Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
er jetzt für Sie. Ich verstehe.«
»Glauben Sie mir, beide Seiten profitieren davon. Mackenzie Calhoun ist ein Mann, der Herausforderungen braucht. Ohne sie würde er eingehen.«
»Das weiß ich nur allzu gut«, gestand Picard ein.
»Wir konnten ihm geben, was er brauchte. Damit ist den Bedürfnissen aller Beteiligten Genüge getan.«
»Also wollen Sie mir sagen, dass Calhoun aus dem Rennen ist, weil Sie weiterhin seine Dienste als … ‚Spezialist‘ benötigen.«
Nechayev blickte aus dem Fenster und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Nicht … unbedingt«, sagte sie langsam. »Ich stimme Ihnen zu: Calhoun ist möglicherweise einer der besten Offiziere, den die Akademie jemals hervorgebracht hat. Ein Grund, aus dem ich ihn rekrutiert habe – unter Zwang, wie ich zugeben muss –, war der, dass ich ihn nicht verlieren wollte. Und gegenwärtig mache ich mir Sorgen, ihn dennoch zu verlieren. Er hat schon zu lange untergetaucht gelebt, denke ich. Sich in ehrlosen und zwielichtigen Kreisen zu bewegen, zieht ihn allmählich zu Boden und nagt an seiner Substanz. Es vergiftet den guten Kern, der fraglos in ihm steckt.«
»Er starrt in den Abgrund, und der Abgrund starrt zurück.«
»Genau. Und wir sind dafür verantwortlich. Für uns zählte nur die Durchsetzung unserer Ziele, egal mit welchen Mitteln. Die Seele dieses Mannes hat durch die Arbeit für uns zweifellos Schaden genommen. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, könnte dieser Schaden irreparabel werden. Wenn ich ihn einfach aus unseren Diensten entlasse … Gott weiß, was dann mit ihm geschehen wird. Er braucht ein neues Lebensziel, Picard. Er braucht die Sternenflotte, auch wenn er selbst das vielleicht niemals zugeben würde.«
»Ist er in Anbetracht dieser Umstände Ihrer Meinung nach noch geeignet, eine Stellung als Sternenflottenoffizier zu besetzen?«
Sie drehte sich um und sah Picard wieder an. »Zu diesem Zeitpunkt, ja. Es wäre der ideale Moment. In einem Jahr oder vielleicht auch nur in sechs Monaten … könnte es schon zu spät sein. Er könnte tot sein … oder Schlimmeres.«
»Können Sie ihn ins Hauptquartier der Sternenflotte holen? Mit ihm reden?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er mir zuhören würde«, sagte sie. »Nicht wenn ich mit ihm über seine mögliche Rückkehr zur Sternenflotte reden will. Um dieses Ziel zu erreichen, denke ich … dass es vielleicht besser wäre, wenn der Berg zum Propheten käme … wenn Sie verstehen, was ich damit andeuten will.«
IV
Krassus blickte kritisch auf die Karten in seiner Hand und dann über den Tisch in das unerträglich süffisante Gesicht des Xenexianers, der sein Hauptgegner war. Noch vor wenigen Augenblicken waren ein Tellarit und ein Andorianer an der Runde Sechs-Karten-Warhoon beteiligt gewesen, aber sie hatten längst die Segel gestrichen und beobachteten nun mit gemäßigtem Interesse das Duell zwischen Krassus und dem Xenexianer.
Der Xenexianer gab nicht den leisesten Hinweis darauf, was er auf der Hand hatte. Sein Haar war lang, und über seine rechte Gesichtshälfte zog sich eine eindrucksvolle Narbe. Seine violetten Augen waren so düster wie Sturmwolken, doch sie betrachteten Krassus mit einer Art nichtssagendem Desinteresse. Als würde viel weniger als ein Vermögen an Latinum auf dem Spiel stehen.
Krassus wusste nur wenig über den Xenexianer, außer dass er anscheinend irgendwie mit Sklavenhandel zu tun hatte. Das war ein Metier, mit dem Krassus durchaus vertraut war, da auch er im Sklavengeschäft tätig war. Krassus war jedoch Orioner und hatte noch nie zuvor die Gelegenheit gehabt, sich in der Umgebung von Xenex umzusehen. Allerdings wusste er aus verschiedenen Quellen, dass Xenexianer recht zähe Kunden sein konnten, und dieser Vertreter passte allem Anschein nach hervorragend ins Bild.
Krassus rieb nachdenklich sein grünes Kinn. Er hörte ein leises Kichern in der Nähe. Zina blickte ihm über die Schulter. »Hör auf, mich anzuhauchen«, fuhr er sie an.
Die knapp bekleidete orionische Sklavin trat einen Schritt zurück, und grinste auf eine Art und Weise, die bereits an unbändiges Vergnügen grenzte. Krassus hatte Zina vor einem Jahr erworben und wollte sie ursprünglich baldmöglichst weiterverkaufen, doch dann war sein Gefallen an ihr gewachsen. Obwohl es bereits einen interessierten Käufer gab, hatte er beschlossen, sie zu behalten. Der potenzielle Käufer hatte lauthals protestiert, woraufhin Krassus keine andere Wahl geblieben war, als
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