Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
Vom Netzwerk:
Britta verstand es nicht. Wie konnte ihr Bruder nur so naiv sein?
    »Das sind die Einzigen, die solche Abende veranstalten. Ist auch egal. Das Kind liegt im Brunnen. Die Schuldscheine müssen ausgelöst werden, sonst bin ich dran. Sie werden mir die Knochen brechen, jeden einzelnen. Bitte, Britta, hilf mir.« Ulf hatte Brittas Hand ergriffen, in seinen Augen spiegelte sich die blanke Angst. »Ich weiß nicht mehr weiter«, schluchzte er, »Rainer soll davon aber nichts erfahren.«
    »Mein Gott, Ulf, wo hast du dich da nur wieder reingeritten? Kannst du nicht endlich normal leben, wie andere Menschen auch?« Ärgerlich zog Britta ihre Hand zurück.
    »Ich hatte mir vorgenommen, nur dieses eine Mal noch. Ehrlich, Schwesterherz. Mit dem gewonnenen Geld hätte ich all meine Schulden begleichen können. Ich hätte mir etwas Neues aufgebaut. Nur aus diesem Grund habe ich mich darauf eingelassen. Bitte… bitte, Britta, lass mich nicht im Stich, ich bitte dich inständig.«
    Britta atmete tief durch.
    »Natürlich werde ich dir helfen«, sagte sie schließlich. »Aber wir müssen verhindern, dass so was noch mal geschieht. Ich will und kann dich nicht dauernd aus der Scheiße holen. Und selbst wenn ich es wollte, meine Mittel sind auch begrenzt.«
    »Aber du kannst doch von zu Hause immer etwas kriegen.«
    »Ulf, es geht nicht nur darum, ob ich etwas bekommen kann. Ich will einfach nicht. Wenn du nicht endlich erwachsen wirst und dein Leben in den Griff kriegst, ist Schluss. Hör mir jetzt gut zu: Dieses eine letzte Mal helfe ich dir. Du brauchst es danach nie mehr zu versuchen. Ist das klar?«
    »Klar, Britta, ich danke dir.« Ulf schniefte.
    »Ich werde dir morgen einen Scheck schreiben, und du kannst dir das Geld holen. Aber denk daran: Danach gibt es nichts mehr, wirklich nie wieder!«
    »Ich habe verstanden, Britta. Du kannst dich auf mich verlassen.« Ulf drückte seine Schwester erleichtert an sich.
    Nach einer kurzen Verabschiedung gingen beide auf ihr Zimmer. Rainer war zwar interessiert, was gewesen war, aber Britta mauerte. Natürlich war die Stimmung für heiße Liebesspiele an diesem Abend dahin. Britta kuschelte sich lediglich besonders eng an Rainer, als könnte seine Nähe sie von allem Unheil fernhalten.
    Am nächsten Morgen frühstückten alle drei gemeinsam. Ulf wollte ziemlich früh wieder nach Hause. Britta steckte ihm den Scheck unauffällig zu, als Rainer gerade am Buffet Nachschub holte. Ulf verabschiedete sich gleich nach dem Frühstück. Er gab Rainer freundlich die Hand, fand ein paar charmante Worte und umarmte Britta besonders lange, als sei es ein Abschied für immer. Dann verschwand er so schnell, wie er aufgetaucht war.
    Rainer merkte, dass Britta irgendetwas beschäftigte. Er fand, dass das Wiedersehen mit dem Bruder keine glückliche Fügung gewesen war, wollte Britta jedoch nicht durch Nachfragen weiter belasten. Stattdessen schlug er vor, die Insel zu wechseln, er sei nicht so begeistert von Korfu. Insgeheim hoffte Rainer, dass der Ortswechsel Britta guttun würde. Vielleicht kam sie auf andere Gedanken.
    Also packten die beiden ihre Sachen zusammen, bezahlten die Hotelrechnung und machten sich auf den Weg zum Flughafen, wo sie eine kleine Maschine charterten. Vorher hatte Britta noch das Andenken, den zweiten Kugelschreiber, für Ulf besorgt. Der Flug passte sich Brittas Stimmung an. Böige Winde brachten das kleine Flugzeug schwer ins Schwanken. Es war, als hätte der Pilot Kängurubenzin getankt oder das Flugzeug flöge über Kopfsteinpflaster. Die Maschine hüpfte und bockte. Der Pilot hatte alle Hände voll zu tun, sie auf Kurs zu halten. Trotzdem erreichten sie ihr nächstes Ziel.
    Die erhoffte Wirkung des Ortswechsels trat bei Britta ein. Vielleicht war der bewegte Flug hilfreich gewesen. Sie hatte jedenfalls die miese Stimmung hinter sich gelassen. Die Tage verliefen wieder so, wie sie geplant waren, mit Faulenzen am Meer, gemütlichen Abenden in verträumten Gaststätten, Spaziergängen im Mondschein am Strand, unterbrochen durch leidenschaftliche Küsse und sehnsüchtige Blicke hinaus aufs Meer. Die Leidenschaft im Bett war ebenfalls zurückgekehrt.
    Der Urlaub verflog nur so. Britta und Rainer waren glücklich. Britta hatte die Angelegenheit um ihren Bruder verdrängt. Der Urlaub hatte beiden klargemacht, dass sie zueinander gehörten und dass es passte zwischen ihnen.
    Als ihnen in den letzten Tagen des Urlaubs diese Tatsache aufging, begannen sie, darüber zu sprechen, wie es

Weitere Kostenlose Bücher