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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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von Igel und Spoiler fehlte jede Spur. Die eingegangene Nachricht stammte wie erwartet von Alexander Marinin. Er war der Einzige, der die geheime Anwahl kannte.
    Luftbeobachter melden verdächtige Vorgänge zwischen Antonow-Kieswerk und alter Moorbahn, stand dort, ohne jede Anrede und militärisch knapp gehalten. Sieh nach, was da los ist und erstatte Bericht. Genaue Positionen hängen an.
    David übertrug die übermittelten Daten in den dafür vorgesehenen Ordner, worauf sich das geografische Programm selbstständig aktivierte. Innerhalb von zehn Sekunden erschien ein Kartenabschnitt, in dem sowohl seine aktuelle Position als auch die von den Luftbeobachtern gemeldete aufblinkten. Außerdem gab es einen eingezeichneten Vorschlag für die beste Route.
    Er hatte Glück, Igels Lager bot einen ausgezeichneten Empfang. Das musste er sich merken. Den Weg würde er trotzdem manuell, mit Hilfe des Kompasses zurücklegen. Sicher war sicher.
    „Neue Pläne für den Nachmittag?"
    Während David konzentriert auf das Display gestarrt hatte, war Igel unbemerkt aus der Ruine getreten, zwei mit weißen Eiskristallen überzogene Kühlelemente in Händen. Der Teufel mochte wissen, wo er so etwas in dieser gottverlassenen Gegend herbekam.
    „Ich wollte nur wissen, wie spät es ist", log David. „Bin wohl eingepennt."
    „Nur zwanzig Minuten", beruhigte ihn Igel lächelnd. „Das kann man sich nach dem Essen schon mal gönnen." Er trat zu Doppelkinn und presste ihm eines der kalten Aggregate in den Nacken.
    Der Dicke fuhr schreiend in die Höhe.
    „Komm schon", forderte Igel. „Wir müssen den Schädel abliefern, bevor sich die Fliegen alles einverleibt haben." Danach schlurfte er zur Box, entnahm ihr zwei abgetaute Elemente und ersetzte sie durch die neuen.
    David war froh, dass die Gruppe etwas vorhatte. Umso leichter konnte er sich absetzen.
    „Ich marschier auch wieder los", sagte er. „Werd jetzt mein Glück etwas weiter nördlich versuchen. Danke für eure Gastfreundschaft."
    Igel blickte zu ihm auf. „Gern geschehen. Ich wünsch dir alles Gute. Lass dich ruhig mal wieder an unserem Feuer nieder. Korrekte Typen, die niemanden abziehen, sind immer gern gesehen."
    Er blinzelte kurz gegen die Sonne. Nur einmal - aber das war wohl schon einmal zuviel. Eine Sekunde später saß die Ray Ban auf seiner Nase. Erst danach hob er die Hand zum Gruß.
    David winkte lächelnd zurück.
    Doppelkinn hatte sich inzwischen in seinem Autositz aufgerichtet und eine Mundharmonika aus den Tiefen seines Anoraks hervorgeholt. Während David davonging, begann er zu spielen, und das sogar recht gut. David erkannte die Melodie sofort: Enrico Morricone, Spiel mir das Lied vorn Tod.
    Doppelkinn, ein echter Witzbold. Allerdings nur halb so komisch, wie er selbst von sich glaubte.
    David rückte seinen Rucksack zurecht und schritt ordentlich aus. Vor ihm lagen gut viereinhalb Kilometer durch hügeliges Gelände. Er musste sich ranhalten, wenn er herausfinden wollte, was an der Moorbahn vorgefallen war.
    Der klagende Ton der Mundharmonika folgte ihm gut zehn Minuten lang, bevor er sich schließlich in der Ferne verlor.
     

17.
     
    MARINAS TRAUM
     
    Sie war eine der Sieben, eins mit der Noosphäre. Sie hatte kein eigenes Bewusstsein mehr, sondern war in der weltumspannenden Gemeinschaft aufgegangen. Doch irgendwo, tief verborgen in ihrer menschlichen Hülle, schlummerte noch ein Echo aus vergangenen Tagen, das sich Marina Volchanova nannte.
    Kim. Es war der Name ihrer Tochter, den sie wie einen Schatz vor den anderen verbarg. Und die Erinnerung an den Tag, als Professor Dobrynin sie in Schweden aufgespürt hatte. Nach so langer Zeit ohne Angst vor dem langen Arm der Abteilung Acht.
    Kim. „Es ist zum Wohl der ganzen Welt", hatte Dobrynin gesagt, als hätte dem KGB jemals etwas am Wohle anderer gelegen. „Denk doch nur an deine Tochter! Wenn du unser Projekt unterstützt, ist auch ihre Zukunft für alle Zeiten gesichert."
    Kim. Marina hatte die versteckte Drohung in Dobrynins Worten erkannt und sich seinem Willen gebeugt. Sie war mit ihm gegangen, ohne sich von ihrer Familie zu verabschieden, nur um ihre Tochter zu schützen. Doch der Preis, den sie dafür zahlen musste, war zu hoch, selbst für eine liebende Mutter.
    Kim. Marinas Körper schwebte in einer farblosen Nährflüssigkeit. Aus Brustkorb, Armen und Kopf entsprangen ihr Schläuche und Kabel, die ihren Herzschlag, die Gehirnfrequenz und die Muskelströme aufzeichneten. Der zylinderförmige

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