Star Trek - the next Generation: Kristallwelt 2
Abstand von noch einmal vier Metern. Die Tauschobjekte überließ der Captain gern dem jungen Mann.
Als sie die Luke öffneten, entfernten sich die Yiltern höflich vom Shuttle. Sie flohen nicht etwa, sondern glitten langsam fort, wie große graue Wellen, die von einem Ufer zurückwichen. Wenn sich die Geschöpfe vertikal bewegten, sahen sie nicht mehr wie fliegende Teppiche aus, sondern erinnerten an Duschvorhänge, die an unsichtbaren Schienen bewegt wurden. Picard dachte an Fischschwärme, die er in perfekter Formation gesehen hatte – jedes Individuum wahrte seine Position im zarten Vorhang.
»Ich bin soweit«, sagte Data, unbeeindruckt von dem außergewöhnlichen Leben um sie herum.
»Bringen Sie uns ins Innere des Kristalls«, wies Picard ihn an. »Langsam.«
Der Androide betätigte die Kontrollen des Düsenaggregats und verlieh ihnen mit einigen kurzen Schubphasen ein Bewegungsmoment, das ausreichte, ihn selbst, seine beiden menschlichen Begleiter sowie den Netzbeutel zur Öffnung zu tragen. Dort gab es nicht nur metallene Gerüste und Sonnenkollektoren, sondern auch einen kleinen Laserbohrer, mit dem der Spalt offenbar erweitert werden sollte. Picard runzelte die Stirn, denn der Beutel enthielt keine so modernen und nützlichen Geräte.
Bevor er genauer darüber nachdenken konnte, passierten sie die Öffnung, erreichten das Innere des Kristalls und sahen sich dort von goldenem Sonnenlicht umgeben. Es war jedoch nicht ganz so hell wie sonst, sogar noch dunkler als in den hohlen Kristallen, die sie besucht hatten. Kurz darauf begriff Picard den Grund dafür. An den feuchten Wänden wuchsen krustige weiße Flechten, die wie Zuckerwatte glänzten. Zwar mangelte es ihnen nicht an Ästhetik, aber sie absorbierten einen Teil des einfallenden Lichts und ließen das Innere des Kristalls fast düster wirken.
Als sie tiefer ins Prisma flogen, störten sie einige Yiltern bei der Nahrungsaufnahme – sie lösten sich von den Wänden und glitten mit den für sie typischen wellenförmigen Bewegungen fort. In den Schatten bemerkte Picard Netze, wie in der elaysianischen Enklave. Bei genauerem Hinschauen stellte er überrascht fest, dass die Netze aus Drähten und Kabeln bestanden, die mit großen Maschinen verbunden waren. Sein Erstaunen wuchs, als einer der Apparate bei ihrer Annäherung Aktivität entfaltete – Anzeigen leuchteten auf und ein elektronisches Auge musterte sie kühl. Der Captain wusste natürlich, dass sie sich im Inneren eines riesigen Prismas befanden, aber trotzdem hatte er das Gefühl, an Bord eines fremden Raumschiffs zu sein.
Er spürte kühle Feuchtigkeit im Gesicht und an den Händen – vermutlich ging sie auf das kondensierende Mark des Kristalls zurück. Der Tunnel wurde breiter, gewährte Blick auf weitere Maschinen, die hier seltsam fehl am Platz wirkten und gar nicht zueinander zu passen schienen. Einige von ihnen waren in Betrieb. Picard fragte sich, wie es den Yiltern gelungen war, solche Anlagen ins Innere des Kristalls zu bringen, doch dann fiel ihm ein: Selbst kleine fliegende Geschöpfe konnten in der Schwerelosigkeit große Gegenstände bewegen.
»Captain«, sagte Data und seine Stimme hallte von den Wänden wider, »ich glaube, wir sind jetzt im Zentrum der Höhle.«
Der Androide deaktivierte das Düsenaggregat und die drei Besucher schwebten in einer düsteren Kaverne, in der Dutzende – vielleicht sogar Hunderte – von Yiltern reglos an den Wänden hafteten. Zentrales Merkmal der Höhle war ein gekappter Kristallstumpf, der wie eine Ölquelle wirkte. Ein Gewirr aus Zahnrädern, Stutzen, Düsen und anderen Dingen ragte daraus hervor. Alle paar Sekunden zischte zerstäubte Flüssigkeit wie ein Geysir aus dem Kristallstumpf und fügte der Luft neue Feuchtigkeit hinzu. Soweit Picard wusste, war dies der einzige Ort in der Kristallwelt, an dem Feuchtigkeit nicht gesammelt wurde, sondern sich ungehindert ausbreiten und kondensieren konnte.
Der Captain empfand es als gespenstisch, sich in einer solchen Höhle aufzuhalten, mit Tausenden von fledermausartigen Wesen an den Wänden und vielen Geräten, an denen Kontrollflächen und Sensorpunkte blinkten. Er fragte sich, wie lange es dauern mochte, bis die Yiltern auf ihre Präsenz reagierten und sie nach dem Grund für den Besuch fragen. Andererseits… Vielleicht kannten sie ihn bereits.
»Wir müssen geduldig sein«, sagte Keefe Nordine.
»Verstanden«, erwiderte Picard. »Allerdings hat meine Geduld Grenzen.«
Plötzlich
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