Stahlfront 2: Versenkt die Hindenburg
er den Thule-Truppen angehörte. Einflußreiche Gruppen (vermutlich mit Verbindungen bis hinauf in höchste Regierungskreise) machten nicht nur Jagd auf ihn - sie wollten vermutlich auch die Operation »Reinemachen« sabotieren und die »Hindenburg« ins Verderben locken.
Magnus mußte Thule warnen. Aber das war nur sinnvoll, wenn er eine abgeschirmte Leitung zur Verfügung hatte. Sein abhörsicheres Funkgerät war leider gerade explodiert.
Natürlich hatte er einen Ausweichplan in der Hinterhand, doch um den in die Tat umzusetzen, mußte er vermutlich durch halb Berlin laufen. Das ging besser, wenn ihm nicht allzuviele Schnüffler auf den Fersen waren. Er starrte zu dem Kastenwagen der türkischen Großbäckerei hinüber, der schräg gegenüber dem brennenden Hotel auf der anderen Straßenseite stand, unbeachtet von dem tobenden Mob.
Auf den ersten Blick sah das Fahrzeug wie ein gewöhnlicher Kleinlaster aus. Es war schmutzig und rostete an einigen Stellen - doch nicht an den tragenden Teilen. Und die kleinen Antennen, die aus dem Dach des Kastens herausstanden, waren höchst verräterische Hinweise für denjenigen, der sie zu lesen verstand. Der »Brotwagen« war in Wirklichkeit ein geheimdienstliches Überwachungsfahrzeug, vermutlich ausgestattet mit allen Schikanen moderner Technik. Magnus war überzeugt davon, daß sich in dem Aufbau mehrere Agenten verbargen.
Er wußte zwar nicht, welchem Geheimdienst sie angehörten, aber es war davon auszugehen, daß die Männer in dem Wagen die Meute hergelockt und zu dem Brandanschlag auf das Hotel verleitet hatten.
Vermutlich hatten sie das Chaos nutzen wollen, um sich unbemerkt an Wittmanns Gepäck zu schaffen zu machen. Ihr Plan war zwar aufgegangen, hatte aber nicht zum beabsichtigten Erfolg geführt, wie die Explosionen gezeigt hatten.
Der Hauptmann in geheimem Einsatz hatte nicht vor, sich all die Hinterhältigkeiten, die ihm an diesem Abend widerfahren waren, ungestraft bieten zu lassen. Die Lakaien der AIn hatten ihn zu ermorden versucht und ein schönes altes Hotel abfackeln lassen, nur um an seine Ausrüstung zu gelangen. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, wieviel unschuldige Todesopfer der Brand gefordert hatte.
Er dachte lieber darüber nach, wie er es den Kerlen in dem Kastenwagen heimzahlen konnte.
Doch so sehr Magnus auch auf Rache aus war, so blieb er doch auch stets ein kühler und besonnener Planer. Er hatte in dieser Nacht höchstwahrscheinlich noch einen weiten Weg vor sich, und das Gesicht Erol Bülbüls würde ihm dabei sehr von Nutzen sein - aber nur solange es den Behörden nicht bekannt war.
Sollte er sich dem Fahrzeug nähern, würde er automatisch von den verborgenen Kameras erfaßt. Auch wenn es ihm gelang, den Wagen wie geplant auszuschalten, wären seine Bilder längst drahtlos in die zentrale Leitstelle übertragen worden und könnten von dort bei Bedarf an jede einzelne Dienststelle der Polizei weitergeleitet werden. Er brauchte eine Tarnung.
Der vermutlich aus Nordafrika stammende junge Mann mit der viel zu großen bunten Kapuzenjacke, der im imitierten Schaukelschritt amerikanischer Gettoneger betont lässig an ihm vorbeischlurfte, kam ihm gerade recht. Vermutlich war er von Feuer und Aufruhr angelockt worden wie die Motte vom Licht und hatte nicht die geringste Vorstellung davon, was hier wirklich ablief.
»Ey, Mann, 'sch muß dir was wichtjes zeijn!«
Verblüfft schaute der junge Mann auf, hielt inne. Das genügte Magnus, um ihn in den dunklen Eingang eines Hauses gerade außerhalb des Überwachungsbereichs des Geheimdienstfahrzeugs zu ziehen. Ein gezielter Hieb an die Schläfe des Fremden ließ ihn wie einen nassen Sack zusammenbrechen, und schon hatte ihm der Deutsche die Jacke vom Leib gezogen und sich selbst übergestreift. Er klappte die Kapuze hoch und zog sie so tief wie möglich über sein Gesicht, machte den Rücken krumm und schaukelte los.
So gut er konnte, imitierte er den schaukelnden Gang, mit dem die Gestalten, die heute auf den Straßen der deutschen Großstädte immer zahlreicher zu sehen waren, so gern über die Straßen schlurften. Vor seinem inneren Auge ließ er die Gorger der Division »Demjansk« aufmarschieren und versuchte, sich nach Möglichkeit so zu bewegen wie sie.
Offenbar mit Erfolg, denn niemand beachtete ihn, als er an dem Kastenwagen vorbeischlenderte und dann mit einem raschen Griff die doppelflügelige hintere Laderaumtür prüfte.
Abgeschlossen, selbstverständlich. Aber nicht
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