Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
brauche keine Freunde. Das Leben war sehr viel einfacher, als ich keine Freunde hatte und mir jeder andere scheißegal war.« Zwar war er mit dieser Einstellung gelegentlich auf die Nase gefallen, doch hatte sie ihm den Großteil seines erwachsenen Lebens gut gedient, sodass es ihm durchaus reizvoll erschien, diesen Weg erneut einzuschlagen.
»Da spricht doch nur der Alkohol«, fuhr Pennington ihn an, der nun offensichtlich irritiert war. Er trat einen Schritt näher und streckte den Arm aus, als wolle er nach Quinn greifen. »Komm schon, ich bringe dich irgendwohin, wo du dich ausschlafen kannst.«
Bevor ihm richtig bewusst wurde, was er tat, holte Quinn auch schon aus. Seine rechte Faust traf Penningtons Kiefer und ließ den Reporter zurückprallen, bis er schließlich das Gleichgewicht verlor und auf die falschen Pflastersteine stürzte. Andere Besucher von Stars Landing blieben stehen und schauten sich nach dem um, was da vor sich ging. Quinn war sich sicher, dass er zumindest eine Person gehört hatte, die mit ihrem Kommunikator die Stationssicherheit rief.
»Was soll der Scheiß?«, knurrte Pennington, rollte sich auf den Rücken und setzte sich auf, während er seinen schmerzenden Kiefer rieb. »Quinn, du blödes Arschloch. Was in Teufels Namen ist nur los mit dir?«
Quinn näherte sich dem Journalisten und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Tu uns beiden einen Gefallen und halte dich von mir fern. Du bist besser dran, wenn du nicht mit einem verdammten Verlierer wie mir in Verbindung gebracht wirst.« Er wich zurück, als sich Pennington aufrappelte und erneut über sein verletztes Gesicht tastete.
»Weißt du was, Quinn, du hast gewonnen«, rief Pennington und klopfte sich den Staub von der Kleidung. »Wenn du in Selbstmitleid versinken willst, dann ist das deine Entscheidung. Aber versuch, nicht an Leberversagen oder Alkoholvergiftung zu sterben, während du damit beschäftigt bist, dir selbst leidzutun. Ich bin mir sicher, dass das genau das ist, was Bridy Mac gewollt hätte.«
Jetzt war Quinn wirklich sauer und kam auf Pennington zu, während er mit dem Finger vor dessen Gesicht herumfuchtelte. »Pass auf, was du sagst, sonst schlage ich beim nächsten Mal richtig zu.«
Beschwichtigend hob Pennington die Hände und schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Quinn. Es wird kein nächstes Mal geben. Melde dich, wenn du wieder bei Verstand bist, falls wir beide dann noch leben. Man sieht sich, Kumpel.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging an mehreren neugierigen Zuschauern vorbei tiefer in Stars Landing hinein. Quinn beobachtete ihn und versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war und warum er zugelassen hatte, dass es so übel ausging.
Weil du ein Idiot bist, du Idiot
.
»Was zum Teufel glotzt ihr denn so?«, fuhr er die Zuschauer an, von denen ihn einige mit offenkundiger Missbilligung beobachteten, während bei anderen eher Mitleid zu erkennen war. »Habt ihr noch nie einen Betrunkenen gesehen, der dämliche Entscheidungen trifft?«
Die nächste würde die sein, an welchem Ort er sich noch einen Drink holen wollte, beschloss Quinn.
Kapitel 6
Heihachiro Nogura trommelte mit den Fingerspitzen auf der polierten Oberfläche seines Schreibtischs herum und studierte das Bild der
Omari-Ekon
auf dem Hauptbildschirm des Büros. Das orionische Schiff, das an einer der unteren Andockbuchten von Sternenbasis 47 lag, wirkte ebenso harmlos wie alle anderen Schiffe, die an der Station angedockt hatten. Aber Nogura wusste es besser. Er sah die
Omari-Ekon
eher als einen Tumor, den man ausmerzen musste. Ließ man ihn unangetastet, konnte niemand voraussagen, wie sich das Schiff und jene, die an Bord arbeiteten und spielten, auf die Station und deren Besatzung auswirken würden.
Himmel, heute Morgen sind wir aber melodramatisch
.
Nogura unterdrückte ein Gähnen – da er aus einem ohnehin zu kurzen und unruhigen Schlaf geweckt worden war – und griff nach der dampfenden Tasse grünen Tee auf seinem Schreibtisch. Während er sich die Hände an der Tasse wärmte, genoss er den angenehmen Duft. Er besänftigte ihn und half ihm dabei, die schlechte Laune zu vertreiben, die er seit dem Aufwachen verspürte. Wenn sich alle anderen Probleme, mit denen er sich herumschlagen musste, doch nur auf ähnlich einfache Weise lösen ließen.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit den Offizieren zu, die er zu dieser viel zu frühen Stunde hier versammelt hatte, und nahm einen ersten, vorsichtigen Schluck von seinem Tee.
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