Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Tank, in dem sie schwamm, wurde von Deckenlampen in ein bläulich schimmerndes Licht getaucht, das die ultraviolette Strahlung der Sonne imitierte.
    Kim. Das Labor hinter der Glasfront lag dagegen im Halbdunkel, dort waren kaum mehr als ein paar Schemen auszumachen.
    Kim. Nur der Gedanke an die Tochter hielt den Funken Persönlichkeit am Leben. Seit einiger Zeit erhielt dieser Funken neue Nahrung. Kims Aura war so gegenwärtig wie nie zuvor. Die Gemeinschaft der Sieben spürte sie, erfasste sie, wollte sie. Und der winzige Kern Marina Volchanova, der neben der weltumspannenden Vernetzung existierte, wurde dadurch lebendig und stark.
    Kim. Keiner der anderen sechs, die in identischen Glastanks schwammen, besaß einen vergleichbaren Rettungsanker. Ihre Persönlichkeiten waren für alle Zeiten ausgelöscht. Nur Marina Volchanova existierte noch, wenn auch im Verborgenen und zu schwach, um irgendwelchen Einfluss zu nehmen.
    Kim. Die unerlaubte Aktivität, fernab der Vernetzung, brachte Marinas Blut in Wallung. Nur um eine winzige Spur, doch stark genug, das EKG zu beeinflussen.
    Kim. Professor Dobrynin, der die Ausschläge persönlich überwachte, verließ seinen Platz an den Kontrollgeräten und trat an den Glaszylinder, der flach in zwei halbrunden Trägern ruhte und ein kleines Schild mit dem Namen Marina Volchanova trug.
    Kim. Die grelle Beleuchtung durch die Glastanks verwandelte Dobrynins grobporiges Gesicht in eine faszinierende Kraterlandschaft. „Was ist mit dir?", fragte er besorgt, denn die ausgemergelten Körper seiner sieben Probanden wurden mit jedem Tag schwächer.
    Er erhielt keine Antwort. Natürlich nicht. Marina verblieb in ihrem komatösen Zustand. Ihr Geist war ein Teil der Sieben, die alles umspannten. Auch den Riss über Tschernobyl, der Tag für Tag größer zu werden drohte.
    Kim. Immer wieder pulsierte der Name durch Marinas Gehirnwindungen. Denn ein winzig kleiner Teil von ihr, myriadenfach kleiner als der geringste überhaupt erfassbare Promillesatz, verfolgte seinen eigenen Weg.
    KIM. WACH AUF, MEIN KIND, DU SCHWEBST IN GEFAHR!
     

18.
    NAHE DER MOORBAHN
    Kim fuhr erschrocken auf. Sie wusste nicht, was sie so plötzlich geweckt hatte, doch ihre Nervenenden vibrierten wie nach einem Stromschlag. Als sie die Lider hob, stach ihr die Sonne in die Augen. Hastig beschirmte sie ihr Gesicht mit der Hand, um sich zu orientieren.
    Der gelbe Glutball war ein gutes Stück am Horizont weitergewandert. Wie viel Zeit mochte in der Ohnmacht vergangen sein? Eine Stunde, zwei? Oder doch nur ein paar Minuten?
    Ihr Kopf schmerzte zu sehr, um darüber länger als nötig nachzudenken. Sie lebte noch und konnte sich bewegen, das allein zählte. Vorsichtig setzte sie sich auf und tastete den Kopf ab. Das Blut an ihrer Stirn war getrocknet und zwischen den Dreads wölbte sich eine Beule. Sonst schien alles in Ordnung zu sein. Vielleicht eine leichte Gehirnerschütterung. Das würde sie merken, sobald sie zu laufen versuchte.
    Vorläufig zog sie es vor, in den Schatten eines Baumstumpfes zu kriechen, um ihre Blessuren zu behandeln. Zuerst reinigte sie den Schnitt an ihrer Stirn mit Hilfe eines sauberen Zipfels des Taschentuchs und dem Wasser aus der Feldflasche, danach folgte ein Pflaster aus dem Medikit, um jede weitere Verschmutzung der Wunde auszuschließen.
    Ihr war immer noch speiübel. Sie versuchte aufzustehen, und prompt begann sich die Umgebung vor ihren Augen zu drehen. Sie nutzte den Baumstamm als Stütze, sonst wäre sie umgekippt. Vorsichtig setzte sie sich wieder hin und holte ein von Blei ummanteltes Artefakt aus der Gürteltasche. Es war gelblich verfärbt, wie ein Laubblatt, aber flexibel wie ein Stück Gummi. Die Oberflächenmaserung erinnerte an menschliche Haut und fühlte sich angenehm warm an.
    Messungen hatten ergeben, dass seine Temperatur konstant bei siebenunddreißig Grad Celsius lag, deshalb hatte sich unter den Stalkern der Begriff Fleischklumpen eingebürgert. Fleischklumpen entstanden in der Karussell-Anomalie und beschleunigten den Heilungsprozess.
    Sobald Kim die Hand um das Artefakt schloss, fühlte sie die heilende Kraft den Arm hinaufwandern. Zwischen den Fingern drangen sanfte Lichtschleier hervor und schmiegten sich rund um die Faust, doch die meiste Energie absorbierte sie durch die Innenfläche der Hand. Bereits eine Minute später ließ das Hämmern im Kopf nach und verschwand schließlich ganz.
    Hastig schob sie den linken Ärmel zurück. Gerade noch rechtzeitig, um zu

Weitere Kostenlose Bücher