Stahlfront 6: Aldebaran... und Mars!

wild, sie waren laut, und sie waren bedrohlich -doch sie waren auch derart diszipliniert, daß sie keinen einzigen Schuß abgaben, egal wie wild die Waffen auch geschwungen wurden.
    Was aussah wie ein schreckliches, urtümliches Spektakel, war in Wirklichkeit eine diszipliniert einstudierte Schau, die dazu dienen sollte, Gegner einzuschüchtern, die nicht ganz auf dem zivilisatorischen Niveau des Reiches standen.
    Der Oberst hatte gehofft, auf diese Art und Weise den einen oder anderen Feind zu ängstigen und so ein wenig in der Kampfkraft schwächen zu können. Doch das, was jetzt und hier auf Voestheim geschah, hatte er sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen erhofft.
    Denn die braunen Menschen hatten plötzlich keine Augen mehr für Magnus Wittmanns Sondereinheit und die Flugscheibe. Erst steckten sie tuschelnd die Köpfe zusammen, dann wurden Rufe laut. Erst einzelne, dann viele und schließlich alle Kämpfer erhoben sich aus der Deckung, deuteten auf die Gorger - und dann fiel der erste Braune auf die Knie!
    Immer mehr machten es ihm nach, etliche warfen sich sogar vollends zu Boden - die Szene war derart bizarr, als wäre ein Gott auf Voestheim erschienen!
    *
    Oder waren es doch Götter?
    Ali Azimi wußte nicht, was er von der merkwürdigen Situation halten sollte, doch er gedachte sie gründlich auszunutzen.
    Er gab seiner Truppe den Befehl, die Motorräder und Aufsitzfahrzeuge hier oben zurückzulassen und die Düne hinab in breiter Front zu Fuß vorzurücken. Er winkte Sefa, seinen Lieblingsgorger, zu sich, und gab ihm einen kurzen Befehl. Das mächtige Hybridwesen mit dem Herz eines Kindes grinste nur breit, so daß man seine gewaltigen Fangzähne sah. Das Gebiß eines Gorgers war so groß - und so stark! - wie das eines Löwen.
    Sefa trat hinter den Oberst und faßte ihn mit seinen breiten Pranken rechts und links an der Hüfte. Dann hob er den durchtrainierten, ausgewachsenen Mann hoch wie eine Spielzeugpuppe und trug ihn ohne sichtbare Anstrengung vor sich her, so wie ein katholischer Priester bei einer Prozession die Monstranz präsentierte.
    Kaum hatten sich die Gorger in Bewegung gesetzt, rückten sie im Gleichschritt vor, obwohl ihre Linie weit auseinandergezogen und alles andere als gerade war. Doch wenn Leutnant Scheer das rechte Bein vorsetzte, setzten auch alle Gorger das rechte Bein vor und riefen dabei wie ein Mann: »Humm !«
    Machte der Leutnant den nächsten Schritt mit links, vollzogen den auch alle Gorger und riefen: »Hamm !«
    So kam die Front der furchteinflößenden Hybriden den Hang aus Sand herab wie ein Mann, und ihr »Humm, hamm! Humm, hamm !« donnerte durch die trockenheiße Wüstenluft wie eine Schreckensbotschaft aus der Hölle oder von einem noch schlimmeren Ort. Und über allem schwebte wie ein Engel des Todes der stumme Oberst Azimi, getragen vom einzigen Gorger, der sich am Chor der Stimmen nicht beteiligte und nur Augen für den schwarzgekleideten Mann in seinen hocherhobenen Händen hatte.
    Langsam und gleichmäßig näherte sich die Gorgertruppe den vordersten Reihen der braunhäutigen Menschen. Auch der letzte von ihnen, der bis jetzt noch nicht gekniet hatte, um besser sehen zu können, warf sich nun ehrfurchtsvoll zu Boden.
    Plötzlich blieben die Gorger stehen, und der Chor ihrer Kampflaute erstarb übergangslos. Die jetzt eintretende Stille hatte etwas Gespenstisches.
    Sefa schritt weiter voran, bis er unmittelbar vor den vordersten Braunhäutigen stand. Noch höher als zuvor schon reckte er Azimi in die Luft. Der Oberst hatte die Arme vor der Brust verschränkt und zog die grimmigste Miene, zu der er fähig war.
    Sefa präsentierte ihn nach allen Seiten, als segne er die auf dem Boden liegenden mit dem Mann in seinen Händen.
    Dann blieb er stehen und hielt den Oberst ruhig hoch.
    Es war totenstill in der Wüste.
    Ali spürte, wie der Gorger unter ihm tief Luft holte und dann losbrüllte, wie er es ihm auf dem Weg die Düne hinab aufgetragen hatte: »Alles herkommen !«
    Alle Gorger der drei Kompanien folgten dem Befehl und scharten sich um Sefa und ihren Oberst. Die Hybridwesen waren zwar nicht sonderlich helle, aber durchaus in der Lage, auch Kommandos auszuführen, die zuvor nicht eingeübt waren. Und sie verfügten über ausreichend Intelligenz, um zu erkennen, daß von den auf dem Boden liegenden Menschen keine Gefahr ausging.
    Also taten sie, was Sefa von ihnen verlangte, auch wenn die meisten die Situation komisch fanden. Sie alle scharten sich um