsstufen vom Baby bis zum jetzigen Tage. Quin verhielt sich still, hörte Evitas interessierten Fragen und Nicoles bereitwillig gegebenen Antworten und Erklärungen zu. Erschreckt lauschte Evita dem Bericht über Zoes schwere Krankheit und war gerührt und begeistert von dem Schmetterlingsbaum.
„Oh, sie hat Ballettunterricht!“, rief Evita entzückt aus.
Sie waren beim letzten Album angekommen, die Fotos zeigten Zoe in ihrem pinken Tutu, die Arme hoch über dem Kopf erhoben.
„Sie lernt alle Tänze“, ließ Nicole Evita wissen. „Meine Mutter leitet eine Tanzschule, an der ich ebenfalls unterrichte. Seit Zoe auf ihren Beinen stehen kann, nimmt sie an den Kinderstunden teil. Sie liebt das Tanzen.“
„Meinen Sie, sie würde auch für mich tanzen, während ich hier bin?“, erkundigte sich Evita hoffnungsvoll.
„Lass uns erst einmal abwarten, mamá “, mischte Quin sich ein, während Nicole das Fotoalbum schloss. Sie war zu verwirrt über die Bitte, um sofort eine Antwort zu finden.
Es schien albern, solche Angst zu verspüren, dennoch … Sie hatte Evita Gallardo gerade erst kennen gelernt, und sie hatte noch keine Zeit gehabt, sich zu überlegen, wie sie Zoe eine zweite Großmutter vorstellen sollte. Das Gefühl, in neue Beziehungen gezwungen worden zu sein, anstatt eine Wahl zu haben, löste eine Welle der Panik in ihr aus. Erst Quin, jetzt seine Mutter. Ihr schien es, als wäre das besondere Verhältnis zwischen ihr und ihrer Tochter bedroht.
„Ich wollte nicht drängen.“ Evita legte ihre Hand auf die von Nicole und drückte ihre Finger. „Ich bin übermüdet, und diese Fotos zu sehen war …“ Sie seufzte und tätschelte Nicoles Hand. „Ich ziehe mich jetzt zurück. Dann können Sie und Joaquin alles Weitere in Ruhe besprechen und die beste Entscheidung treffen.“
Quin stand auf, als seine Mutter sich vom Sofa erhob, und bot ihr seinen Arm. „Kann ich noch etwas für dich tun, mamá ?“
„Nein.“
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