Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben

Titel: Stalingrad - Die Einsamkeit vor dem Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Fromm
Vom Netzwerk:
Er blutete aus einer Schürfwunde. »Umzug. Schafft die Verwundeten runter.« Gereizt fuhr er Fritz an: »Was ist jetzt schon wieder los?«
    Fritz sah langsam hoch. Seine Augen brannten. »Langsam krieg ich ’s kalte Kotzen, kapiert?«
    Rollo grinste verzerrt. »Tatsache?« Er zog eine Zigarette aus Bubis Brusttasche. »Hab gleich gewusst, dass sie dich nicht erwischt haben.« Er rieb sich mit dem Ärmel Blut aus dem Gesicht und Dreck hinein und steckte sich die Zigarette an.
    Bubi nahm sie ihm aus dem Mund, sog gierig daran. Dann reichte er sie an Fritz weiter, zwischen Daumen und Zeigefinger, wie er es bei Rollo gesehen hatte.
    »Bist doch Nichtraucher«, sagte Fritz.
    »Das war ich«, flüsterte Bubi tonlos.
    Sie versuchten zu grinsen, aber es wurde nichts daraus.
    Die Überlebenden der ern eut zusammengeschrumpften Kampfgruppe versammelten sich im Keller. Verwundete wurden in einer Ecke notdürftig verarztet. Pflüger, der kaum etwas mehr schätzte als eine geschickte Hand beim Töten, versuchte sich bei Gross anzubiedern und überreichte ihm die MPi des Russen, den Gross getötet hatte. »So schnell, wie du schießt, kann man nicht mal schauen.«
    »Darauf kommt es hier an. Zuerst schießen, dann schauen«, sagte Gross.
     
    Der Leutnant, der den Nebenraum genauer untersucht hatte, winkte Pflüger und Wölk zu sich und zeigte ihnen ein Loch in der Wand. Dahinter befand sich ein aufgeschweißter Lüftungsschacht, in dem ein Seil baumelte.
    Pflüger zog daran. »Da können wir lange Wachen aufstellen. Ganz gemeiner Russentrick, Herr Leutnant.«
    »Die kommen selbst durchs Scheißhaus«, sagte Wölk.
    Edgar versuchte währenddessen vergeblich, Verbindung nach hinten aufzunehmen. Auch beim benachbarten Bataillon meldete sich niemand.
    »Die geigen wahrscheinlich längst auf ’ner Wolke«, vermutete Wölk.
    Hans leuchtete mit der Taschenlampe nach unten. Das Seil verlor sich hinter einer Biegung. Dort unten befand sich sicherlich ein Labyrinth aus Gängen und Lüftungsschächten, das möglicherweise bis weit hinter die deutsche Frontlinie reichte.
    Er versuchte, die aufsteigende Panik zu unterdrücken, und wandte sich an seine beiden Feldwebel. »Wir müssen sie dort unten aufhalten. Sonst rollen die den ganzen Frontabschnitt von hinten auf, und wir kommen nie mehr zurück. Wer meldet sich freiwillig?«
    Wölk warf einen kurzen Blick in die schwarze Röhre, wandte sich rasch an Pflüger. »Das gilt euch. Wi r haben keine Feuerspritzen.«
    »Freiwillige vor!«, kommandierte Pflüger. Niemand meldete sich. Den Enthusiasmus, sich freiw illig in den sicheren Tod zu begeben, hatte keiner mehr.
    »Was ist?«, stichelte Wölk. »Wollt ihr losen? Tut was für eure geschlagene Infanterie!«
    Noch immer meldete sich niemand. Alle hatten Angst, waren müde und zerschlagen.
    Der Leutnant musterte das klä gliche Häufchen, das ihm geblieben war. Eine schnelle Entscheidung war gefragt – ein Befehl, der über das Leben von zwei Männern entschied. Sie konnten die Stellung unmöglich halten, ohne zu wissen, was dort unten vor sich ging. »Reiser, Rohleder – fertigmachen! Nehmt einen Flammenwerfer mit.«
    Rollo atmete tief durch. »Entschuldigung, Herr Leutnant, aber wollen Sie allen Ernstes uns beide allein da runter schicken?«
    Hans wusste, dass er sich durchsetzen musste. Sonst standen die gesamte Kampfgruppe und auch sein eigenes Leben auf dem Spiel.
    »Mehr als zwei kö nnen wir hier nicht entbehren.«
    »Großartig!« Fritz trat wütend einen Helm beiseite, drehte sich wortlos um und ging weg.
    Hans sah ihm erschrocken hi nterher. Was, wenn sich die Männer gegen ihn stellten? War auf Pflüger Verlass? Auf Wölk? Einen Moment dachte er daran, die Stellung eigenmächtig zurückzunehmen.
    Nein, das kam nicht in Frage, das konnte ihn den Kopf kosten! Er krampfte seine zitternden Hände auf dem Rücken zusammen und trat zu Fritz.
    »Ich kann wirklich nicht mehr Leute entbehren«, sagte er leise.
    Fritz sah ihn aufsässig an. »Sie könnten Verstärkung anfordern, Herr Leutnant!«
    »Geht nicht. Die Verbindung ist unterbrochen. Und jetzt macht euch fertig!«
    Seine Stimme hatte plötzlich wieder die nötige Autorität. Zu seiner Erleichterung gingen die beiden und holten einen Flammenwerfer mit neuen Tanks.
    Fritz bedankte sich bissig bei Ed gar, der ihm in die Gurte half.
    »Vergiss die Zündpatronen nicht, Dicker!« Rollo schlug wütend ein frisches Magazin in seine MPi.
    Fritz kramte einen speckigen Brustbeutel unter

Weitere Kostenlose Bücher