Staerker noch als Leidenschaft
Für einen Moment lehnte sie sich an ihn, dann straffte sie die Schultern und nickte Nicole zu. „Gute Nacht, meine Liebe. Ich bedaure, dass unser Zusammentreffen mit so großer Verspätung stattfand.“
Nicole nickte ebenfalls und brachte es nicht über sich, mehr als höflich zu sein. „Gute Nacht.“
„Du brauchst mich nicht zu begleiten, Joaquin, ich finde allein zu meinem Zimmer.“
„Wie du wünschst, mamá .“
Sie küsste ihn auf die Wange und wandte sich zur Tür.
„Ich werde Nicole nach Hause fahren“, sagte Quin noch zu ihr. „Es dauert nicht lange, höchstens eine Stunde.“
Das war’s für den heutigen Abend?
Fassungslos sah Nicole zu Quin, der seiner Mutter nachschaute.
Dann begriff sie.
Am Montag kein Sex. Heute kein Sex. Der Deal war hinfällig geworden.
Ab jetzt drehte sich alles nur noch um Zoe.
9. KAPITEL
Die luxuriöse Ausstattung von Quins Wagen nahm Nicole nicht wahr, auch nichts von der Umgebung. Die Nähe des Mannes neben ihr beherrschte ihre Gedanken – und die unbereinigten Angelegenheiten zwischen ihnen, die dringend geklärt werden mussten. Seit sie Quins Wohnung verlassen hatten, war kein Wort mehr gesprochen worden. Dieses Schweigen zerrte an Nicoles Nerven.
Endlich schaffte sie es, die Lippen zu bewegen. „Wie lange bleibt deine Mutter?“
„Bis zur Hochzeit“, lautete die sachliche Antwort.
Sie sah ihn verdattert an. „Welche Hochzeit?“
Quin warf ihr einen Seitenblick zu, der sich über ihre Frage lustig machte. „Die Hochzeit, die schon vor fünf Jahren hätte stattfinden sollen.“ Dann konzentrierte er sich wieder auf die Straße vor ihm.
Nicole biss sich auf die Lippen, um bei solcher Dreistigkeit nicht die Beherrschung zu verlieren. Als sie glaubte, sich wieder genügend unter Kontrolle zu haben, stieß sie erbost hervor: „Wir haben zwei Jahre zusammengelebt, Quin. Eine Ehe stand damals für dich nicht zur Debatte. Ich wollte und will keine überstürzte Heirat wegen einer ungewollten Schwangerschaft.“
„Es war also nicht geplant?“
Sie war schockiert über seine Unterstellung. „Von mir jedenfalls nicht.“
„Du nahmst doch die Pille.“
„Mein Arzt erklärte mir, dass die Wirkung nicht mehr hundertprozentig sicher ist, wenn man Magenprobleme hat. Erinnerst du dich an die Party an jenem Abend? Ich hatte dort etwas Schlechtes gegessen und musste mich übergeben.“ Sie konnte es immer noch nicht fassen. „Wie kommst du nur auf den Gedanken, ich könnte es auf eine Schwangerschaft angelegt haben?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich versuche zu verstehen, warum du mir nichts gesagt hast, Nicole. Zoe ist auch ein Teil von mir. Wieso wolltest du sie nicht mit mir teilen? Ich habe so viel Zeit verpasst …“
„Und warum wolltest du nicht mit mir teilen, was deine Mutter mir heute Abend erzählt hat?“, schoss sie zurück. Sie weigerte sich, sich von ihm Schuldgefühle einreden zu lassen.
„Das hatte nichts mit dir zu tun.“
Mit dieser abweisenden Antwort rechtfertigte er nur ihre Entscheidung von vor fünf Jahren! „Richtig“, fauchte sie. „Ich existierte ja nur am Rande deines Lebens, nicht im Zentrum. So kann ich heute nicht mehr leben. Und ich will auch nicht, dass Zoe so leben muss.“
„Du warst das Zentrum meiner Freude, Nicole“, sagte er leise. „Das andere Leben, der Rest, das war Kummer und Schmerz.“
„Nun, dann lass dir gesagt sein, Quin, wenn man jemanden liebt, dann teilt man Freude und Leid mit ihm. Das solltest du schnellstens lernen, wenn du Zoe ein guter Vater sein willst.“
Ihre Stimme zitterte. Der ganze Abend war geladen gewesen mit Emotionen, nun bahnten sich diese Emotionen ihren Weg. Verzweifelt presste Nicole die Lippen zusammen. Sie durfte Quin nicht wissen lassen, wie sehr sie sich nach seiner Liebe sehnte. Immer gesehnt hatte. Dass er sich jetzt so gänzlich auf die gemeinsame Tochter konzentrierte, versetzte ihr sogar einen kleinen Stich der Eifersucht auf Zoe, und das durfte einfach nicht sein. Das konnte zu nichts Gutem führen.
Sie hielten vor einer roten Ampel an. Quin wandte ihr das Gesicht zu, die Miene ernst, seine Augen hielten die ihren fest gefangen, ließen die Hoffnung in ihrem Herzen keimen, dass sie ihm wichtig war, wirklich wichtig. Nicht nur, weil sie einander körperliche Freuden schenkten, nicht nur, weil Nicole die Mutter seiner Tochter war. Mit aller Kraft wünschte sie sich, sie möge die eine Frau sein, die er mehr liebte als alle anderen, diejenige, mit der er sein
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