Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
die Hälfte. Hier geht es nicht um wissenschaftliche Genauigkeit.«
Shelby starrte angestrengt in Calhouns Augen … und dann schien sie allmählich zu begreifen. Sie wandte sich wieder Si Cwan zu und sagte: »Ich habe es versucht. Ich habe mir alle Mühe gegeben, es ihm auszureden. Aber er will nicht auf mich hören. Falls es Sie irgendwie tröstet, kann ich Ihnen versichern, dass ich einen ehrlichen Bericht an die Sternenflotte schicken werde, in dem seine schändlichen Methoden keinesfalls verschwiegen werden. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen …« Damit wandte sie sich zum Gehen.
Kebron schaltete das Kraftfeld aus und trat in die Zelle, während er seine gewaltigen Fäuste abwechselnd schloss und öffnete.
»
Warten Sie!
«, rief Si Cwan und wich unsicher einen Schritt zurück. Dann räusperte er sich und versuchte, die Fassung zu wahren. »Warten Sie bitte«, wiederholte er, diesmal jedoch wesentlich ruhiger. »Ich sehe keinen Grund, warum wir in dieser Situation feindselige Gefühle entwickeln müssen. Ich … brauche eine Mitreisegelegenheit. Ich muss in meine thallonianische Heimat zurückkehren.«
In schnellen, sorgsam formulierten Sätzen legte er ihnen seine Lage dar. Wer er war, warum er nach Hause zurückkehren wollte und dass er Schutz benötigte, der nur an Bord eines Sternenflottenschiffs gewährleistet war.
»Und deshalb zogen Sie es vor, sich heimlich an Bord zu schleichen, statt offen mit dem Captain zu reden und ihn um Erlaubnis zu bitten?«, fragte Shelby.
»Ich hatte das Thema bereits mit seinen Vorgesetzten erörtert«, sagte Si Cwan. »Sie lehnten meinen Wunsch kategorisch ab. Es wäre unehrenhaft gewesen, einen untergebenen Offizier zu einer Handlung zu ermutigen, die bereits von seinen Vorgesetzten abgelehnt worden war – auch wenn ich ihre Entscheidung nicht gutheißen konnte.«
»Und das, was Sie stattdessen getan haben, ist nicht unehrenhaft?«, konterte Shelby. »Jetzt fordern Sie ihn doch regelrecht dazu auf, gegen die Entscheidung seiner Vorgesetzten zu handeln.«
»Jetzt habe ich ihn vor vollendete Tatsachen gestellt«, entgegnete Si Cwan. »Es handelt sich um eine ganz andere Situation. Ich lasse ihm gar keine andere Wahl, als gegen den Wunsch seiner Vorgesetzten zu handeln und mich als Passagier zu akzeptieren.«
»Es ist also völlig richtig, jemanden zu zwingen, Ihnen zu helfen, aber es ist nicht richtig, ihn einfach darum zu bitten«, fasste Shelby zusammen. Si Cwan gab keine Antwort, sondern reagierte lediglich mit einem leichten Schulterzucken.
»Worauf gründet sich Ihre Überzeugung, dass ich Sie nicht unverzüglich in einer Rettungskapsel aus dem Schiff werfen lasse, um Sie einfach Ihrem Schicksal zu überlassen? Oder was sollte mich daran hindern, Sie ohne Rettungskapsel in den Weltraum zu werfen?«, fragte Calhoun. Shelby wusste ganz genau, dass ihn schon allein die Sternenflottenvorschriften daran hinderten. Aber sie unterließ es, auf diesen Punkt hinzuweisen, da sie ihrem Captain nicht in den Rücken fallen wollte. Außerdem wusste man bei Mackenzie Calhoun nie, woran man war. Shelby war zu neunundneunzig Prozent davon überzeugt, dass er nicht zu solchen Maßnahmen greifen würde. Also beschloss sie nichts zu sagen.
Si Cwan, der natürlich nicht wissen konnte, was Shelby durch den Kopf ging, erwiderte: »Weil eine solche Entscheidung einer unglaublichen Ressourcenverschwendung gleichkäme. Wer es zu einer Führungspersönlichkeit gebracht hat, kann es sich nicht leisten, Material und Gelegenheiten zu vergeuden, wenn sie zur Hand sind.« Si Cwan wirkte und klang völlig zuversichtlich. Ob er tatsächlich so empfand oder aus Todesangst schauspielerte, konnte Calhoun nicht eindeutig entscheiden.
»Und welchen Vorteil sollte ich davon haben, wenn ich Sie an Bord meines Schiffes dulde?«
»Ich kann Ihnen als Botschafter des guten Willens dienen. Eine Verbindung zu dem, was einmal war, in der Hoffnung, das aufzubauen, was einmal sein wird. Ich kann Sie durch Weltraumregionen führen, mit denen Sie nicht genügend vertraut sind.«
Calhoun schnaufte zweifelnd. »Ein Reiseführer? Vielleicht sollte ich Sie lieber als Schiffskoch einstellen.«
»Captain«, sagte Si Cwan und trat einen Schritt vor. Kebron stieß warnend ein tiefes Knurren aus, das klang, als ob sich zwei Asteroiden aneinander reiben würden. Si Cwan blieb stehen und wich klugerweise wieder zurück. »Sie dringen in meine Heimat ein. In meinen Hinterhof sozusagen. Eine potenzielle
Weitere Kostenlose Bücher