Star Trek - Titan 03 - Die Hunde des Orion
Experte, der auf solche
Dinge spezialisiert war. »Wenn dein Bein gebrochen ist, gehst du doch auch
nicht zu einem Freund, sondern zu einem Arzt«, hatte sie ihm gesagt. »Das ist
nichts anderes. Der Verstand braucht die gleiche Pflege und Betreuung wie jeder
andere Teil des Körpers, und wenn du klug bist, holst du sie dir von jemandem,
der dazu qualifiziert ist. Die beste Art, dir zu helfen, Ranul, ist, dich
dorthin zu schicken.« Sie hatte ihn überzeugt, aber er war sich nicht sicher,
an welchen Counselor er sich wenden sollte. Deanna Troi, die mit Worf früher
eine Beziehung gehabt hatte, war zu eng mit dem Thema verbunden. Und Keru tat
sich schwer damit, den spielzeugähnlichen Huilan ernst zu nehmen. Ihm wurde
klar, dass das ein weiteres Vorurteil war, das er überwinden musste, aber daran
zu arbeiten könnte der Lösung seines anderen Problems in die Quere kommen.
Darum hatte er Haaj gewählt. Nach der ersten Sitzung hatte er sich gefragt, ob
das ein Fehler war; dennoch war er immer wieder hingegangen. Seine
streitlustigen Sitzungen mit Haaj hatten gleichzeitig etwas Auszehrendes und
Erfrischendes an sich, wie ein Kampftraining im Trainingsraum.
»Dann sind
Sie jetzt also darüber hinweg, ja?«, sagte Haaj jetzt in seinem üblichen
skeptischen Tonfall.
»Ja, das
bin ich.«
»Es ist
jetzt also für Sie in Ordnung, jemanden zum Sterben zurückzulassen.«
»Wenn es
sein muss, ja.«
»Und wann
muss es sein?«
»Wenn es um
das Gemeinwohl geht. Wenn es getan werden muss, um mehr Leben zu retten.«
»Ah, ich
verstehe. Sie opfern also den Einzelnen für das Wohl der Gruppe?«
»Wenn nötig.«
»Oh, das haben Sie also gemeint, als Sie sagten, dass Sie über Ihre Probleme mit den
Borg hinweg sind! Sie haben entschieden, dass das Individuum tatsächlich
unwichtig ist und nur das Kollektiv zählt. Sehr gut, Kumpel, Sie haben mich
überzeugt. Wo unterschreiben wir, um assimiliert zu werden?«
Keru
starrte ihn mit offenem Mund an. »Nein! Oh Gott, nein! Ich meine doch etwas
ganz anderes! Was auf Oghen passiert ist – ich habe T'Lirins Leben nicht
einfach so weggeworfen wie ein Zahnrad einer Maschine. Ich habe mir den Kopf
über diese Entscheidung zermartert .«
»Aber Sie
haben sie trotzdem getroffen.«
»Ja«, sagte
Keru gequält.
»Nachdem
Sie sich selbst geschworen hatten, dass Sie niemals ein solches Handeln in
Erwägung ziehen würden, weil das die Art ist, wie die Borg handeln. Nun, das
zeigt uns doch, wie viel Ihr Wort wert ist, oder nicht?«
»Ich …«
Keru begriff, dass er keine fertige Antwort hatte. Er saß für einen Moment
schweigend unter Haajs verdrossenem Blick und dachte darüber nach, was gesagt
worden war. »Sie … denken also, dass ich meine eigenen Schuldgefühle an Torvig
auslasse? Ihn wie einen Borg behandele, weil ich Angst habe, selbst zu einem zu
werden.«
»Fragen Sie
nicht mich. Wir reden darüber, was Sie denken.«
Wieder
brauchte Keru einige Zeit um zu antworten. »Vielleicht … ich weiß nicht. Ich
schätze, das ist etwas, über das ich nachdenken muss.«
»Endlich.
Irgendetwas durchdringt diesen Dickschädel hier. Ich habe mich schon gefragt,
ob Sie mich überhaupt da oben hören können.«
»Aber das
ändert nicht meine Aufgabe. Torvig ist ein Sicherheitsrisiko. Er hat zahlreiche
Vorschriften verletzt und ich habe eine Empfehlung darüber gegeben, wie man ihn
bestrafen sollte. Aber es war nur eine Empfehlung. Die endgültige Entscheidung
lag bei Riker und Vale und sie haben eine schwächere Maßnahme angeordnet. Also,
was auch immer ich für eine Abneigung habe … sie ist mein Problem, weil sie
nicht das Schicksal des Jungen bestimmt.«
»Ich
verstehe. Weil Sie nicht selber die Entscheidungen treffen, ist es in Ordnung,
wenn Sie Ihren Selbsthass auf ihn projizieren. Nun, ich bin sicher, das es ihn
freuen wird, das zu hören.«
»Das habe
ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass es nicht darum geht, wie ich meinen Job
mache.«
»Und? Warum
sollte es mich kümmern, wie Sie Ihren Job machen? Sehe ich wie der Erste
Offizier aus? Sie sind hierhergekommen, um damit fertig zu werden, was in Ihrem
Kopf vorgeht.«
»Aber Sie
haben doch mit Torvig angefangen!«
»Und Sie
sind derjenige, der mir dazu Grund gegeben hat.«
Keru
blickte zu Haaj. Er musste zugeben, dass er, wie gewöhnlich, recht hatte. Er
hatte seine Disziplinarempfehlungen von seiner Gemütsverfassung beeinflussen
lassen, und das hatte ihn in Haajs Praxis gebracht. »Also gut. Dann habe ich
eben ein Problem,
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