S.T.A.L.K.E.R. 03 - Apokalypse
gegen die grobe Behandlung zur Wehr setzte, erhielt sie einen Tritt in die Kniekehlen, der sie zu Boden schickte.
„Widerstand ist zwecklos", schnarrte der Tätowierte mit dem hochgekrempelten Arm und ließ sie in die Mündung seiner MP5 blicken. Da sie sich ruhig verhielt, entspannte er sich ein wenig und bedeutete ihr, wieder aufzustehen.
„Wer hat euch denn programmiert?", fragte Kim, während sie noch mit dem Gleichgewicht kämpfte. „Irgendein verhinderter Star-Trek-Fan?"
Ihr Humor kam bei den Kerlen nicht an. Eigentlich kam bei denen gar nichts an. Sie reagierten zwar, als wären sie völlig bei der Sache, doch der Blick ihrer Augen hatte etwas Entrücktes, als würden sie gar nicht Kim ansehen, sondern einen Punkt, der weit hinter ihr lag.
Mit groben Handgriffen, aber ohne sie ein einziges Mal unsittlich zu berühren, zog man ihr den Schutzanzug aus und warf ihn in einen großen Stahlkorb zu einem halben Dutzend anderen, die dort schon einer gründlichen Reinigung harrten. Das Stirnband mit dem Feuerkäfer wurde ihr ebenfalls abgenommen. Gleich nachdem es in die bleigefütterte Gürteltasche eines Bewachers gewandert war, spürte sie, wie sich die Blockade ihrer PSI-Kräfte löste. David hatte also recht gehabt.
Aber was nützte das noch, jetzt, da man sie zwang, den beiden Tätowierten zur weiteren Dekontamination zu folgen.
Während sie die Halle durchschritten, fand Kim erstmals Gelegenheit, sich das hiesige Treiben näher anzusehen. Anfangs konzentrierte sich ihr Blick nur auf den Monolithen, dessen pulsierender Takt etwas Hypnotisches besaß, das einen Menschen in den Bann ziehen konnte. Obwohl sie den fremden Einfluss bemerkte, kostete es sie einige Mühe, auch die Umgebung in Augenschein zu nehmen. Erst jetzt fielen ihr die Betten auf, die rund um den Monolithen gruppiert waren. Auf einfachen Laken ruhten dort mit Hose und T-Shirt bekleidete Stalker, die auf den ersten Blick zu schlafen schienen, aber in Wirklichkeit mit offenen Augen auf die Quelle des pulsierenden Lichts starrten.
Ihren Armen und Schläfen entsprangen feine Drähte, die sich jeweils zu einem schwarz isolierten Kabel vereinten, das direkt in das stählerne Podest führte, auf dem der Monolith thronte. Wie eine fette Spinne im Netz stand er da, inmitten all der Betten, mit jedem einzelnen Stalker durch ein Kabel verbunden.
Was ging hier bloß vor?
In einem Schweizer Bergsanatorium hätte Kim vielleicht auf eine Schlafkur für gestresste Mitarbeiter getippt, aber nicht hier im Zentrum des Bösen. Hier konnte nur eine üble Schweinerei ablaufen. Gehirnwäsche, Reprogrammierung oder irgendein anderer Wahnsinn.
An einem der Betten stand ein Mann, der sich allein durch seinen weißen Kittel von der übrigen Monolith-Fraktion unterschied. Zuerst nahm er von Kim keinerlei Notiz, doch als er zwischendurch aufblickte und sie dabei zum ersten Mal ohne Schutzanzug sah, weiteten sich seine Augen.
Plötzlich kam Leben in seine müden Glieder. Die eben noch schlaffen Schultern strafften sich, dann warf er das Klemmbrett in seiner Rechten achtlos zur Seite. Dass es mitten im Gesicht eines ruhenden Stalkers landete, interessierte ihn überhaupt nicht. Ohne sich um das leise Stöhnen des Getroffenen zu kümmern, stürmte er hinter dem Bett hervor und riss den rechten Arm hoch, um winkend auf sich aufmerksam zu machen. Dabei rief er: „Halt! ― Halt! ― Halt! Wo wollt ihr denn mit der jungen Frau hin?"
Groß und hager, wie er war, überbrückte er die Distanz, die zwischen ihnen lag, mit langen, raumgreifenden Schritten. Auf seinen Lippen lag ein breites Lächeln, das wohl einladend oder gar vertrauenerweckend aussehen sollte, aber so schmierig ausfiel, dass es Kim kalte Schauer über den Rücken jagte. Dass der Kerl direkt auf sie zuhielt, behagte ihr gar nicht. Darum war sie regelrecht froh, als der Tätowierte mit dem entblößten Unterarm zwischen sie trat.
„Dekontamination", klärte er den Anstürmenden kurz und knapp auf.
„Dekonta...", wiederholte der Weißkittel nur zur Hälfte. „Ja, aber das ist doch eine diffizile Angelegenheit, die von kompetenter Stelle überwacht werden muss." Mit kompetent meinte er offensichtlich sich selbst, denn er presste seine rechte Hand in theatralischer Pose gegen die eigene Brust. „Ich übernehme selbstverständlich das Kommando über diesen Vorgang."
Sein Versuch, sich an Kims Wächter vorbeizuschieben, scheiterte kläglich. Der Tätowierte machte sich so breit, wie es seine Schultern
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