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Stalins Geist

Stalins Geist

Titel: Stalins Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Wände des Raums waren kastanienbraun. Es gab keine Fenster, nur eine Toilette, ein Spülbecken mit einem Eimerrost und einen übergroßen Abfluss im Boden. Arkadi saß Staatsanwalt Surin und einem Major der Miliz gegenüber. Die Mütze des Majors war so groß wie ein Sattel, grau mit rotem Besatz. Er nahm sie ab, um sich Notizen zu machen, denn das Notizenmachen war eine ernsthafte Beschäftigung; auf Konferenzen und Notizen waren mehr Karrieren aufgebaut worden als durch Triumphe auf dem Schlachtfeld. Alle standen auf, als ein stellvertretender Minister mit zwei Mann von der Kreml-Garde erschien und sich auf den letzten Stuhl setzte. Er stellte sich nicht vor, aber das war auch nicht nötig. Er nahm dem Major Block und Bleistift ab, und als Surin die Besprechung auf Tonband aufnehmen wollte, schüttelte der Mann nur den Kopf. Puff, war der Rekorder verschwunden.
    »Es ist nicht passiert«, sagte er.
    »Was ist nicht passiert?«, fragte der Major.
    » Alles. Die Kommunisten möchten nicht, dass ihre Zentrale durch Alkoholdebakel bekannt wird. Es wird keinen Milizbericht geben. Die Darstellungen dessen, was sich gestern Abend zugetragen hat, sind so widersprüchlich, dass ein Gerichtsverfahren nötig wäre, um alles zu klären, und ein solches Gerichtsverfahren wäre das Letzte, was wir zulassen würden. Es wird auch keinen medizinischen Bericht geben. Das Mädchen und Renko werden ärztlich versorgt werden, aber die offizielle Ursache ihrer Verletzungen können sie sich selbst aussuchen. Sieist gegen eine Tür gelaufen, und Sie, Renko, haben sich vermutlich beim Rasieren geschnitten. Der Vorfall kommt nicht in Ihre Akte, aber in ein paar Wochen werden Sie in aller Stille entlassen, und man wird eine angemessene Tätigkeit für Sie finden. Als Leuchtturmwärter oder so etwas. Einstweilen kein Wort über Stalin. Kein Wort über Stalin-Sichtungen oder Stalins Gesang oder sonst irgendetwas, das mit Stalin zu tun hat. Nach unserer Auffassung ist es eine Frage der Staatssicherheit. Falls und wenn Stalin wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden sollte, werden wir es nach unseren eigenen Bedingungen tun, nicht im Zusammenhang mit einer Prügelei oder einer versuchten Vergewaltigung.« Er stand auf und wandte sich zum Gehen. » Diese Besprechung hat nicht stattgefunden.«
    »Ich gehe nicht«, sagte Arkadi. Er musste jedes Wort durch seine Kehle pressen. »Sie gehen nicht?«
    »Ich werde Moskau nicht verlassen.«
    »Wir verfrachten Sie in einen Güterwagen für Schweine.«
    »Ich kann nicht gehen.«
    »Das hätten Sie sich überlegen sollen, bevor Sie das Mädchen angegriffen haben.«
    »Ich habe sie nicht angegriffen.«
    Surin und der Major rutschten auf ihren Stühlen herum und brachten ein wenig Abstand zwischen sich und Arkadi. Widersprachen die Priester im Vatikan einer Botschaft des Papstes? Der stellvertretende Minister schlug mit der flachen Hand auf ein Dossier.
    »Sie haben einen Staatsanwalt umgebracht.«
    »Lange her. Notwehr.«
    »Wem soll ich dann glauben - einem Mann mit gewalttätiger Vergangenheit oder einem Mädchen? Sie kommen sehr billig davon. Sie haben ihr die Nase gebrochen.«
    »In Notwehr.«
    »Also haben Sie sie doch angegriffen? Das hat der Zeuge Surkow gesagt.«
    »Er hat es nicht gesehen.«
    »Was hat er nicht gesehen? Dass sie Sie animiert und dann wieder aufgehört hat? Natürlich sind Sie wütend geworden. Es wurde ein bisschen wüst, geriet außer Kontrolle. Haben Sie gedroht, ihr die Hände abzuschneiden? Die Hände einer Harfenistin?«
    Das hätte er niemals getan, wollte Arkadi antworten, aber seine Kehle war zugeschnürt.
    »Und Sie behaupten, Sie haben sie nicht angegriffen. Ein Mädchen hat eine gebrochene Nase, und Sie haben kaum eine Schramme. Zeigen Sie Ihren berühmten Hals.«
    Arkadi stand still, als die Leibwächter ihn festhielten und der stellvertretende Minister den obersten Knopf seiner Jacke aufknöpfte, den Kragen auseinanderzog und unwillkürlich nach Luft schnappte. Sogar die Gardisten zuckten zusammen, denn obwohl Arkadis Kragen während des Angriffs hochgeschlagen gewesen war, trug sein Hals die tiefblauen Blutergüsse und rot verbrannten Seilmale eines Gehängten.
    »Oh.« Der stellvertretende Minister überspielte seine Verwirrung mit den Resten seiner Wut. »Jedenfalls sollten Sie sich schämen, dass Sie den Namen Ihres Vaters in den Schmutz ziehen. Renko war ein geachteter Name.«
     
    Es schneite nicht mehr, aber noch hing der Schnee wie ein

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