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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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Zweitschlüssel zum nagelneuen Mercedes fehlte.
    »Ulf, Ulf, was hast du dir nun wieder geleistet?«, murmelte Britta unter Tränen der Wut und Enttäuschung. Sie klärte Rainer auf.
    »Na also, zumindest gibt es eine erste Spur«, reagierte der. »Er wird eine Spritztour machen, vielleicht mit einer Frau. Hoffentlich fährt er keine Schrammen rein. Was machen wir nun? Rufen wir die Polizei an und sagen Bescheid?« Bevor sie einen Entschluss gefasst hatten, meldete sich die Rezeption und teilte mit, dass zwei Polizisten in der Lobby warteten. Sie seien wegen des Wagens gekommen.
    »Sie sollen raufkommen«, bestimmte Rainer.
    Nach ein paar Minuten klopfte es an der Zimmertür, und die Beamten traten ein.
    »Sie können davon ausgehen, dass Ihr Mercedes gestohlen wurde«, erklärte der Wortführer. »Der Wagen wurde in Bad Harzburg vor dem Spielcasino gesehen. Dort muss er übergeben worden sein, denn ein anderer Mann fuhr mit dem Wagen weg. Der Fahrer, der mit ihm ankam, war eine Weile im Casino, hat gespielt und verloren. Dann ist er verschwunden. Die Fahndung nach beiden Tätern läuft. Das ist der momentane Stand der Dinge.«
    Als die beiden gegangen waren, schauten sich Rainer und Britta lange an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Rainer, es tut mir leid, was Ulf dir angetan hat«, brach Britta schließlich als Erste das Schweigen. Erneut brach sie in Tränen aus. Rainer ging zu ihr, nahm sie zärtlich in den Arm, streichelte ihr übers Haar und beruhigte sie, während Britta hemmungslos schluchzte.
    »Du kannst doch nichts dafür«, begann Rainer, aber es klang hilflos, auch seine Stimme war belegt. »Komm, pack deine Sachen, wir fahren nach Hause. Das Wochenende ist doch eh gelaufen. Wir können genauso gut in Bremen auf das Kommende warten.«
    Gesagt, getan. Niedergeschlagen packten sie ihre Sachen, checkten aus und fuhren mit dem Zug zurück nach Bremen.
     
    Der Bremer Bahnhofsvorplatz war mit Menschen überfüllt. Neben einer immens hohen Polizeipräsenz war alles voll mit grölenden Menschen. Werder-Bremen-Fans hielten ihre grün-weißen Werder-Schals mit beiden Händen in die Höhe und sangen mit Alkohol verzerrter Stimme ihr Olé-olé-olé. Werder hatte sein Pokal-Halbfinalspiel gegen den Hamburger Sportverein gewonnen und war wieder einmal in das Pokalendspiel in Berlin eingezogen. Dementsprechend klang von allen Seiten das: ›Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.‹ In diesen Freudentaumel allerseits passte nicht das Bild des Paares, das in sich zusammengesunken den Bahnhofsvorplatz überquerte und der Haltestelle der Straßenbahnlinie 4 zustrebte, die Richtung Schwachhausen fuhr.
     

10
    Das Leben hielt noch mehr Überraschungen für Rainer West bereit. Als er am Montag in die Redaktion des ›Weser Boten‹ kam, wurde er sofort zum Chefredakteur zitiert.
    »Hast du Probleme?«, fragte ihn Kurt Koschnick.
    »Mein Wagen wurde geklaut«, bestätigte Rainer verwundert. »Warum?«
    »Nach dir wurde gefragt, Kriminalpolizei. Wenn du in ernsthaften Schwierigkeiten steckst, kannst du mir das sagen. Ich werde dir helfen. Wie du weißt, habe ich Kontakte zum Innensenator.«
    »Außer dem Mist mit dem Auto gibt es nichts. Das wird wohl der Grund für den Polizeibesuch gewesen sein. Ich habe jedenfalls keine Tankstelle überfallen«, scherzte Rainer, obwohl ihm wenig zum Lachen zumute war.
    »Das hoffe ich für dich. Ruf die Leute an– hier ist ihre Karte– und klär das.«
    Rainer nahm die Visitenkarte entgegen, ging in sein Büro und wählte die angegebene Telefonnummer.
    »Hier Rainer West, Sie hatten nach mir gefragt. Es geht wahrscheinlich um meinen gestohlenen Wagen«, meldete er sich.
    Die Frauenstimme am anderen Ende der Leitung klang freundlich: »Hallo, Herr West, mein Name ist Hansen. Ja, wir hätten Sie gern gesprochen, das ist richtig.«
    »Kein Problem. Könnten Sie noch mal in der Redaktion vorbeischauen?«
    »Ich denke, es wäre besser, wenn Sie zu uns aufs Revier kommen. Sie wissen ja, wo Sie uns finden.«
    »Sicher«, zeigte sich Rainer kooperativ. »Wenn es Ihnen recht ist, komme ich sofort rüber.«
    »Das wäre schön«, antwortete Frau Hansen.
    Als sie sich verabschiedet hatten, machte Rainer West sich zu Fuß auf den Weg zur Wache. Von der Martinistraße war der Weg nur kurz. Rainer durchschritt die Langenstraße, überquerte den Marktplatz, wobei er ein reges Touristentreiben beobachten konnte. Eine Gruppe umstand eine in dunkles Blau gekleidete Touristenführerin, die gerade von der

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