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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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anknipsten, geriet die Finsternis in Bewegung.
    Im Spot der schmalen Lichtkegel, die wie Klingen durch die Dunkelheit schnitten, war zuerst nur eine wogende Masse zu erkennen, die vor der hereinbrechenden Helligkeit zurückwich. Gleichzeitig hallte ein vielfaches Klacken von den Wänden wieder. Es pflanzte sich wie ein Echo in die Tiefe des Tunnels fort, bis es sich zu einem Stakkato steigerte.
    Es hörte sich an wie ein Paket Schrauben, das auf einem Stück Blech ausgeleert wurde, nur tausendfach lauter. Solch ein Prasseln hatte David schon einmal gehört, vor langer Zeit, im Haus seiner Eltern. Damals hatte sich ein Marder unter der Dachschräge eingenistet. David war mehr als einmal aus dem Schlaf hochgeschreckt, wenn das nachtaktive Tier zwischen Schindeln und Innenwand entlanggelaufen war. Bis er aus dieser Erinnerung die richtigen Schlussfolgerungen für die Gegenwart zog, dauerte es einige Sekunden, aber dann durchfuhr ihn die Erkenntnis wie ein Blitz.
    Ratten! Natürlich. Nur ihre Krallen hinterließen solche enervierenden Geräusche auf nacktem Boden.
    Wohin sie die Lampen auch schwenkten, die dort versammelten Nager stoben sofort auseinander, weil ihre Augen keinen grellen Schein vertrugen. Es waren mutierte Tiere, die den Gang zu Hunderten bevölkerten. Nackt, ohne die kleinste Borste am Leib, sprangen sie umher. Sie wirkten abgemagert und knochig, mit viel zu großen Gliedmaßen, die in langen, scharfen Krallen endeten. Äußerst hässlich anzusehen.
    Dank des rauen Betons konnten sie problemlos die Wände emporlaufen. Einige hingen sogar kopfüber von der Decke und fletschten die vorstehenden Nagezähne.
    „Vorwärts", befahl David, um die allgemeine Starre zu überwinden. „Sobald sich die Biester ans Licht gewöhnt haben, sitzen sie uns im Nacken."
    Ihre Lampen schufen drei eng umgrenzte Korridore, die das Vorwärtskommen erleichterten, aber die allumfassende Schwärze nicht aus dem Tunnel zu verdrängen vermochten. So mussten sie stellenweise blind durch die lebenden Massen hindurch, die sich zwar vor ihnen teilten, aber im Dunkeln vorbeiströmten,
    David und Igel gewährten Kim automatisch Flankenschutz, sie beschwerte sich nicht darüber. Keiner von ihnen wusste, wie lang sich der Tunnel hinzog, aber es lagen mindestens einige hundert Meter vor ihnen.
    Rasch eilten sie die Strecke entlang.
    In dieser beengten Umgebung war nicht viel mit Gewehren auszurichten, darum hielt jeder von ihnen eine Pistole in der Hand. Kim ihre Sig Sauer, David und Igel jeweils eine alte Makarov.
    Zwei leuchtende Punkte markierten die Augen einer vorwitzigen Ratte, die kopfüber an der Decke klebte, um ihnen in den Nacken zu fallen. David fegte sie mit einem Schuss zur Seite. Der ohrenbetäubende Knall, der dutzendfach von der Betonkrümmung zurückhallte, sorgte noch einmal gehörig für Bewegung. Gleichzeitig provozierte er ein tiefes Brummen in den Tiefen des Tunnels.
    Igel zog deutlich hörbar Luft in seine Lungen. „Was war das denn?", fragte er erschrocken.
    „Hoffentlich nicht dein zweiköpfiger Bloodsucker." Kim versuchte zu scherzen, doch es misslang. Unbehagen breitete sich in der Gruppe aus. Mit verkniffenen Mienen sah einer zum anderen, dann beschleunigten sie ihre Schritte, ohne dass es näherer Absprache bedurfte.
    Die Dunkelheit teilte sich vor ihnen und schloss sich hinter ihnen - wie die schwarzen Fluten eines Tintenmeeres.
    Am Boden schössen die ersten Ratten blitzartig vor, hieben ihre Zähne in die Stiefel und tauchten dann wieder in die schützende Schwärze des Tunnels ab. Trotz Stahlkappen und dickem Leder punktierte eine von ihnen Davids linken Fuß.
    „Drecksvieh!" Er trat den flüchtenden Übeltäter zur Seite und fing einen zweiten ab, den er mit dem Absatz auf den Boden nagelte. Schmatzend platzte der Leib auseinander. Während das Hinterteil platt getreten auf der Bohle kleben blieb, robbte das von der Brust aufwärts intakte Tier mit den Vorderläufen davon und stieß dabei ein infernalisches Quieken aus.
    Der schrille Ton zeigte Wirkung. Die Angriffe ließen umgehend nach.
    Wie es jenen erging, die sich nicht soviel Respekt verschaffen konnten, zeigten bleiche Knochenreste, die immer wieder zwischen Kothaufen hervorschimmerten. Meist handelte es sich um Fragmente von Tierskeletten, hier und da waren aber auch beispielsweise eine menschliche Elle und ein zertrümmerter Schädel zu sehen. Alles fein säuberlich abgenagt.
    „Wie lang ist denn das Scheißding noch?" David kam es so vor,

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