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Stahlhart

Titel: Stahlhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Joswig , Henning von Melle
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Druck von außen, auch durch die Medien, Fehler passieren. Andererseits gab es weder von Herrn Wests noch von Frau Kerns Seite eine Andeutung oder einen Hinweis. Übrigens auch nicht von Roland Ernst, aus jetziger Sicht nachvollziehbar. Ungeachtet dessen haben wir ein Riesenproblem, wir können von all dem nichts beweisen. Es passt alles. Ernst hatte sich zwar an den Untersuchungen beteiligt, aber eher in defensiver Weise. Ich hatte auch so eine Ahnung, dass Ernst mit Ihnen kooperiert, obwohl er das nicht durfte. Ich hatte das allerdings der Freundschaft zugeschrieben und hätte Ernst nach Beendigung des Falles darauf angesprochen. Aber das sind alles Gedankenspiele. Es gibt nichts Greifbares. Es reicht nicht mal für einen Haftbefehl vom Untersuchungsrichter. Ein etwaiger Anwalt bekäme Ernst in Sekunden frei. Ich hatte zwar sofort angeordnet, nach ihm zu suchen, allerdings nicht in einer offiziellen Fahndung. Offiziell bitten wir dringend darum, Ernst möge sich melden, weil wir ihn in der SOKO brauchen. Es wird aber sehr schwer. Mit seinem Polizeiausweis kommt er überall durch und rein. Gehen Sie also davon aus, dass von meiner Seite aus alles getan wird, um Ernst aus dem Verkehr zu ziehen. Und, Herr West«, sie schaute dabei Rainer direkt an, »leider teile ich die Meinung, dass Ernst Gewalt über Frau Kern hat. Aber auch das können wir nicht beweisen. Ich möchte Sie bitten, sich auch auf den Ernstfall vorzubereiten.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Rainer.
    »Dass Britta tot sein könnte«, führte Jens Goldstein den Gedanken weiter. »Roland hat schon so oft gemordet. Er hat keinerlei Skrupel mehr.«
    Rainer schluckte und wollte sich mit diesem Gedanken nicht vertraut machen.
    »Umso schneller müssen wir zusehen, dass wir Roland bekommen.«
    »Ich verspreche Ihnen, alles dafür zu tun«, bestätigte Hauptkommissarin Hansen ihn in seiner Hoffnung.
     
     

21
    An diesem Abend lag Rainer West lange in seinem Bett wach. Die Idee, dass er Britta verloren haben könnte, ließ ihn nicht einschlafen. Er zermarterte sich das Gehirn mit dem Gedanken, wo Roland Ernst sein könnte. Viele Stationen, in denen beide aufgetreten waren, zogen an seinem inneren Auge vorbei. Dabei konzentrierte Rainer sich auf Bemerkungen, die fielen, auf Nebensätze, die gesprochen worden waren. Urplötzlich riss es ihn hoch. Rainer griff zum Handy und wählte Jens Goldsteins Nummer.
    »Ich weiß, wo er ist. Ich fahre sofort los.«
    »Halt. Natürlich komme ich mit. Hast du eine Waffe? Oder wie willst du mit Roland fertigwerden? Er ist als Polizist in der Selbstverteidigung ausgebildet.«
    »Danke für deine Hilfe, aber versteh doch, ich darf keine Zeit verlieren.«
    »Okay, versteh ich. Wo treffen wir uns?«
    »Arcelor-Mittal, das alte Klöckner-Gelände. Roland hat mal so eine Bemerkung gemacht, als wir in Hasenbüren waren, dass er das Werk faszinierend findet und sich die Frage gestellt hat, ob es jemanden gibt, der dort jeden Winkel kennt.«
    »Gut gemacht, Rainer, das könnte es tatsächlich sein. Aber versteif dich nicht drauf. Allerdings hört es sich so an, als könnte er da sein. Zumindest ist es eine Option. Und wie willst du auf das Gelände kommen? Es ist alles abgesperrt.«
    »Ich arbeite unterwegs an einer Idee, jedenfalls fahre ich sofort los.«
    »Ich auch. Wir treffen uns 500 Meter vor dem Werkstor. Dann können wir noch mal alles durchgehen.«
    »Ist gut«, bestätigte Rainer.
    »Ach, Rainer, sag bitte der Hansen Bescheid«, behielt Jens einen klaren Kopf.
    Rainer gehorchte und rief Hauptkommissarin Hansen privat an, aber der Anrufbeantworter lief. Sie hatte ihm die Nummer bei dem Dreiertreffen gegeben, damit Rainer sich immer melden konnte, selbst außerhalb der Dienstzeit. Kurz erklärte er auf Band, wohin er wollte, warf sich mehr seine Kleidung über, als er sie anzog, diesmal Jeans und Lederjacke, und stürzte zum Auto. Er jagte die Hollerallee hinunter, dann die Fürther Straße, über den Osterfeuerberger Ring, den Waller Ring in die Waller Heerstraße. Er beachtete kaum die Verkehrsregeln, zumal durch die frühe Morgenstunde fast kein Verkehr herrschte. Über die Gröpelinger Heerstraße und die Oslebshauser Heerstraße erreichte er die Riedemannstraße, bog in die Carl-Benz-Straße ein und hielt Ausschau nach Jens Goldsteins Motorrad. Der war noch nicht da.
    Rainer West parkte am Seitenrand und wartete. Die Sekunden zogen zähflüssig wie Stunden dahin. Rainer saß da wie auf heißen Kohlen. Er wollte

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