Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
wurde sofort klar, dass es exakt dieselben Worte waren, die sein geisterhafter Besucher von vorhin zu ihm gesprochen hatte. Doch alles deutete darauf hin, dass Ramed das Gespräch nicht mitgehört hatte – sofern der Zondarianer ihn nicht aus irgendeinem Grund verwirren wollte. Aber das war nicht sehr wahrscheinlich. Ramed mochte sich Illusionen hingeben, vielleicht sogar etwas verrückt sein und zweifellos gewillt, Calhoun zu vernichten, aber er war alles andere als ein subtiler Intrigant.
Sie starrten sich eine Weile gegenseitig an. Dann fragte Ramed: »Wollen Sie mich gar nicht anflehen, Sie zu verschonen?«
»Sollte ich das jetzt tun?«, fragte Calhoun sarkastisch zurück. »Sie scheinen sehr genau zu wissen, was geschehen wird. Also sagen Sie mir einfach, was als Nächstes kommt.«
»Ich behaupte keineswegs, alle Einzelheiten zu kennen«, erwiderte Ramed.
»Ach so. Vielen Dank, dass Sie mich über diesen Punkt aufgeklärt haben.« Calhoun kniff die Augen zusammen. Er bemühte sich, eine etwas aufrechtere Haltung anzunehmen. Es gelang ihm, indem er sich mit dem Rücken die Wand hinaufschob. »Warum glauben Sie, dass ich Sie anflehen müsste, mich zu verschonen?«
»Nun, ist das nicht eine völlig natürliche Reaktion für jemanden, der sterben wird?«
»Wir alle werden eines Tages sterben, Ramed. Ich soll um mein Leben betteln? Seit ich fünfzehn Jahre alt wurde, war ich jeden Tagdarauf gefasst, dem Tod ins Auge zu blicken. Ich habe niemals damit gerechnet, älter als zwanzig zu werden. Jeden Tag, den ich länger leben durfte, habe ich als großes Geschenk betrachtet. Wenn Sie also erwarten, dass ich vor Ihnen krieche und mich winde, wenn es Ihnen darum geht …«
»Nein, darum geht es nicht. Es geht darum, meine Welt zu retten.«
»Ich dachte, das wäre bereits durch meine Anwesenheit erledigt worden.«
»Sie haben darauf überhaupt keinen Einfluss, Erhabener. Sie sind genauso darin verstrickt wie ich.«
»In
was
sind wir verstrickt?«, fragte Calhoun langsam, als würde er zu einem Kind sprechen. »Sie haben mir immer noch nicht verraten, was hier eigentlich gespielt wird.«
»Sie wollen es wirklich wissen?«
»Nein, Ramed, ich bin fest entschlossen, in Unwissenheit zu sterben. – Ja, natürlich will ich es wissen!«
Ramed erhob sich und ging fort, zog sich in die Tiefen der Höhle zurück. Calhoun fand nicht, dass das eine sehr mitteilsame Art war, eine Frage zu beantworten. Doch kurz darauf kehrte Ramed mit einer Schriftrolle in der Hand zurück. Sie befand sich in einer Röhre, aus der Ramed sie mit großer Sorgfalt hervorholte. Dann las er daraus vor. Calhoun bemerkte jedoch, dass sein Blick gar nicht richtig auf die Schriftzeichen konzentriert war. Sofern er sich das Ganze nicht in diesem Moment ausdachte, musste er den Text schon so oft gelesen haben, dass er ihn auswendig aufsagen konnte.
»‚Schaut zu den Sternen, denn von dort wird der Messias kommen‘«, sagte Ramed. »‚Der Flammenvogel wird das Zeichen seiner Ankunft sein! Er wird ein großer Anführer sein und eine Narbe tragen! Er wird aus der Luft kommen und in die Luft zurückkehren! Und er wird vom Auserwählten getötet werden! Der Auserwählte wird über großes Wissen verfügen. Der Auserwählte, ein großer religiöser Anführer, in den viele ihr Vertrauen setzen, wird diese Worte hören und in seinem Herzen wissen, dass er dazu auserwählt wurde, den Messias zutöten. Er und kein anderer. Ein großes Fest wird stattfinden, um den Messias zu feiern, und von dort wird der Messias verschwinden. Danach wird er noch genau drei Tage und drei Stunden leben. Es wird zu einer großen Auseinandersetzung kommen, an jenem Ort, der einst mein Zuhause war. Weder Mann noch Frau wird seine Rettung sein. Er wird sterben, durchbohrt vom großen Speer, der von meinen Nachkommen weitergegeben werden soll. Und der Tod des Messias wird unseren Planeten einen. Und …‘« Bei diesem Wort verstummte Ramed.
»Ach, lesen Sie doch bitte weiter«, sagte Calhoun trocken. »Gerade, wurde es so richtig interessant.«
»‚Und wenn er nicht auf genau diese Weise stirbt, wird der letzte Krieg alle zerstören! Alle!‘
Alle!
«, setzte er mit Nachdruck hinzu.
»Das war wirklich ergreifend«, sagte Calhoun. »Und was soll ich jetzt daraus lernen?«
»Sie sollen verstehen«, sagte Ramed mit ungespielter Verwirrung. »Es ist eine Prophezeiung. Es sind Ontears eigene Worte. Die meisten sind dem zondarianischen Volk niemals bekannt gemacht worden. Die
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