Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
überschätzt.«
Jellico konnte die kaum unterdrückte Wut, die von Shelby ausging, geradezu körperlich spüren. »Das habe ich nicht gesagt, Admiral.«
»Entschuldigen Sie bitte, Commander, aber genau das
haben
Sie gesagt …«
»Ich habe nur gesagt, dass Calhoun es sich nicht gefallen lassen wird. Das bedeutet keineswegs, dass ich klein beigeben würde.« Sie lächelte matt. »In gewisser Weise war genau das der Grund, warum wir uns damals getrennt haben. Ich war nicht das, was er sich unter einer idealen Frau vorstellte. Ich wollte nicht nach seiner Pfeife tanzen, und ich war nicht bereit, meine Karriere seiner unterzuordnen.«
»Eine recht antiquierte Sichtweise.«
»Er kann nicht anders. Es liegt an seiner kulturellen Herkunft. Letztendlich besitzt das Volk der Xenexianer keinen besonders hohen sozialen Entwicklungsstand.«
»Genau deswegen mache ich mir Sorgen, Commander. Calhoun ist ein gerissener Teufel. Sehr einfallsreich und sehr verschlagen. Ich finde, er braucht einen Ersten Offizier, der all seine Tricks kennt. Jemanden, den er nicht hinters Licht führen kann, den er nicht einfach zur Seite schubsen kann. Jemanden, der es mit ihm aufnehmen kann.« Er erlaubte sich ein leichtes Lächeln. »Ich bin weder dumm noch abgehoben, Shelby. Bevor Sie Ihren Fuß in mein Büro setzten, wusste ich über alles Bescheid, was zwischen Ihnen und Calhoun gelaufen ist. Meiner Meinung nach sind Sie genau das, was er braucht. Und Sie besitzen weitere … Pluspunkte … von denen ich glaube, dass sie für Ihre Eignung als Kandidat für den Ersten Offizier sprechen.«
»Allem voran mein Ehrgeiz«, sagte Shelby. »Ich strebe ein eigenes Kommando an. Und wenn Calhoun Mist baut, bin ich zur Stelle, um in allen Einzelheiten zu notieren, was er verbockt hat, damit wir ihn vom Kommandosessel stoßen und durch jemanden ersetzen können, der diese Position verdient hat.«
Jellico nickte. »Es freut mich, dass wir auf einer Wellenlänge liegen, Commander. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich also gerne Ihre Bewerbung zusammen mit meinen nachdrücklichen Empfehlungen weiterleiten.«
Sie dachte sehr lange darüber nach. »Ihnen ist klar, dass er niemals sein Einverständnis geben wird.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn es nötig ist, seine Möglichkeiten zu reduzieren, kann ich in der entsprechenden Abteilung einige Hebel bewegen. Das würde ich natürlich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht tun, sondern erst, wenn er sich als ‚zögerlich‘ erweist.«
»Ich verstehe. Gut.« Sie verschränkte die Arme und blickte Jellico unverwandt an. »Es gäbe da noch zwei Punkte, die ich vielleicht klarstellen sollte, Admiral. Erstens, die Widerspruchstaktik ist recht simple Psychologie und leicht zu durchschauen, und ich wünschte, Sie hätten nicht darauf zurückgegriffen.«
»Hmm«, murmelte er unverbindlich. »Und der zweite Punkt?«
»Zweitens«, begann sie und beugte sich vor, während sie sich mit den Fingerknöcheln auf der Schreibtischplatte abstützte, »falls ich diesen Posten bekomme, sollte Ihnen bewusst sein, dass meine Loyalität als Erster Offizier meinem Captain gilt. Unsere frühere Liebesbeziehung spielt dabei absolut keine Rolle. Es spielt auch keine Rolle, ob ich ihn für einen sturen Holzkopf oder einen Kotzbrocken halte. Wenn ich den Auftrag annehme, dann unterschreibe ich für das gesamte Paket. Es ist ganz allein meine Sache, wie ich damit zurechtkomme. Und wenn Sie glauben, dass ich mich auf diesen Posten hieven lasse, um anschließend als Agent, Spion, Verräter oder Informant tätig zu werden oder in irgendeiner anderen Art und Weise die Autorität meines vorgesetzten Offiziers zu zersetzen oder zu untergraben, um meine Karriere zu befördern, dann können Sie sich Ihre Vorstellungen bei allem gebührenden Respekt sonst wo hinschieben.« Damit kehrte sie ihm den Rücken zu und marschierte durch die Tür nach draußen.
Jellico saß reglos da und starrte auf die Stelle, an der sie sich noch vor wenigen Augenblicken befunden hatte. Seine Miene zeigte maßlose Verblüffung. Schließlich sagte er, obwohl niemand mehr da war, der ihn hätte hören können: »Ich würde gerne einmal erleben, dass jemand die Redewendung ‚bei allem gebührenden Respekt‘ mit einer Aussage verbindet, die aufrichtig respektvoll gemeint ist.«
SI CWAN
II
Soleta war völlig überrascht worden … und dieser Zustand war für sie äußerst ärgerlich.
Sie stand in ihrem Apartment in San Francisco. Der wunderbare Blick durch
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