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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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beiden saßen noch eine Weile beisammen, bevor sie sich trennten. Rainer war froh, über so einen Freund wie Roland Ernst zu verfügen. Seine Art hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt. Etwas selbstsicherer fuhr er in die Martinistraße zur Zeitung.
    Im Archiv besorgte er sich alle Artikel zu den Banküberfällen. So ausgerüstet meldete er sich ab und fuhr nach Hause. Britta war noch nicht von der Arbeit zurück. Also setzte sich Rainer hin und konzentrierte sich aufs Lesen der Artikel. Seine Gedanken wanderten aber auch zu Jens Goldstein. Warum haute sein Kollege ihn so in die Pfanne? Was hatte er gegen ihn?
    Als Britta nach Hause kam, fand sie einen grübelnden Rainer vor, der gar nicht bemerkte, dass sie die Wohnung betreten hatte. Dementsprechend fiel auch die Begrüßung aus. Sie überlegte, ob sie ihn lieber nicht stören sollte, weil er vielleicht konzentriert arbeitete. Dann entschied sie sich doch anders.
    »Rainer, ich bin zu Hause, willst du mich gar nicht begrüßen?«
    Rainer schreckte aus seinen Gedanken hoch.
    »Oh, Britta, tut mir leid, ich war gerade völlig woanders.«
    Britta war sofort klar, dass etwas nicht stimmen konnte. So gedankenverloren hatte sie Rainer noch nie gesehen.
    »Was ist los, mein Schatz? Dich bedrückt doch etwas.«
    Rainer zögerte einen Moment, unsicher, ob er Britta mit seinen Sorgen belasten, ja sogar Angst einjagen sollte. Dann setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine Partnerschaft nur funktionieren konnte, wenn man offen zueinander war.
    »Ich musste heute zur Polizei«, begann er. »Es ging aber nicht um den Wagen, wie ich erwartet hatte. Vielmehr bin ich eine Spur bei den Banküberfällen.«
    »Was?« Britta sah Rainer verständnislos und ungläubig zugleich an. »Was soll das denn?«, wiederholte sie fassungslos und setzte sich.
    Rainer erzählte genau, wie er durch Frau Hansen in die Mangel genommen worden war.
    »Und das Schlimme ist«, schloss er, »ich finde den verdammten Kugelschreiber nicht.«
    »Ich hatte schon seit einer Weile bemerkt, dass du ihn nicht mehr benutzt. Aber ich dachte mir nichts dabei. Du hättest den Kuli in der Redaktion gelassen haben können, ihn schonen wollen oder was auch immer. Zwar war ich nicht erfreut, wollte dir aber keinen Stress bereiten. Jedenfalls habe ich ihn auch schon einige Zeit nicht gesehen.«
    »Was mache ich denn jetzt?«, fragte Rainer mehr rhetorisch.
    »Der Stift kann nur ein Indiz sein. Der kann dir sonst wo abhandengekommen oder gestohlen worden sein. Das allein genügt nicht, um dich zu belasten. Du bist nicht der Einzige, der so einen Schreiber hat. Denk daran, dass ich Ulf auch einen gekauft habe«, führte Britta aus, um im gleichen Moment erschrocken innezuhalten. Wie ein Stromschlag durchfuhr es sie. Hatte Ulf etwas damit zu tun? War er ein Schwerverbrecher? Bisher dachte sie, er sei ein schwarzes Schaf, das keinen Blick für Recht und Unrecht hatte und sich deshalb hier und da einen Fehltritt leistete. Aber Gewalt hätte sie ihm nie zugetraut. Jetzt war Britta verunsichert. Ihr Lebensgefährte oder ihr Bruder standen im Verdacht, Gewaltverbrecher zu sein.
    »Gibt es noch andere Hinweise? Was ist mit der Videoüberwachung in den Banken? Gibt es Fingerabdrücke, irgendwas?«, suchte Britta nach einem rettenden Strohhalm.
    »Das ist es ja«, antwortete Rainer. »Ich habe mich nicht so intensiv mit dem Fall beschäftigt. Ich musste mich mehr auf meine neue Aufgabe konzentrieren. Ich weiß es nicht. Die Polizei hält mit Hinweisen hinterm Berg, aus ermittlungstaktischen Gründen, wie es heißt. Die Videoüberwachung, wenn es sie gibt, zeigt lediglich eine dunkle Gestalt mittlerer Größe. Polizeianalytiker haben errechnet, dass der Täter um die 1,80 Meter groß sein muss. Die Ledermontur lässt kaum Rückschlüsse auf die Figur zu. Sie kann zudem manipuliert sein, zum Beispiel ausgestopft oder durch eine Korsage zusammengeschnürt. Der Täter trug Handschuhe und einen schwarzen Motorradhelm. Seine Kopfform ist nicht mal zu erahnen. Dann ist da noch seine Vorgehensweise. Er scheint sich im Milieu auszukennen. Er hinterlässt keine Spuren. Und Videobilder gibt es dank seiner Professionalität zudem wenig. Die Bankangestellten hatten keine Gelegenheit, die vorhandene Technik zu nutzen, weil der Täter die Möglichkeiten anscheinend kennt.«
    »Was ist mit deinen Alibis? Wir waren fast immer zusammen, wenn du nicht gerade gearbeitet hast. Du hattest doch kaum Gelegenheit, unbemerkt von mir fortzukommen. Und

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