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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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nicht zum Scherzen aufgelegt.
    »Genau das wollen wir versuchen herauszufinden«, erklärte sie kühl, »sind Sie nicht in der Lage, auf einfache Fragen einfache Antworten zu geben?«
    »Vorweg eine Frage von mir«, entgegnete Rainer nun ernster, »sollte ich besser einen Anwalt hinzuziehen?«
    »Das bleibt Ihnen überlassen. Wenn Sie es für nötig erachten, nur zu. Dies ist eine Befragung, die in Zusammenhang mit den Banküberfällen in Bremen und Umland stehen.«
    »Was?« Rainer wähnte sich im falschen Film.
    »Ich denke, Sie haben verstanden. Also, was verbindet Sie mit der Bremer Bank?«
    »Ich habe dort, wie gesagt, ein Konto und meine Lebensgefährtin arbeitet da.«
    »Ist sie zufrieden mit ihrer Arbeit?«
    »Das müssen Sie sie fragen.«
    »Sagt Ihnen der Name Günther Voss etwas?«
    »Was?«
    »Günther Voss?«
    »Nein«, antwortete Rainer. »Ich kenne keinen Herrn Voss! Schuldet der Ihnen noch Geld?«, versuchte Rainer selbst in die Offensive zu gehen.
    »Für Scherze ist hier kein Platz, Herr West. Herr Voss wurde getötet!«, konterte die Hauptkommissarin. »Er war Filialleiter einer Bank in Bremen-Findorff.«
    »Ich glaube nicht, dass ich in Findorff je eine Bank betreten hätte«, erklärte Rainer.
    »Er wurde auch nicht in seiner Bank getötet, sondern zu Hause.«
    »Und wo soll das nun wieder sein, denn Sie fragen sicher gleich, ob ich schon einmal dort war«, konnte Rainer in die Zukunft sehen. Dann fiel ihm der Fall ein, bei dem er den Anschiss vom Chefredakteur erhalten hatte, weil er nicht erreichbar gewesen war.
    »Wollen Sie mir etwas anhängen?«, fragte er direkt. »Mit dem Fall habe ich nicht auch nur annähernd etwas zu tun, nicht mal beruflich.«
    Das Spiel ging noch eine Weile so hin und her. Rainer West war dazu übergegangen, jede Frage auf eine mögliche Falle hin zu überdenken. Die Zeit verstrich.
    »Ist Ihnen in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, kam die nächste knallharte Frage von Uta Hansen.
    Rainer dachte nach. »Ich gehe davon aus, dass Sie die Geschichte um meinen verschwundenen Wagen kennen«, gab er zurück.
    »Ja, und sonst?«
    Rainer überlegte wieder. »Ich kann mich eigentlich an nichts Erwähnenswertes erinnern«, war sein Ergebnis.
    »Was heißt ›nichts Erwähnenswertes‹?«
    »Damit meine ich die normalen Probleme und Fragen des Alltags, eben nicht erwähnenswert.«
    »Haben Sie etwas verloren, oder vermissen Sie etwas?«
    »Was soll das? Nein, ich vermisse nichts! Außer meinem Auto, wie gesagt.«
    »Würden Sie mir dann bitte den silbernen Kugelschreiber zeigen, den Sie von Ihrer Lebensgefährtin geschenkt bekommen haben?«
    »Wie bitte?« Rainer West griff irritiert in die Innentasche seines Sakkos, holte einen Füller und einen Drehbleistift hervor, aber keinen silbernen Kugelschreiber. Er zögerte.
    »Nun?«, fragte Frau Hansen nach.
    »Ich habe ihn wohl in einem anderen Sakko.«
    »Gut, lassen wir es für heute dabei. Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie uns in den nächsten Tagen Ihren Kugelschreiber vorbeibringen würden.«
    Rainer war verunsichert, verwundert und verwirrt zugleich.
    »Sicher«, war alles, was er sagen konnte. »Kann ich gehen?«
    »Ja«, kam militärisch knapp Uta Hansens Antwort.
    Mit schwirrendem Kopf verließ Rainer West das Büro. Er wandte sich sofort dem Zimmer seines Freundes Roland Ernst zu. Rainer hoffte auf Erklärungen, aber Roland saß nicht an seinem Platz.
    »Sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn dringend sprechen muss«, bat Rainer den Beamten, mit dem sich Roland das Büro teilte, und machte auf dem Absatz kehrt. Der lange Flur zum Ausgang sah plötzlich anders aus als bei den vielen Besuchen, die er früher hier gemacht hatte.
    In Gedanken versunken schlurfte Rainer zur Redaktion zurück. Er hatte keinen Blick für die Touristen, die in Gruppen beieinanderstanden, die das alte malerische Rathaus fotografierten und die sich von Bremens guter Stube, dem Marktplatz, beeindrucken ließen. Durch einen Seiteneingang in der Langenstraße betrat er die Redaktionsräume.
    »Na, Rainer, wer ist dir denn gegen die Karre gefahren?«, kam ein Spruch von Jens Goldstein, aber Rainer reagierte nicht. Er ging direkt ins Büro des Chefredakteurs, der erstaunt aufblickte.
    »Rainer, was ist denn mit dir los? So wie du aussiehst, war das kein angenehmes Gespräch mit Frau– wie hieß sie doch gleich?«
    »Hansen. Nein, es war wahrlich kein angenehmes Gespräch. Ich werde wahrscheinlich doch Ihre Hilfe brauchen. Ich bin,

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