Star Trek TNG - Doppelhelix 05 - Doppelt oder Nichts
endgültig beantwortet.
Calhoun und Picard waren zu dem Schluss gelangt, dass es nicht besonders schlau gewesen wäre, gemeinsam hinzugehen. Es gab keinen Grund, ein freundschaftliches Verhältnis an den Tag zu legen, also blieben sie nach Möglichkeit auf Abstand. Calhoun eilte daher allein zum Turbolift, nachdem er von der Versammlung erfahren hatte. Er betrat den Lift und erstarrte.
Lodec stand vor ihm. Sie waren allein.
Calhoun konnte es nicht fassen. Was war das? Ein schlechter Scherz, den sich der Kosmos mit ihm erlaubte? Er zwang sich zu einem Lächeln, als sich die Aufzugtüren hinter ihm schlossen.
»Beeindruckende Umgebung, nicht wahr?«, sagte Lodec wenig später.
Calhoun brachte ein Nicken zustande, während er sich vorstellte, wie er Lodec sein Schwert ins Herz stieß. Es gab ihm ein winziges Gefühl von Befriedigung, mehr aber nicht.
Dann sagte Lodec: »Es tut mir leid.«
»Leid.« Calhoun wiederholte das Wort tonlos. »Was … tut Ihnen leid?«
»Sie hatten recht. Als ich sagte, dass ich nur Befehle befolgt habe … war das nicht mehr als eine Ausrede. Eine geschickte Art, mich vor der Verantwortung zu drücken. Die Dinge, die wir getan haben …« Er schüttelte den Kopf. »Innerlich … habe ich geschrien. Geschrien. Doch Falkar … Falkar war der Lehnsherr unserer Familie. Unser Patron, dem etliche von uns unterstanden. Als er mich also ausgewählt hat, in seine Dienste zu treten, hatte ich keine Wahl. Zumindest hat man mir das gesagt. Meine Familie hat mich in den Krieg geschickt, und ich werde nie vergessen, wie mich mein Vater streng angeblickt und mir die Mahnung mit auf den Weg gegeben hat: ‚Mach uns keine Schande, Sohn. Mach uns keine Schande.‘ Und ich, jung und dumm – ich hätte alles getan, damit mein Vater stolz auf mich ist. Wissen Sie, wie das ist?«
»Nein«, sagte Calhoun tonlos.
»Oh. Nun … das allein war mir wichtig. Ihm zu gefallen, meiner Familie zu gefallen. Doch ich habe jeden Moment gehasst. Es wurde ziemlich schlimm … es gab eine Zeit, da waren wir auf Xenex stationiert, und ich wollte das Lager verlassen und in die nächste Stadt gehen und einen Streit vom Zaun brechen, um mich töten zu lassen. Dann wäre es … wäre es vorbei gewesen. Aber ich hatte nicht den Mut dazu. Ich wollte mein Leben nicht wegwerfen, weil ein Teil von mir sagte: ‚Warte ab. Es wird besser. Du musst nicht für immer so leben.‘ Das Problem ist nur … selbst wenn man nicht mehr so leben muss … bleibt es ein Leben lang an einem haften. Die Dinge, die wir getan haben.« Er schüttelte deprimiert den Kopf. »Die hilflosen Leute, die wir getötet haben … die Prügelstrafen … man hat mich mit dem Auspeitschen beauftragt, können Sie sich das vorstellen?«
»Ach. Warum Sie?« Calhoun versagte die Stimme. Doch Lodec schien so sehr in Gedanken versunken zu sein, dass er es nicht bemerkte.
»Ich habe mit Peitschen geübt, seit ich ein Kind war. Für mich waren sie keine Waffen. Es waren Übungsinstrumente. Ich konnte einen Stein aus dreißig Schritt Entfernung treffen, ohne etwas anderes in Mitleidenschaft zu ziehen. Falkar sah eines Tages, wie ich damit angab, und er ernannte mich auf der Stelle zu seinem neuen Peitschenmeister. Er ließ mich Leute auspeitschen … die Schreie … das Blut …«
»Sie haben sie zu Tode gepeitscht, nicht wahr?«
»Manchmal«, flüsterte er. »Manchmal ja. Ich war dort, habe die armen Teufel gequält, und in Gedanken habe ich mich an einen anderen Ort versetzt, irgendwo weit weg …«
»Weshalb erzählen Sie mir das?«, fragte Calhoun unvermittelt. »Was wollen Sie von mir? Absolution? Wollen Sie, dass ich Ihnen sage, dass es vorbei und vergeben ist?«
»Vielleicht. Sie waren der Warlord von Xenex. Wenn Sie sagen würden, dass Sie verstehen … wenn Sie …« Dann sah er den harten Blick in Calhouns violetten Augen. »Nein. Nein, ich denke nicht. Tut mir leid. Es war dumm von mir, es überhaupt zu versuchen.«
Die Türen öffneten sich, er trat hinaus und ließ Calhoun aufgelöst und mit zitternden Händen im Turbolift zurück.
Der Sichtschirm war riesig, und darauf konnte jeder die Zweihundertjahrfeier sehen, die in vollem Gange war. Sie wurde auf dem großen Platz vor dem Hauptquartier der Vereinigten Föderation abgehalten, und es war ein unvergessliches Wunder, ein wahres Meer von Völkern und Gesichtern, die lächelten oder taten, was ihre jeweilige Physis ihnen erlaubte, wenn es darum ging, Freude zum Ausdruck zu bringen. Calhoun glaubte
Weitere Kostenlose Bücher