Star Trek - Titan 04 - Schwert des Damokles
ausgegangen war und alles in ihrem Weg verschlungen hatte.
Seine erste
Mahlzeit war die kleine Metallkiste gewesen, in der diese Neuankömmlinge
gehaust hatten, deren blasphemische Arbeit das Auge aus seinem zehntausend
Kreisläufe währenden Schlummer geweckt hatte. Sie und die Kreaturen in ihrem
Inneren waren blitzschnell in dem Strudel des Zorns verschwunden.
Das war
Richtig gewesen und sie hatte über die Richtigkeit frohlockt. Erykons Urteil
war endgültig und durch und durch Gerecht. Dieser Gedanke erfreute sie
kurzzeitig und sie streckte den Teil ihres Geistes aus, der die Welle um das
Ding kontrollierte, das sich Titan nannte, und erhöhte den Druck auf die
dürre Schutzhülle, die es aufbauen konnte.
Warum
Erykon ihnen die schlimmste Zerstörung erspart hatte, war ein Rätsel, aber es
stand ihr nicht zu, den Willen ihres Gottes zu hinterfragen. Erykons Wille,
Erykons Wunsch, Erykons Urteil, Erykons Zorn waren alle eins und gleichermaßen
perfekt und unveränderlich.
Obwohl sie
in der Vergangenheit sehr wohl hinterfragt hatte, oder? Sie hatte schon früh
alles hinterfragt und war immer dann bestraft worden, wenn diese Fragen zu weit
gegangen waren. Sie hatte zu viel Zeit mit der Träumerkaste verbracht, bevor
sie von den Wächtern genommen worden war, und der Mittelpunkt des Träumens
waren die Fragen.
Wie
funktioniert diese chemische Reaktion? Wann wurde diese Hukka-Pflanze erstmals bekamt?
Wo liegt das Herz der Schöpfung?
So viele
Fragen und oft genug noch mehr Antworten, aber wenn die Frage Warum? lautete, war die Antwort immer die Gleiche.
Warum
scheint der Tagstern? Es ist Erykons Wille.
Warum
gedeihen die Jungen? Es ist Erykons Wille.
Warum
hat der Blitz in das Nest meiner Mater eingeschlagen und sie und alle meine
Schwestern verbrannt? Das war ebenfalls Erykons Wille, hatten sie ihr gesagt. Freue dich.
Zuerst
konnte sie das nicht. Nachdem ihre Familie gestorben war, konnte sie nicht mal
mehr glauben. Alles, was ihr geblieben war, waren ihre Fragen und die
Bestrafung dafür.
Dann nahmen
die Wächter sie zu sich und sagten ihr, dass ihr Verstand richtig sei für eine
Schöpfung, die sie geschaffen hatten, eine große gewebte Schöpfung, die genauso
lebendig wie mechanisch war und ebenso groß wie jeder der Türme, in denen die
Wächter sich niedergelassen hatten.
»Es braucht
einen Verstand, um sie zu bewegen, A'churak'zen«, hatte die Wächtermater
gesagt. »Deiner könnte der richtige sein. Wirst du es versuchen?«
Da fragte
sie viele Fragen, über das Wesen ihrer Schöpfung, über ihre Absichten, über die
Besonderheiten des Verstandes, die notwendig waren, um zu seiner Herrin erwählt
zu werden.
Die Wächter
bestraften sie dafür nicht, schwiegen aber und wiesen sie an, mit ihrer Arbeit
weiterzumachen. Sie würden ihr mitteilen, ob sie auserwählt war oder nicht.
Sie tat,
wie ihr geheißen worden war, durchlief ihre Labyrinthe, legte ihre Prüfungen
ab, aß die seltsamen Flechten, die sie ausschließlich für diesen Zweck
gepflanzt hatten.
Doch sie
hatten ihr niemals die Schöpfung gezeigt. Der Anblick war nur für diejenige
gedacht, die sich eines Tages mit ihr verbinden würde und sie zu unbekannter
Bestimmung führen würde. Aber sie hatte gewusst, wo sie aufbewahrt wurde, alle
Wächter wussten das, genauso wie sie wussten, dass man sich davon fernhalten
musste, außer ihre Mater sagten ihnen etwas anderes.
Aber die
Frage hatte in ihr gebrannt: Was hatten sie da geschaffen? Warum hatten sie
das Wissen darüber vor dem Rest der Kinder verborgen? Wie diente diese neue
Schöpfung Erykons Willen?
Das
Bedürfnis zu wissen, zu verstehen, brannte so hell in ihr, dass sie sicher war,
dass man es kilometerweit in jede Richtung sehen und riechen konnte. Sie war
ein Leuchtfeuer des Verlangens, und dennoch konnte niemand, nicht einmal die
Mater, es sehen.
Für sie war
sie nur eine Jägerin, die von Träumern aufgezogen worden war, eine Jägerin, die
genügend evolutionäre Abweichungen von Rang und Reihe hatte, um die Aufnahme in
ihren geheimen Plan zu rechtfertigen. Dennoch wussten sie nichts von ihren
Gedanken und noch weniger von den Fragen, zu denen sie die Antworten haben
musste. Und noch wichtiger als die Ahnungslosigkeit der anderen Wächter war die
von Erykon.
Warum war
sie immer noch am Leben? Sie glaubte nicht mehr an Erykons Göttlichkeit, die
größte aller Sünden, und dennoch war sie dafür nicht bestraft worden.
Während der
ganzen Zeit, in der sie sie prüften, hatte sie
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