Stahlhart
teilnahmsvoll. Er konnte sich vorstellen, wie die Ermittlergruppe sich gefühlt hatte, als sie hörte, dass ihnen jemand vor die Nase gesetzt wurde. Ihnen wurde nicht zugetraut, die Taten allein aufzuklären.
»Aber mal ehrlich, Roland, was ist denn deine private Meinung?«, hakte er schließlich nach.
»Ich weiß nicht, was ich denken soll«, erklärte der Kommissar. »Es spricht vieles für diese Theorie, trotzdem habe ich so ein Bauchgefühl, als wenn hier keine auswärtigen Banden im Spiel sind. Die Taten passierten alle in Bremen und umzu.
Nur Wildeshausen liegt mit 50 Kilometern etwas weiter weg, aber immer noch relativ dicht bei. Wenn es um organisiertes Verbrechen ginge, warum nur hier? Außerdem war die Beute bisher fast unbedeutend gering. Irgendwie glaube ich, dass es anders ist, als wir denken.« Er machte eine kurze Pause. »Was meinst du?«, fragte er schließlich Jens Goldstein.
»Da ihr eine Nachrichtensperre verhängt habt und ich nur die Details kenne, die ihr rausgebt, habe ich mir bisher keine Meinung bilden können. Ich kenne nur die Fakten, die keinen tieferen Einblick erlauben.«
»Es gibt da was«, begann Roland Ernst, »aber ich muss davon ausgehen können, dass du keinerlei Gebrauch davon machst. Kein Wort zu niemandem, nichts Schriftliches, keine Einbeziehung Dritter. Kann ich mich darauf verlassen?«
Jens Goldstein schaute Roland Ernst erstaunt an. Ein Freundschaftsbeweis ersten Grades mit immens hohem Vertrauenspotenzial. Das hatte er in dieser Form nicht erwartet.
»Ich werde doch meine Quellen nicht zuschütten«, versuchte er zu scherzen.
»Ich werte das als ein Ja und vertraue dir«, erwiderte Roland. Er zog Fotos aus seiner Tasche. »Diese Fotos stammen vom letzten Tatort in Wildeshausen. Der oder einer der Täter hat nun doch einen Fehler gemacht. Die Spurensicherung fand das hier.«
Mit diesen Worten schob Roland Ernst ein Bild über den Tisch. Es zeigte einen silbernen Kugelschreiber, scheinbar zufällig an einem Tischbein liegend.
»Ein Kugelschreiber?«, fragte Jens, »was ist damit?«
»Der ist absolut nicht zuzuordnen«, erklärte Roland Ernst. »Wir haben schon recherchiert, dieses Modell wird weder in Deutschland hergestellt noch vertrieben.«
»Das spricht für die Theorie des organisierten Verbrechens«, stellte Goldstein fest.
Rainer West fuhr mit Britta für ein längeres Wochenende in den Harz. Beide waren übereingekommen, Ulf zu dieser Fahrt einzuladen. Einerseits wollte Rainer die Fahrt nutzen, um seinen neuen Wagen kennenzulernen und einzufahren, andererseits ergab sich für Britta vielleicht die Chance, auf ihren Bruder Ulf einzuwirken. Der hatte sich in letzter Zeit rargemacht, was in Brittas Augen kein gutes Zeichen war. Außerdem wollte Britta die Ruhe der Gegend nutzen, um Ulf ins Gebet zu nehmen und erfahren, wie er aus der letzten Schuldenkrise herausgekommen war.
Für Ulf gab der neue Wagen einen Anlass zu sticheln: »Mensch, Rainer, da hast du dir aber eine richtige Arbeitgeberkutsche an Land gezogen. Die ist doch mordsmäßig teuer. Als Journalist muss man ja gut verdienen, oder bist du die Treppe raufgefallen?«
»Da liegst du mit beidem falsch. Der Wagen wird finanziert, und deine Schwester hat mir ein Darlehen gegeben. Für uns beide bedeutet das sicher auch Einschränkungen an anderer Stelle.«
»Das merke ich gerade. Da wird an den neuen Wagen gleich ein Urlaub drangehängt und der Bruder, das schwarze Schaf, wird dazu eingeladen. Bringt mir doch mal bei, wie man sich in dieser Weise einschränkt.«
»Ich glaube, Ulf, du solltest dich lieber etwas zurückhalten«, ein böser Blick Brittas begleiteten diese Worte.
»Schwesterchen, das hast du in den falschen Hals gekriegt. Ich will euch die Fahrt nicht kaputtmachen. War nur ein Scherz.«
In Braunlage hatte Britta in einem guten Hotel ein Doppel- und ein Einzelzimmer gebucht. Abends trafen sich die drei im Hotelrestaurant und aßen gemütlich zusammen.
»Und, was habt ihr so geplant?«, begann Ulf das Gespräch.
»Eigentlich ist nichts geplant. Wir wollen ein ruhiges Wochenende verbringen, uns etwas erholen, und wir freuen uns, dass du dabei bist«, erwiderte Britta.
»Verstehe. Hast du vor, mir den Kopf zu waschen? Habe ich etwas angestellt?«
»Nein, ich will nur meinen Bruder an meiner Seite haben und etwas Familienleben genießen. Du musst dich in keiner Weise einschränken und kannst dich natürlich frei bewegen«, lächelte Britta.
»Danke, Schwester, du bist zu gut zu
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