S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone
Angebot wenigstens ansiehst, wenn du heute Nacht nach Hause kommst", sagte seine Frau. „Ich lege es dir auf den Schreibtisch."
„Ja, ist gut."Alexander war froh, dass er die Diskussion auf einen späteren Zeitpunkt verschieben konnte.
„Aber guck dir bitte alles an, bevor du auf den Preis achtest."
Draußen begann es zu nieseln. Der Chauffeur schaltete die Scheibenwischer ein.
Alexanders Gedanken waren bereits bei der Besprechung, zu der man ihn gerufen hatte.
„Schon gut", sagte er abwesend ins Telefon. „Wir reden morgen früh darüber."
„Na gut, aber wenn -"
Ein schriller Pfeifton unterbrach sie und stach so schmerzhaft in Alexanders Ohr, dass er erschrocken das Handy zur Seite riss.
„Scheiße!", stieß er hervor.
„Alles in Ordnung, Major?", fragte der Chauffeur mit einem Blick in den Rückspiegel.
Alexander beachtete ihn nicht. Ein Knoten begann sich in seinem Magen zu bilden. Durch den kleinen Lautsprecher des Handys hörte er, wie der Pfeifton plötzlich abbrach.
Vorsichtig hielt er sich das Telefon wieder ans Ohr.
„Alina?", sagte er.
Keine Antwort, kein Rauschen, nur Stille.
„Alina, bist du noch da?"
Sein Daumen schwebte über der Kurzwahltaste, mit der er seinen Hausanschluss erreichen konnte. Aber etwas in ihm sträubte sich dagegen, die jetzige Verbindung zu unterbrechen.
Sein Herz begann schneller zu schlagen. Der Knoten in seinem Magen wurde zu einem dumpfen Druck. Er lauschte in die Stille hinein, die ihm so anders erschien, als alles, was er jemals wahrgenommen hatte.
Es ist wie ein Virus, das alles infiziert, flüsterte Davids Stimme in seinem Inneren. Die Bäume, das Gras, sogar die Luft. Es kriecht in den Körper und vergiftet den Geist. Wenn man sich darauf konzentriert, beginnt man durch die Welt hindurchzublicken und das zu sehen, was hinter ihr lauert...
„Wenden Sie den Wagen." Alexander nahm das Handy immer noch nicht herunter. Der Chauffeur, ein älterer Soldat mit Halbglatze, sah nervös in den Rückspiegel.
„Ich kann hier nicht wenden, Major", sagte er. „Das ist eine vierspurige Straße."
Er hatte Recht. Die Limousine war eingekeilt zwischen Lastwagen und Ladas.
Alexander fluchte. „Rufen Sie im Hauptquartier an. Wir brauchen einen Hubschrauber."
„Ja, Herr Major."
Der Soldat fragte nicht, weshalb Alexander nicht selbst die Nummer wählte. Er hätte es ihm auch schwerlich erklären können. In der Stille am anderen Ende der Leitung lag so etwas wie Hoffnung. So lange die Verbindung offen war, so lange konnte die Stimme seiner Frau zurückkehren und vom Hauskauf und der normalen Welt sprechen. Das war immer noch möglich ... so lange die Stille anhielt.
Er zuckte zusammen, als er plötzlich ein Besetztzeichen hörte. Im gleichen Moment klingelte vorne das Autotelefon, das der Soldat gerade aus der Halterung nehmen wollte.
„Major Marinins Wagen", meldete sich der Mann. Er hörte einen Moment zu. Alexander ließ das Handy sinken. Das Blut wich aus seinem Gesicht.
„Major?"Der Soldat legte das Telefon zurück. Seine Stimme zitterte. „Man schickt Ihnen einen Hubschrauber. Etwas ist mit der Zone passiert. Sie hat sich ausgedehnt. In der Stadt, da sind ..."
Alexander schloss die Augen. Er spürte, wie Tränen über seine Wangen liefen.
„... alle tot", beendete er flüsternd den abgebrochenen Satz seines Fahrers. „Dort sind alle tot."
TEIL III
DIE ZONE
27.
SPERRGEBIET
24. August, 2008, 7:32 Uhr
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, dachte David und trank einen Schluck löslichen Kaffee aus einer Tasse. Property of the CIA, stand in goldener Schrift auf schwarzem Grund. „Damit du nie vergisst, wer für dich sorgt, Dave", hatte Murphys Nachfolger, Agent Charlie Cavanaugh, grinsend erklärt, als er ihm die Tasse und Rationen für mehrere Monate überreichte. „Ich wette, so was Cooles kriegst du von den Russen nicht."
„Nein."Eine Tasse hatten die Russen und Ukrainer David noch nicht geschenkt, dafür stammte von ihnen ein wasserdichtes beheizbares Spezialzelt, ein kleiner Dieselgenerator, mit dem er batteriebetriebene Geräte wieder aufladen konnte und der Campingkocher, auf dem er jeden Morgen seinen Kaffee zubereitete. Die CIA war nicht der einzige Geheimdienst, der versuchte, ihn mit Gefälligkeiten und Versprechungen zu kaufen.
Über den Rand seiner Tasse hinweg blickte David zu seinem Handy. Kurz fragte er sich, ob wohl jemand zuhause an seinen Geburtstag denken würde, doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Zu weit
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