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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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in die Luft und kippte in ihre Richtung. Die Sonne über ihnen verdunkelte sich.
    Kim blieb fast das Herz stehen.
    Mit siebeneinhalb Tonnen Stahl über den Köpfen, rückte die Kreuzung in unerreichbare Ferne. Plötzlich nahm sie alles wie in Zeitlupe wahr. Noch schwebte der Laster, von der Fliehkraft getragen, in der Luft, doch der Punkt, an dem die Erdanziehung überwiegen würde, war abzusehen.
    Sie konnten dem Desaster nicht mehr durch Geschwindigkeit entkommen, deshalb tat Radek das einzig Richtige. Er trat auf die Bremse.
    Auf einen Schlag blockierten alle Räder. Der Wagen brach zur Seite aus, und diesmal konnte Radek ihn nicht mehr abfangen. Röhrend jagten sie die Böschung hinauf und hoben selber ab. Kim versuchte sich festzukrallen, doch die auf sie einwirkenden Kräfte waren zu stark. Viel zu stark.
    Sie wurde nach draußen geschleudert.
    Die Welt um sie her begann sich zu drehen. Sie wusste nicht mehr, wo oben oder unten war, sie wusste nur noch, dass sie sich zusammenkrümmen und das Beste hoffen musste.
    Hinter ihr brach das Inferno aus.
    Sie hörte das Bersten von Glas und Metall, dann explodierte ein Tank. Gequälte Schreie erfüllten die Luft. Dann schlug sie auf. Hart. Mit den Armen zuerst. Instinktiv zog sie den Kopf zwischen die Schultern und rollte über den Katzenbuckel ab. Sie überschlug sich im hohen Gras. Zweimal. Dreimal. Dann blieb sie mit zerschundenen Armen liegen. Völlig ausgelaugt und erschöpft. Um sie her war alles schwarz. Sie fühlte jeden Knochen im Leib, doch sie konnte sich bewegen. Ihre Finger ertasteten Feuchtigkeit. Der Boden war weich, beinahe morastig.
    Das hatte ihr das Leben gerettet. Daher der aufgeschüttete Bahndamm. Die Gegend hier war schon immer sumpfig gewesen. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit. Schüsse peitschten durch die Luft. Erst vereinzelt, dann ganze Salven. Sie erkannte den Klang einer britischen IL86. Da beharkten sich zwei unterschiedliche Parteien.
    „ Wo ist die Frau?", ertönte eine fremde Stimme. „Bringt mir die Frau!"
    Stöhnend kämpfte sich Kim in die Höhe. Sie durfte nicht liegen bleiben, sich nicht schnappen lassen. Sonst war sie geliefert.
    Sie konnte immer noch nichts sehen, irgendetwas brannte in ihren Augen. Als sie darüber rieb, strotzten ihre Finger vor Blut. Sie hatte sich eine üble Kopfwunde zugezogen.
    Erst nach mehrmaligem Wischen klärte sich der Blick. Ihre Linke auf die Stirn gepresst, sah Kim sich taumelnd um. Die Pumpgun war nirgendwo zu finden. Damit blieb zur Verteidigung nur noch die Sig Sauer in ihrem Gürtelholster. Eine Pistole mit sieben Schuss - das war entschieden zu wenig, um in ein Gefecht zu ziehen. Außerdem war sie verletzt. Es kostete sie Mühe genug, sich nicht in den nächsten Busch zu übergeben.
    Einige hundert Meter entfernt brannte der Lada lichterloh. Von Tunduk oder den anderen war nichts auszumachen, Kim sah nur das Mündungsfeuer von einigen Sturmgewehren, die sich weit nach Osten, hinter den Bahndamm zurückgezogen, entluden. Sie dagegen war nahe der Kreuzung gelandet.
    Wegen des Feuergefechts war noch keiner der Kerle, die aus dem umgestürzten Todestruck gekrochen waren, auf sie aufmerksam geworden. Obwohl immer wieder dazu aufgefordert wurde, nach ihr Ausschau zu halten.
    Kim schaute noch einmal zu den Männern ihrer Gruppe, die sich Richtung Osten absetzten, ohne auf sie zu warten. Ihr Entschluss stand fest. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte geduckt über die Kreuzung.
    In der Kuhle zwischen Bahndamm und ansteigendem Hügel stolperte sie so schnell sie konnte weiter. Sie hetzte dahin, bis die Schüsse hinter ihr leiser wurden. Die Beine wurden ihr schwer, doch sie lief weiter, ganz automatisch, obwohl sie längst nicht mehr konnte.
    Bis ihr Kreislauf nicht mehr mitspielte. Irgendwo, hinter einer Kehre, zwischen irgendwelchen Hügeln, brach sie besinnungslos zusammen.
     

16.
    „Wir sind die Sieben. Die Zone ist unser Werk. Doch unsere Kraft vergeht. Sucht uns die Auserwählten." Die Stimme besaß etwas Suggestives, Befehlendes, dem man sich nur schwer entziehen konnte.
    David erbebte bis in die letzte Faser seines Körpers. Unruhig warf er sich herum und schlug die Augen auf. Für einen kurzen Moment glaubte er, die Stimme hätte ihn geweckt. Dann realisierte er endlich die Vibration in seiner Jackentasche.
    Der PDA meldete den Eingang einer SMS.
    Erleichtert setzte er sich auf, holte das Gerät hervor und klappte es auseinander. Neben ihm schnarchte Doppelkinn seinen Rausch aus,

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