Staerker noch als Leidenschaft
Leben teilen wollte. Nicht nur den Teil, den er ihr bisher schon eröffnet hatte, sondern alles.
„Was du heute Abend von meiner Mutter erfahren hast, war nicht nur meine Lebensgeschichte, Nicole, sondern auch ihre. Eine sehr persönliche und sehr schmerzliche Geschichte, die sie zwang, ihre Heimat zu verlassen. Sie wollte nicht, dass irgendjemand hier davon erfuhr. Dieses Kapitel wäre nie zu Ende gewesen, hätte ich nicht dafür gesorgt. Ich habe das Geld zurückbezahlt. Jetzt bin ich frei von diesem Druck. Frei, um andere Verantwortungen übernehmen zu können und mich ganz darauf zu konzentrieren.“
Verantwortungen … Dachte er so über Ehe und Vaterschaft? Nicole wollte nicht, dass es eine Sache der Ehre für ihn war, sie zu heiraten. Eine Verantwortung, die er sein ganzes Leben würde tragen müssen.
„Ich kann verstehen, warum du dich … zur Seite geschoben fühltest, als wir damals zusammen waren“, fuhr er fort. „Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, um es zu ändern, aber ich kann dir versprechen, dass es jetzt anders sein wird.“
„Wie anders? Ohne Sex?“, schnaubte sie. Der unwirsche Vorwurf ihrer Frage entfuhr ihr aufgrund ihres eigenen Verlangens nach ihm. Heiße Scham durchzog sie.
Für Sekunden war die Atmosphäre im Wageninneren aufgeladen mit verletzender Wut und Enttäuschung – ihrer und seiner. Dann ertönte hinter ihnen eine Hupe. Die Ampel war längst auf Grün umgesprungen. Quin legte den Gang ein und drückte das Gaspedal herunter.
„So viel Sex, wie du willst“, entgegnete er zerknirscht.
Nicole konnte sich nicht zurückhalten. „Tatsächlich? Ich dachte, das sei auch zur Seite geschoben worden, seit du von deiner Tochter weißt.“
„Es gibt andere Dinge, die Vorrang haben.“
„Zum Beispiel die Planung einer Hochzeit, ohne vorher überhaupt mein Einverständnis einzuholen?“, fragte sie schnippisch.
„Zum Beispiel die Vergangenheit zu bereinigen, um eine gemeinsame Zukunft auf gegenseitigem Vertrauen aufbauen zu können.“
„Für eine gemeinsame Zukunft brauchen wir mehr als nur Vertrauen.“
„Ich dachte, es sei längst geklärt, dass der Sex zwischen uns gut ist. Aber wenn du noch einen weiteren Beweis brauchst …“
„Ich rede nicht über Sex!“
„Doch, tust du.“ Seine Augen funkelten vor Ärger. „Wenn das das Einzige ist, wofür ich gut genug bin, dann werde ich es so gut machen, dass du ohne diese Befriedigung nicht mehr leben kannst!“
Noch während er sprach, riss er das Lenkrad herum und lenkte den Wagen über mehrere Spuren, um links in die nächste Straße abbiegen zu können.
Sein abruptes Manöver hatte Nicole erschreckt. „Was machst du da?“
„Ich fahre zu einem Hotel. Damit wir absolute Privatsphäre haben.“
Sie hatte wirklich nicht an Sex gedacht, sondern an Liebe. Vertrauen und Liebe. Dennoch begann ihr Puls zu rasen, Adrenalin schoss durch ihre Adern, wenn sie sich die aufregenden Bilder von Quin und sich selbst in einem Bett vorstellte. Sie würde mit ihm zusammen sein, ihn ganz für sich haben und in der wunderbaren Ekstase die Sorgen und Konfusion der letzten Tage vergessen können.
Doch das war keine Lösung. Und wenn sie nicht protestierte, bildete er sich noch ein, er könne sie herumkommandieren und mit ihr machen, was er wollte. „Du sagtest deiner Mutter, du seiest in einer Stunde wieder zurück.“
Ihre Bemerkung zeigte keinerlei Wirkung auf ihn. „Meine Mutter hat meine Handynummer“, erwiderte er nur. „Sie kann mich jederzeit erreichen, sollte sie sich Sorgen machen – was ich bezweifle. Und deine Mutter erwartet dich heute Nacht nicht zu Hause, oder?“, fügte er mit einem abschätzigen Seitenblick auf sie hinzu.
Er sprach von der Abmachung. Die dreizehnte Nacht. Für die er so viel Geld bezahlt hatte, dass Nicole nicht widersprechen durfte. Dabei wollte sie gar nicht widersprechen, sie wollte, dass die Abmachung ihre Gültigkeit behielt. Damit ihre Tochter herausgehalten wurde, damit ihre Mutter nicht hineingezogen wurde … Wieso war sie Quin gegenüber so ablehnend eingestellt, obwohl er doch jetzt alles tat, um sie zufrieden zu stellen?
Weil es jetzt nicht mehr nur um sie ging, sondern um viel mehr. Sie konnte einfach nicht gutheißen, wie entschlossen er sich in ihr Leben drängte.
Sie bogen jetzt auf die Auffahrt zu einem luxuriösen Hotel am Hyde Park ein. Ein Angestellter kümmerte sich um den Wagen, Quin schob Nicole in die geräumige Lobby und verschwendete keine Zeit, sondern
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