Star Trek – Deep space Nine
die ganz in der Nähe sein
. Dies war nicht die Zeit für morbide Spekulationen. Sie musste ihre Kräfte sammeln und ihre Flucht planen. Taran’atar beendete gerade seine Reparatur am Energierouter, als ihr das Kontrollgerät für die magnetischen Handschellen ins Auge fiel. Es hing an einer Gürtelschlaufe an seiner rechten Hüfte und war exakt die Sorte einfacher, zweckmäßiger Technologie, die man von einem klingonischen Ingenieur erwartete: Es hatte nur einen einzigen Knopf, mit dem sich die Handschellen öffnen und schließen ließen.
Und was, wenn ich freikomme?
, fragte sie sich.
Im Nahkampf bin ich ihm nicht einmal ansatzweise gewachsen. Wie sieht also mein Ziel aus?
Sie waren nicht länger an Bord des Runabouts. Ob das Klingonenschiff aufgegriffen wurde oder nicht, lag nicht in ihrer Hand. Stattdessen stieg die Identität der Person oder Personen, mit denen sich Taran’atar treffen wollte, an die oberste Stelle ihrer Prioritätenliste.
Taran’atar schloss die Wandverkleidung. Auf seinem Weg zurück zur Tür blieb er vor Prynn stehen. »Ich habe die internen Sicherheitsmonitore reaktiviert«, sagte er, »und werde ihr Bild durchgängig auf einem der Hauptbildschirme der Brücke beobachten. Sollten Sie sich aus den Handschellen befreien, werde ich in diese Kabine zurückkehren und Ihnen das Genick brechen. Haben Sie verstanden?« Sie erwiderte seinen bohrenden Blick mit einem angestrengter Verachtung. »Ich töte nicht grundlos, Ensign Tenmei«, fügte der Jem’Hadar hinzu. »Bitte geben Sie mir keinen Grund, Sie zu töten.«
Damit wandte er sich ab und trat über die Schwelle. Die Tür glitt hinter ihm zu. Wieder allein in der stinkenden, feuchten Hitze der hinteren Kabine, fragte sich Prynn, wie fragil sein mentales Gleichgewicht wohl war. In manchen Momenten wirkte er vollkommen beherrscht, ruhig und klar. In anderen glich er einem wilden Tiger, der zu lange im Käfig gesessen hatte und nun nach etwas suchte – irgendetwas –, in das er seine Zähne schlagen konnte.
Einmal mehr schnitten die Handschellen in ihre wunden, blutigen Gelenke. Prynn entschied, dass sie sich in ihrer momentanen Situation nur einer einzigen Sache wirklich sicher sein konnte: Er hatte nicht gelogen, als er versprach, ihr das Genick zu brechen, wenn sie floh.
Also sammelte sie ihre Kräfte für den bevorstehenden Kampf und machte einen weiteren Atemklimmzug.
Kapitel 30
Deep Space 9
Ezri Dax betrat den Aufwachbereich der Krankenstation. Wie für die späte Stunde üblich war es überwiegend dunkel, doch Dax hatte keine Mühe, Lieutenant Ro am anderen Ende des Raumes zu erkennen. Sie lag in ihrem Bett, schlafend und, so fand Dax, friedlich. Am Fußende des Bettes stand ein Tablett voller schmutziger und zum Großteil leerer Teller aus Quarks Bar. Quark selbst saß neben Ro und schlief. Sein Kopf ruhte auf ihrem Bauch.
Links von ihr und einige Betten entfernt lag Captain Kira im Koma. Benjamin Sisko saß neben ihr und hielt ihre rechte Hand. Dax fragte sich, ob auch er schlief, und machte ein paar leise, langsame Schritte in seine Richtung.
Sisko drehte leicht den Kopf und bemerkte sie aus dem Augenwinkel. Sofort hellten sich seine Züge auf. »Gut, Sie zu sehen, alter Mann.«
Sie trat hinter ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern. Er fühlte sich warm an. »Ihr Kommen freut mich, Benjamin. Ich bedaure nur den Anlass.«
»Gleichfalls«, sagte er. Dann nickte er in Richtung eines weiteren Stuhls, auf der anderen Seite des Bettes. Dax ging hinüber und setzte sich.
»Sie sehen müde aus«, bemerkte Sisko.
»Ich
bin
müde«, erwiderte sie. »Ich bin jetzt seit dreißig Stunden auf den Beinen, seit sechsundzwanzig auf der Ops. Seit Kriegsende habe ich mich nicht mehr so ausgelaugt gefühlt.«
Der Anflug eines Lächelns schlich sich in seine Mundwinkel. »Klingt nach dem Job, an den ich mich erinnere.«
»Das hatte ich echt nicht erwartet, als ich mich für die Kommandoebene beworben habe«, sagte Dax. »Ich hatte mit mehr Action gerechnet …«
»Und weniger Papierkram«, unterbrach er sie.
»Ganz genau. So war es anfangs ja auch, etwa während der Mission nach Sindorin oder während der Aufstände auf Trill. Aber in letzter Zeit besteht der Job so oft aus … aus reiner Routine.«
Sisko grunzte amüsiert und nickte. »Dienstlogbücher. Anträge. Versetzungen. Neue Protokolle vom Flottenkommando. Ein verfluchtes Detail folgt auf das andere.«
»Kommt hin«, stimmte Dax zu. »Verstehen Sie mich nicht
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