Stahlfront 1: Die Macht aus dem Eis
weg.
Während sich der Hallenboden schloß, senkten sich auch die beiden anderen Käfige herab.
Sofort kümmerten sich einige Männer um Geyer und stützten ihn.
Einige andere Schwarzgekleidete kamen auf Wittmann zu. Einer öffnete die Käfigtür, ein anderer deutete auf die Maschinenpistole und streckte fordernd die Hand aus. »Willkommen an Bord von SZ 47 > Adolf Jäckel<. Bitte geben Sie mir die Waffe. Die brauchen Sie hier an Bord nicht mehr .«
Magnus hatte längst gesehen, daß niemand in der Halle bewaffnet war. Manch einer wäre versucht gewesen, die MP unter diesen Umständen zu behalten.
Aber er wußte es besser.
Das hier waren keine gewöhnlichen Männer. Sie alle waren groß, stark und durchtrainiert.
Mit einem oder zweien von ihnen hätte er sich locker anlegen können, aber keinesfalls mit der ganzen Mannschaft, MP hin oder her.
Lächelnd gab er dem Mann, was der wollte, und der lächelte wissend zurück. Er hatte genau bemerkt, daß Wittmann rasch die Lage gepeilt hatte.
Ein Offizier betrat die Halle, und Manfred stöhnte leise auf. Er hatte die Uniform ebenso erkannt wie sein Freund: schwarz, bedrohlich, deutsch.
Im Gegensatz zu Behrens allerdings fiel Wittmann sofort auf, daß an dieser Uniform weder die typischen Runen noch irgendwelche Hakenkreuze zu finden waren. Als Verfassungsschutzmann erkannte er den Gotenadler am rechten Kragenspiegel sofort: Er hatte die geheimnisvollen Thule-Truppen gefunden!
Der Mann stellte sich als Truppenarzt Hauptmann Hilgers vor. »Ich muß Ihnen Generalmajor Geyer entreißen. Es sieht zwar so aus, als hätten Sie seine Wunde erstklassig versorgt, aber ich möchte doch lieber noch einmal einen Blick darauf werfen !«
Generalmajor! Baumbachs Kontaktmann war ein hochrangiger Offizier! Während Hilgers mit Geyer verschwand, brachte ein Schwarzgekleideter die beiden anderen Neuankömmlinge in eine Art Messe. Dort verkehrten weitere Offiziere, die ihnen neugierige Blicke zuwarfen.
Magnus setzte sich stumm an einen Tisch, der ihm zugewiesen wurde, Manfred ließ sich neben ihm nieder. Mit aufgerissenen Augen und deutlichen Anzeichen des Entsetzens starrte er in den Raum voller schwarzuniformierter, überwiegend blonder Männer. »Die SS! Wir sind in den Händen der SS !« murmelte er immer wieder entsetzt vor sich hin.
Magnus legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Du irrst dich, mein Freund. Und vor allem sind wir nicht länger in Gefahr. Immerhin war die Polizei hinter uns her !«
»Ja, weil du dich mit dieser Mörderbande eingelassen hast, wie mir nun klar wird!« In Manfreds Augen schimmerten Tränen nur schwer unterdrückter Wut.
»Ich sehe keine Mörder, wenn ich mich umschaue. Es war die Polizei, die ein Hotel voller unschuldiger Menschen in die Luft sprengte, nur um uns zu erwischen, schon vergessen ?«
»Verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen. und wenn ich sehe, daß es noch immer Truppen wie diese gibt, kann ich mir die Verzweiflung unserer Regierung bestens vorstellen .« Er verschränkte die Arme vor der Brust und senkte das Kinn. Offenbar hatte er keine Lust mehr, über das Thema zu sprechen.
Es fiel auf, daß offenbar niemand daran dachte, die beiden Fremden an Bord zu bewachen. Entweder war die Besatzung des »Stahlzepps« - so recht vermochte sich Wittmann unter dieser Bezeichnung nichts vorzustellen - sehr von sich eingenom-men oder sehr unvorsichtig. Nun, er würde erst einmal abwarten und alles auf sich zukommen lassen.
Der Mann, der sie hergebracht hatte, kehrte mit zwei dampfenden Kaffeetassen zurück und stellte sie vor den Männern auf den Tisch. »Der wird Ihnen schmecken. Ich lasse Sie jetzt allein. Generalmajor Geyer wird gleich Zeit für Sie haben !«
»Danke, Kamerad. Dürfen Sie mir Ihren Namen nennen ?«
»Selbstverständlich, Herr Oberleutnant. Ich bin Gefreiter Nilges. Guten Tag!«
Der Mann salutierte lässig und ging aus der Messe. Magnus war verblüfft. Anscheinend hatte jeder an Bord schon gewußt, welche »Gäste« man in den Bergen abholte. Sogar über seinen letzten Dienstrang war man informiert. Erstaunlich.
Oder erschreckend - je nach Perspektive.
Der Kaffee war hervorragend.
Als Geyer in die Messe zurückkam, trug er eine funkelnagelneue Generalsuniform, selbstverständlich schwarz, mit hohen Lederstiefeln und Reiterhose. Auf seinem Kopf saß eine schwarze Schirmkappe, an der ebenfalls der Gotenadler prangte. Er holte sich zuerst einen Kaffee von der Ausgabe und kam freundlich
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