S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
Rasch trat er näher, um irgendwie zu helfen, doch Alexander machte eine abwehrende Geste.
„Ist schon gut, es geht schon wieder." Er spuckte ins Gras, obwohl sich kein Schleim gelöst hatte. Trotzdem bekam er besser Luft. „Diese Stiche kommen und gehen, das hat nichts zu sagen."
Das war glatt gelogen, aber die Wahrheit brachte sie nicht weiter. Er musste sich beeilen, das war alles. Musste die geliehene Zeit so schnell wie möglich nutzen, um sein eigenes Vermächtnis zu erfüllen. Bevor noch ein aufrechter Bursche wie David, der die Chance auf eine Zukunft hatte, auf dunklen Pfaden wandeln musste.
„Bis du wirklich wieder okay?" Der Junge sah ihn ernst an. Der kurze Anflug von Unbekümmertheit war aus seinem Gesicht gewichen. David war wieder zu einem Stalker geworden. Zu einem harten, unerbittlichen Mann in einer gnadenlosen Welt. „Sollen wir eine Pause einlegen?"
„Nein, es geht schon." Alexander wischte sich über seine trockenen Lippen. „Habe ich doch gesagt."
Er richtete sich auf und blendete die Schmerzen aus, die weiter durch seinen Brustkorb zogen. Er wollte zeigen, dass es keinen Grund zur Sorge gab, denn da war Wichtigeres, um das sie sich kümmern mussten.
„Wir gehen direkt auf das Haupttor zu", erklärte er, um das Gespräch auf das Wesentliche zu lenken. „Ich werde mich im Hintergrund halten, denn als Armeeangehöriger bin ich dort nicht wohl gelitten. Du musst unsere Eintrittskarte sein, sonst jagen sie uns fort."
„Ich?" Davids Reaktion bestand aus purer Verblüffung. „Was zum Henker sollen die schon an mir finden?"
„Du machst das schon", sprach ihm der Major Mut zu. „Du wirst schon sehen."
Gemeinsam marschierten sie los. Aufrecht, ohne jeden Versuch, ihre Annäherung zu verbergen. Die Angehörigen der Wächter-Fraktion sollten schon von Weitem sehen, dass sie nahten.
Sie schritten weit aus, denn die Aussicht auf eine Dusche und eine warme Mahlzeit beflügelte ihre Schritte. Unterwegs erzählte Alexander von der Bar, die sich in dem Wächter-Lager befand und auf die er all seine Hoffnung setzte: das „100 Rad", die größte Nachrichtenbörse in der gesamten Zone. Wenn es irgendwo die richtigen Informationen gab, die eine rasche Rückkehr in das verstrahlte Zentrum ermöglichten, dann dort. Und nirgendwo anders.
David wollte alles hören, was Alexander über diesen Ort wusste. Er war natürlich noch nicht selbst dort gewesen, kannte aber alle Berichte der Militärspione, die ins Wächterlager eingesickert waren.
Ihre verschollene Freundin erwähnten beide die ganze Zeit über mit keinem Wort. Es gab keine diesbezügliche Absprache, aber sie versuchten beide, jeden Gedanken an Kim zu verdrängen, weil es sie sonst vor Sorge um den Verstand gebracht hätte.
Kim war eine zähe junge Frau, die sich ihrer Haut zu wehren wusste. Und sie würde durchhalten, bis David und Alexander zu ihr stießen. An diesen Gedanken klammerten sich beide, weil ihnen gar nichts anderes übrig blieb.
Auf halbem Wege fielen ihnen starke Schwankungen im hohen Gras auf. Zuerst dachte Alexander an eine Brise, die über die Landschaft strich, doch an einer bestimmten Stelle, einige Hundert Meter entfernt, schwankten die Grasspitzen in verschiedene Richtungen. Das konnte keine natürliche Ursache haben. Gleich darauf vervielfachte sich die Zahl der Halme, die in Bewegung gerieten.
Sekundenlang sah es so aus, als würde die Oberfläche eines grün gefärbten Sees kochen, dann spaltete sich das Chaos in fünf auf sie zustrebende Linien auf. Unheilvolles Knurren aus ebenso vielen Kehlen erfüllte die Luft.
Sie kannten den Tonfall. So knurrten Blinde Hunde. Ein ganzes Rudel von ihnen.
David und Alexander reagierten, ohne sich abzusprechen. Blitzschnell zogen sie ihre Gewehre in den Schulteranschlag und sandten einige schnell aufeinander folgende Salven aus. Das Störfeuer erfasste die Schneisen, die sich ihnen entgegenfraßen, an ihren Spitzen. Lautes Geheul bewies, dass sie mehrere Treffer zu verzeichnen hatten.
Die mutierten Hunde drehten ab und suchten das Weite, doch sie würden wiederkommen.
David und Alexander verschwendeten keinen weiteren Schuss, sondern setzten sich im Laufschritt Richtung Wächterlager ab. Durch ihre Schüsse aufgeschreckt, liefen am Haupttor mehrere Wachposten zusammen. Die Bedrohung durch Blinde Hunde stellte für sie nichts Neues dar. Um sich vor umherschleichendem Gezücht dieser Art zu schützen, hatten sie den Bereich rund um die Umzäunung auf einer Breite von
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