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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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Chefs herausgekommen, hat wegen des Wagens
    Bescheid gesagt und ist wieder hineingegangen.« »Was hört man sonst?«
    Der Hauptmann zuckt mit den Schultern: »Lauter unbegreifliches Zeug.«
    Sedych ruft mich beiseite.
    »Am Bahnhof ist ein Lager getroffen. Ob man hingeht?« »Ich möchte es dir nicht raten!«
    »Man sagt, da soll’s Wodka geben.«
    »Hast du gehört, was ich dir gesagt habe?«
    »Ja.«
    »Geh, pack deine Sachen.«
    Ich drehe Blaupapier zu einer Rolle zusammen und stecke sie in die Tasche. Schapiro lauscht.
    »Sie fliegen schon wieder …«
    Stille. Walega steht da – in der einen Hand ein Messer, in der anderen eine Konservenbüchse. Tiefes, noch weit entferntes Brummen der Motoren.
    »Wir müssen in den Keller gehen.« Der Hauptmann zuckt mit der Nase und geht zur Tür, dort stößt er mit einem Menschen in einer Lederjacke zusammen, der verschwitzt und rot aussieht.
    »Sind Sie Samoilenko?« Die Stimme ist heiser und erstickt. »Ja, ich …«
    »Wo sind Ihre Leute? Ich bin mit dem Wagen hier. Machen Sie schnell, es brummt schon wieder.«
    Walega blickt mich fragend an, Büchse und Messer in der Hand.
    »Schnell, ins Auto. Hast du gehört?«
    Als wir ins Auto steigen, fallen die ersten Bomben. Irgendwo hinten, in der Eisenbahnersiedlung. Die Flugzeuge fliegen direkt über unsere Köpfe und biegen langsam nach rechts ab.
    Ich nehme die Feldmütze ab, damit der Wind sie nicht herunterreißt. Wir fahren zur Stadt hinaus. Jetzt kann man gut sehen, wie die Flieger im Sturzflug den Bahnhof, das Zentrum und die Anlegestellen angreifen. Über der Stadt liegt eine dichte Staubwolke. Am Fluß erhebt sich wie ein Pilz eine hohe, nach oben hin breiter werdende Säule aus dichtem, schwarzem Rauch. Anscheinend brennen die Naphthabehälter. Der Weg ist verstopft mit Menschen, halbnackt oder in Pelze gemummt, verrußt … Sie laufen, laufen, laufen irgendwohin, blicken sich nach der Stadt um.
    Goldstab sitzt im Luftschutzkeller. Eine Menschen menge, nicht zum Durchkommen. Kisten, Bündel, aufeinandergetürmte Militärmäntel. Jemand schreit mit heiserer Stimme ins Telefon. Goldstab ist blaß, unrasiert, er blickt uns aus zusammengekniffenen Augen an, erkennt uns aber nicht. »Zu wem wollen Sie?«
    »Zu Ihnen. Pioniere.«
    »Aha. Pioniere. Ausgezeichnet. Legen Sie Ihre Mäntel hierher auf die Kiste. Sind Sie mit dem Auto gekommen?
    Gut. Kommen Sie hierher.« Er spricht abgerissen, hastig und reibt dabei die kleinen, mit schwarzen Haaren bedeckten trockenen Hände. »Die Zeit ist knapp, die Deutschen sind jenseits der Schlucht.« Er sucht etwas in den Taschen, findet es nicht, macht eine Bewegung mit der Hand. »Etwa fünfhundert Meter, nicht mehr. Beschießen das Traktorenwerk aus Granatwerfern. Ein Landungstrupp. Anscheinend kein großer. Unsere regulären Truppen sind noch nicht da. Die Arbeiter halten das Werk.« Er blickt auf eine kleine, außergewöhnlich elegante goldene Armbanduhr. »Jetzt ist es sechs Uhr. Gegen fünfzehn Uhr muß das Werk zur Sprengung vorbereitet sein, verstanden? Pioniere aus dem Armeebataillon sind da, aber zuwenig. Munition, Schnur, Zündhütchen, alles vorhanden. Wir müssen helfen. Setzen Sie sich mit Leutnant Bolschow in Verbindung. Sie werden ihn dort finden – blauer Mantel, blaue Feldmütze. Vereinbaren Sie mit ihm alles. Punkt acht bin ich da …«
    Er denkt nach und beißt sich auf die Lippe.
    »Nun gut …«
    Er nimmt aus der Seitentasche ein winziges saffianledernes Notizbüchlein, an dem ein Bleistift steckt, und schreibt. »Kershenzew: Kraftwerk, Swiderskij: Eisengießerei, Samoilenko: Montageabteilung« usw. Er steckt das Notizbuch wieder in die Tasche und knöpft sie zu. »Ich will Sie nicht länger aufhalten. Sie können Ihre Sachen und Mäntel vorläufig hierlassen.«
    Wir fahren weiter.
    Bolschow erkennen wir ziemlich schnell an seinem blauen Mantel und seiner blauen Feldmütze. Blaß, mager. Die
    Augen leicht vorstehend, ironisch und klug, im Mundwinkel einen Zigarettenstummel, die Hände in den Taschen. »Gehilfe, was?« Er lächelt mit dem freien Mundwinkel. »Jawohl, Gehilfe.«
    »Nun, wohlan. Zwei Stunden früher wäre wohl besser gewesen. Aber jetzt …«, er gähnt und spuckt den Stummel aus, »ist alles Wesentliche schon getan. Habt ihr ein Ohmmeter?«
    »Nein. Wozu?«
    »Die Zündhütchen sind nicht geeicht. Überhaupt, wenn der Befehl kommt: heute – wird kaum etwas draus wer
    den … Wirft er Bomben auf die Stadt?«
    »Ja, er wirft. Warum sollte es heute

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