Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
eine wilde Rotationsbewegung. Da Objekte in der Schwerelosigkeit dazu neigten, ihre Bewegung beizubehalten, wurde die
Cambon
aus der unmittelbaren Gefahrenzone katapultiert, nachdem sie ohnehin schon begonnen hatte, sich mit hoher Geschwindigkeit vom Schauplatz des Gefechts in der Walstatt zu entfernen.
Das änderte jedoch nichts an den längerfristigen Problemen der
Cambon
. Hufmin versuchte verzweifelt, das Schiff auf Kurs zu halten, was jedoch von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Er hatte die Kontrolle über das Schiff längst verloren. Also bemühte er sich, die Situation zumindest nicht eskalieren zu lassen. Doch es fiel ihm sogar schwer, sich auf seine unmittelbaren Probleme zu konzentrieren, denn er hatte sich während des ersten Treffers den Kopf an der Kontrollkonsole gestoßen. Höchstwahrscheinlich hatte er sich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Er spürte bereits, wie eine zunehmende Dunkelheit von ihm Besitz zu ergreifen schien, und es fiel ihm immer schwerer, dagegen anzukämpfen.
Er löste das automatische Notrufsignal aus und betete, es möge von jemandem gehört werden. Dann erbrach er sich und stieß ein hastiges Gebet aus, dass sie nicht in eine Sonne stürzen mochten, bis er am Boden zusammenbrach.
Ohne Piloten, völlig außer Kontrolle und offensichtlich ohne jede Hoffnung raste die
Cambon
wirbelnd in die Leere. Hinter ihr setzten zwei mächtige Flotten ihren Kampf fort und beschossen sich, ohne sich um den Schaden zu kümmern, den sie angerichtet hatten. Nach zehn Minuten war die Schlacht vorbei, da Weltraumgefechte im Allgemeinen nur kurz andauerten. Die überlebenden Schiffe humpelten zu ihren Heimatbasen zurück, und schnell verbreitete sich die Kunde, dass man die Walstatt tunlichst meiden sollte.
Die Flüchtlinge an Bord der
Cambon
hätten liebend gerne die Aufgabe übernommen, diese Kunde zu verbreiten … doch dazu müssten sie ihrer gegenwärtigen Notlage erst einmal lebend entrinnen.
VII
Calhoun stand mit verschränkten Armen vor der Arrestzelle, in der sich Si Cwan aufhielt. Der Thallonianer saß nicht, sondern stand ebenfalls. Calhoun hätte es nur ungern zugegeben, aber er war davon beeindruckt. Dem leicht glasigen Blick von Si Cwans Augen konnte er entnehmen, dass der Thallonianer einen harten Kampf gegen Schmerzen und drohende Ohnmacht führte. Er hätte sich problemlos setzen können, doch etwas in seiner Natur – sei es Stolz, Entschlossenheit, Arroganz oder Starrsinn – drängte ihn, auf den Beinen zu bleiben.
»Sie dürfen sich gerne setzen«, sagte Calhoun entgegenkommend.
»Ich ziehe es vor, Sie weiterhin zu überragen«, erwiderte Si Cwan.
Calhoun musste beinahe schmunzeln. Er warf Shelby einen Blick zu, die neben ihm stand, um zu sehen, wie sie reagierte. Sie verdrehte die Augen auf eine Art und Weise, die nicht mehr als ein verächtliches
Männer!
auszudrücken schien.
»Ich bin Lord Si Cwan«, sagte Cwan in spöttischem Tonfall.
»Captain Mackenzie Calhoun. Würden Sie mir bitte erklären, warum sie als blinder Passagier an Bord meines Schiffes gekommen sind?«
»Woher wollen Sie wissen, dass ich etwas Derartiges getan habe?«
»Ich bin es, der hier die Fragen stellt«, entgegnete Calhoun schroff.
»Aber offensichtlich sind Sie nicht der Einzige«, erwiderte Si Cwan unerschüttert.
Zak Kebron stand ebenfalls in der Nähe und hatte die massiven, dreifingrigen Hände in die Hüften gestemmt, während er die Befragung verfolgte. »Soll ich ihm ein paar Knochen brechen, Sir?«, fragte er. In seiner Stimme lag weder Übereifer noch Nervosität. Er hatte lediglich eine sachliche Frage gestellt.
Calhoun dachte einen Moment darüber nach. »Meinetwegen, Lieutenant. Zumindest wird er dann meiner Bitte nachkommen und gezwungen sein, sich zu setzen.«
Kebron nickte und streckte die Hand nach dem Knopf aus, mit dem das Kraftfeld deaktiviert wurde, damit er die Zelle betreten und Si Cwan wie angekündigt verprügeln konnte. Shelbys Blick wanderte von Calhouns ausdrucksloser Miene zu Kebron und dann zu Si Cwan, der ein wenig beunruhigt über die Richtung schien, in die sich die Dinge plötzlich entwickelten. Sie drehte sich mit dem Rücken zu Cwan und flüsterte Calhoun zu: »
Captain!
Bei allem gebührenden Respekt, das können Sie nicht tun!«
»Ich kann es nicht«, sagte Calhoun nüchtern und laut genug, dass alle Anwesenden ihn verstehen konnten. »Aber Lieutenant Kebron kann es. Lieutenant, legen Sie los. Brechen Sie ihm alle Knochen. Oder zumindest
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