Stahlhart
Themen.«
Die beiden saßen noch eine Weile beisammen, bis sie sich verabschiedeten. Roland Ernst teilte Rainer mit, dass er am nächsten Tag ein Treffen mit Jens Goldstein verabredet hatte. Er wolle sich mit ihm in der Kogge in Worpswede treffen.
»Kogge? Wo ist das?«, fragte Rainer nach.
»Das ist die Gaststätte, die direkt an oder in der Music Hall, Findorffer Straße, liegt.«
Rainer informierte Roland Ernst im Gegenzug darüber, dass er plante, mit Britta für ein verlängertes Wochenende in den Harz zu fahren.
»Wir wollen mal sehen, wie sich der neue Wagen fährt, und das kann man nicht im Stadtverkehr«, war seine Erklärung.
9
Roland Ernst und Jens Goldstein saßen zusammen in der urig-gemütlichen Kneipe, der Kogge. Sie hatten sich in eine Nische direkt unterhalb des Raumes für Kleinkunstauftritte zurückgezogen. Eine Band spielte Livemusik.
»Was macht die Kunst?«, begann Jens.
»Es gibt eine ganz neue Entwicklung im Fall der Banküberfälle. Übrigens hatte ich mit deinem Kollegen Rainer West darüber gesprochen. Aber komischerweise interessierte es ihn überhaupt nicht.«
»Na, das ist jetzt ja auch mehr mein Gebiet«, scherzte Jens Goldstein.
»Das stimmt zwar, aber seine Begründung machte mich stutzig. Er hätte momentan andere Sorgen. Kannst du dir erklären, was er damit meint? Es läuft doch zurzeit recht gut bei ihm.«
»Ich habe auch den Eindruck, Rainer macht in letzter Zeit auf wichtig«, stimmte Jens zu.
»Er sagte außerdem, Banküberfälle seien so interessant nun auch wieder nicht.«
»Grundsätzlich hat er recht«, erklärte Jens. »Die Zeitung verwendet solche Meldungen meist nur für eine kleine Spalte oder als Lückenfüller. Meist sind es finanziell in die Enge getriebene Menschen, die solch eine Tat als letzten Ausweg sehen.«
»Mag ja sein«, widersprach Roland Ernst. »Aber dieser Fall liegt etwas anders. Es geht hier um tote Menschen, wir haben es sehr wahrscheinlich mit einem Serientäter zu tun. Wenn solche Verbrechen in meiner Heimatstadt geschehen, ist es doch mehr als sensationell, zu wichtig, um es abzublocken oder zu ignorieren. Dann war das Thema jahrelang sein Arbeitsgebiet. So etwas schiebt man nicht einfach beiseite. Irgendwie bleibt das Herz doch an dem alten Wirkungskreis hängen.«
Jens nickte nachdenklich.« Stimmt, da bin ich ganz deiner Meinung. Und jetzt erzähl, habt ihr Spuren?«
»Etwas Neues gibt es«, erklärte Roland Ernst. »Wir sind nicht mehr federführend in den Fällen.«
»Was?« Jens blickte ungläubig auf.
»Man hat uns so eine Tussi, Uta Hansen, vom LKA Niedersachsen aufs Auge gedrückt und vor die Nase gesetzt. Die hat die Leitung der Untersuchungen übernommen.«
»Warum das denn? Wart ihr überfordert?«
»Quatsch«, winkte Roland ab. »Die Begründung ist ganz einfach«, erklärte er. »Erstens passierten die Verbrechen länderübergreifend in Bremen und Niedersachsen, wobei der erste Fall mit Worpswede in Niedersachsen stattfand. Zweitens, und das ist deren Hauptargument, gehen die Oberen von organisiertem Verbrechen aus.«
»Und wie kommen sie zu der Annahme?«, fragte Jens Goldstein nach.
»Weil die Spurenlage mehr als dürftig ist. Es muss sich um Profis handeln, die alles berücksichtigen. Die gehen nicht einfach rein in die Schalterhalle, ballern zweimal in die Decke und schreien ›Geld raus‹. Der oder die Täter sind bis zur Unkenntlichkeit vermummt. Selbst die Körpergröße ist nur vage zu erahnen. Sie könnten Einlagen in den Schuhen tragen, höhere Absätze. Die Kleidung lässt keine Rückschlüsse zu, und erst recht nicht der Motorradhelm. Die wenigen Videoaufzeichnungen, die es gibt, verraten praktisch nichts. Hinzu kommt, dass die Täter später kaum gesichtet werden. Das alles riecht nach organisiertem Verbrechen oder Terrorbanden, die sich Geld beschaffen wollen. Denk nur mal an die Mafia, die inzwischen europaweit agiert, oder an rumänische Verbrecherbanden. Solche Leute aufzugreifen, ist fast unmöglich. Die kommen einzeln als Touristen nach Deutschland, verüben die Tat und reisen umgehend wieder aus. Selbst Indizien wie ein leichtsinniger Fingerabdruck sind so schwer zuzuordnen. Man kann solche Leute praktisch nur auf frischer Tat ertappen, sonst gibt es kaum eine Chance für die normale Polizei. Deshalb greift das LKA mit seinen Möglichkeiten und Verbindungen bis hin zum Geheimdienst ein.«
»Ein interessanter Aspekt. Tut mir leid für euch Bremer«, zeigte Jens Goldstein sich
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