Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
einen Kloß herunter und nickte knapp. „Das haben Sie, Sir. Meine Bemerkungen waren ungebührlich, und ich entschuldige mich für sie.“
Reyes runzelte die Stirn, während der Commander seinen Gang durchs Zimmer wieder aufnahm. War dieser andere Anwalt, Sereb, wirklich so besonders? Selbst wenn, schien Spires, zumindest aus Reyes’ Laiensicht, ein nicht minder patenter Jurist zu sein. In den Wochen, die sie gemeinsam in Besprechungen verbracht und in denen Spires relevante Zeugen befragt und Computerakten durchgearbeitet hatte, hatte sich der Commander durch seine Konzentration und seinen unerschütterlichen Fokus ausgezeichnet. Er schien entschlossen, für eine effektive Verteidigung von Commodore Reyes sein absolut Bestes zu geben.
„Sie klingen verängstigt, Commander“, sagte Reyes und setzte sich wieder. „Sie sagten, dieser Sereb sei ein Regelfetischist. Dann bekomme ich also immer noch meine Chance, Fragen zu beantworten und meinen Standpunkt klarzumachen, richtig?“
Spires räusperte sich. „Die bekommen Sie, Sir, und danach wird er Ihnen aus Ihren eigenen Worten einen Strick drehen.“ Als habe er Reyes’ Reaktion vorausgesehen, hob er flehend beide Hände. „Commodore. Ohne respektlos gegenüber Captain Desai sein zu wollen – das hier muss gesagt werden: Captain Sereb ist einer der effektivsten Ankläger des JAG. Er verliert nie. Er
hat nie
verloren; und das Einzige, was er noch mehr zu genießen scheint, als den Sieg, ist, auf dem Weg zum Sieg seinen Gegner auseinanderzunehmen. Den Angeklagten
und
seinen Verteidiger.“ Reyes grunzte müde und schüttelte den Kopf. „Klingt, als könnte er Jetanien gefallen.“ Einen Augenblick lang amüsierte ihn der Gedanke, der rigelianische Chelone und der Tellarit stünden sich in einem verbalen Schlagabtausch gegenüber, bei dem es keine Schranken gab.
Vielleicht könnten wir dafür Eintritt nehmen
.
Dann zuckte er mit den Achseln. „Okay. Dann sollten wir also entsprechend härter arbeiten, um für diesen Kerl bereit zu sein. Ich muss noch in meinen Terminkalender sehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihnen alle Zeit freiräumen kann, die wir Ihrer Ansicht nach brauchen.“ Es war egal, wen die Sternenflotte als Anklagevertreter aufstellte. Was hatten sie schon zu verlieren? Wenn Spires mit diesem neuen Gegner Recht hatte, würde Sereb eine auf Fakten basierende Verteidigungsstrategie nicht nur begrüßen, sondern jeglichen Sieg, den er angesichts einer solchen Herangehensweise einfahren konnte, nur um so mehr genießen. So oder so bekäme Reyes seinen Tag vor Gericht – seine Gelegenheit, den Geheimnissen und Rätseln ein Gesicht zu verleihen, welche die Anwesenheit der Sternenflotte in der Taurus-Region umgaben.
„Da ist noch etwas, das wir beachten sollten“, sagte Spires, gab seinen fruchtlosen Marsch auf und kehrte zum Tisch zurück. Er setzte sich, und der Blick seiner Augen bohrte sich in Reyes’. „Es bedarf keiner Erwähnung, dass sich Sereb äußerst sorgfältig auf die Verhandlung vorbereiten wird. Er wird Zugang zu jeder Akte und jedem Befehl haben, die oder der in Zusammenhang mit Operation Vanguard entstand. Wir können momentan nicht abschätzen, ob sich sein Angriff allein auf Sie konzentrieren wird, oder ob er seinen Fokus auch auf die leitenden Offiziere ausweitet, welche für die Befehle verantwortlich sind, die Sie ausgeführt haben – beziehungsweise, die Sie verweigert haben.“
Reyes’ Blick verfinsterte sich, als er verstand. Der Commodore hatte kein Verlangen danach, vorgesetzte Offiziere zum Zwecke seiner eigenen Verteidigung bloßzustellen. Und er hatte auch niemals angeboten, derartige Auskünfte zu geben. Würde Sereb bei seinem Versuch, eine Verurteilung zu erwirken, eine Verbrannte-Erde-Taktik anwenden und jeden angreifen, der auch nur im Entferntesten mit dem Vanguard-Projekt in Zusammenhang stand?
Das Geräusch der sich öffnenden Tür unterbrach beide Männer aus ihrer Konzentration, und Captain Rana Desai betrat den Befragungsraum. Die leitende JAG-Offizierin der Sternenbasis 47 strahlte Entschlossenheit aus und hielt die Arme fest an den Seiten ihres Körpers.
„Rana“, sagte Reyes und erhob sich von seinem Stuhl. Mehr als ein Monat war vergangen, seit er sie zuletzt gesehen hatte, in den Tagen nach seiner Verhaftung. Sie erschien ihm nun hübscher als je zuvor. Nur für einen Moment fiel ihr Blick auf ihn, doch in diesem Sekundenbruchteil sah er die ganze Liebe und das ganze Leid, das
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