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Stalingrad

Stalingrad

Titel: Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Nekrassow
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lächelt.
    »Er hat es mir unlängst erzählt. Wegen eines toten Fritzen, nicht wahr?«
    »Ja. Mit dem Fritz hat es angefangen.«
    »Sie hätten ihm damals gar nicht gefallen, sagte er.«
    »Was ist da zu tun? Allen kann man es nicht recht machen.«
    »Und wie ist es jetzt? Hat sich’s eingerenkt?«
    »Was soll sich eingerenkt haben?«
    »Haben Sie sich versöhnt?«
    »Haben wir uns denn verzankt? Er hat bloß einen widerspenstigen Charakter. Will sich nichts befehlen lassen. Mir gefallen solche. Das heißt, nicht solche, die keine Befehle ausführen, sondern solche, wie Tschumak einer ist, solche Draufgänger.«
    »Das kann man ihm nicht absprechen.«
    »Nicht bloß das.«
    »Und mir schien, daß gerade solche Ihnen kaum gefallen dürften.«
    »Warum nicht? Welche denn?«
    »Nun, wie soll ich’s Ihnen sagen … Sie sind nicht vom gleichen Schlage, sozusagen …«
    »Aber vielleicht …«
    Damit endet das Gespräch. Tschumak kommt herein.
    »Wo ist der leere Behälter? Der für Wasser?«
    »Welcher Behälter?«
    »Nun, der Thermos. Ist es denn nicht egal? Der am Eingang stand.«
    »Ist er nicht da?«
    »Nein.«
    »Wohin ist er verschwunden?«
    »Der Teufel weiß es …«
    »Als ich hinausging, stand er am Eingang«, sagt Karnauchow, »bin noch darüber gestolpert.«
    »Und jetzt ist er fort. Ich hab alles abgesucht.«
    »Wahrscheinlich hat ihn Walega genommen, um das Loch zu flicken.«
    »Und wo ist Walega?«
    »Der war hier, erst unlängst. Hat die Maschinenpistole gereinigt. Was willst du von ihm?«
    »Man muß doch etwas wegen des Wassers tun. Durst hat man, außerdem diese Teufelsmaschinengewehre.«
    »Was willst du denn tun? Ich verstehe nicht.«
    »Irgend etwas … Der Alte meint, es murmele etwas. Er steht links an der Schlucht. Er sagt – es murmelt. Vielleicht eine Quelle.«
    »Und was für eine Quelle! Da fließt das Petroleum aus den Zisternen. Du weißt doch, wie es in der Nacht zu hören ist. Bis zu den Gleisen sind’s doch höchstens zweihundert Meter, nicht mehr.«
    »Warum soll man nicht nachsehen?«
    »Sieh nach, wenn du Lust hast.«
    Wir schütten das übriggebliebene Wasser in Kochgeschirre. Es langt nicht einmal für zwei Kochgeschirre. Tschumak geht, den Thermosbehälter auf dem Rücken. Etwa fünf Minuten später erscheint Walega, setzt sich in die Ecke und reinigt die Maschinenpistole, als ob er überhaupt nicht fort gewesen wäre.
    »Wohin warst du denn verschwunden?«
    »Gar nicht verschwunden«, antwortet er und holt mit einem Spänchen den Schmutz aus der Pistole.
    »Hast du den Behälter genommen? Den Thermos?«
    »Ja.«
    »Wozu zum Teufel? Wir haben uns hier halbtot gesucht.«
    Walega guckt mich vorwurfsvoll an.
    »Sie haben doch selbst gesagt, es sei kein Wasser da.«
    »Na, und?«
    »Da bin ich nach Wasser gegangen.«
    »Nach Wasser?«
    »Nun ja, nach Wasser.«
    »Bis zur Wolga, was?«
    »Nein, bis zur Wolga bin ich nicht gekommen.«
    »Sprich vernünftig. Hast du Wasser gebracht?«
    »Wasser hab ich nicht gebracht. Hab Wein gebracht.« Und er bohrt wieder in seiner Maschinenpistole.
    Allmählich klärt sich das Bild. Er hat sich noch am Tage die Marschroute gemerkt. Irgendein Pfad rechts von der Brücke, in Richtung des dritten Bataillons.
    »Warum hast du denn kein Wort gesagt?«
    »Sie hätten mich doch nicht gehen lassen.«
    Kurz gesagt, bis zum dritten Bataillon ist er nicht gekommen, sondern ist auf eine deutsche Küche gestoßen.
    »Dort neben dem Bahndamm, wahrscheinlich kommen sie nachts dorthin gefahren. Mit Pferden, starken, kräftigen Zugtieren. Da bin ich rangekrochen. Dort ist gerade ein Graben. Dahinein gießen sie ihre Abfälle. Zwei Fritzen sitzen und rauchen. In der Dunkelheit ist nur das Feuer zu sehen. Sie sprechen halblaut auf ihre Art – hau, hau, hau … Dann ließ einer sein Feuerzeug aufflammen. Ich sehe: an der Küche stehen Thermosbehälter. Solche wie dieser. In fünf Schritt Entfernung. Wahrscheinlich Tee oder Kaffee, denke ich mir. Und sie reden und reden. Dann ist einer fortgegangen, der andere ist geblieben. Sitzt und raucht. Und ich warte. Hab etwa zehn Minuten gewartet. Der ganze Bauch ist mir naß geworden von den Abfällen. Dann ist er austreten gegangen, hinter die Küche. Da habe ich den einen Thermos genommen und unseren dort gelassen, leer … Sie werden wohl schimpfen.«
    Walega lächelt, kaum merklich, mit einem Mundwinkel. Das kommt bei ihm selten vor.
    »Der Wein ist schlecht, sauer … Gerade richtig für die Maschinengewehre.«
    Wir

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