Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
sagte
Boracca. »Ich hoffe, daß sich Gelegenheit für mich
ergibt, die Voyager zu besuchen.«
»Vielleicht«, entgegnete Chakotay unverbindlich.
Captain Janeway dachte an die Erste Direktive und
wollte zunächst einen besseren Eindruck in Hinsicht auf den technischen Entwicklungsstand der Ryol gewinnen, bevor sie Besuche auf der Voyager erlaubte. Er selbst glaubte, daß eine Tour durch den Kontrollraum und die Mannschaftsquartiere der Ryol-Gesellschaft kaum
schaden konnte, obgleich es besser sein mochte, den
Maschinenraum aus einem eventuellen
Besichtigungsprogramm auszuklammern, zumindest bis
sie mehr über die Bewohner dieses Planeten wußten.
Sie betraten die Pyramide, und in ihrem Innern
erwartete sie ein großer Ballsaal. Ryol und Starfleet-Angehörige unterhielten sich dort. Von der hohen Decke herabhängende Lampen drehten sich langsam, schufen
dadurch ein sich ständig veränderndes Wechselspiel
aus Licht und Schatten. Diffuse Wolken aus
Aromastoffen zogen hin und her. Auf einer Bühne in der Mitte standen drei Ryol-Musiker. Ihre Instrumente
blieben Chakotay fremd, doch die Musik war sehr
lebhaft. Es klingt nach einer Mischung aus terranischen Kahjpsomelodien und einer bolianischen
Hochzeitsgigue , dachte der Erste Offizier. Er sah sich um und stellte fest, daß B’Elanna Torres in einer Ecke stand und mißmutig aus einem kristallenen Kelchglas
trank. Sie wirkte fehl am Platz und schien sich alles andere als wohl zu fühlen. Arme B’Elanna , dachte Chakotay. Es gehörte nicht gerade zu ihren starken
Seiten, sich unter die Leute zu mischen. Das war
vermutlich einer der Vorteile des Maquis gegenüber
Starfleet – Maquisarden brauchten keine höflichen
Gespräche bei diplomatischen Anlässen zu führen.
Eine Bewegung an seiner Seite lenkte Chakotay ab. Er senkte den Kopf und bemerkte ein seltsames Wesen in
unmittelbarer Nähe. Es schien sich um einen Primaten zu handeln, dessen dichtes rotes Fell auch den größten Teil des Gesichts bedeckte und eine Feststellung des Geschlechts unmöglich machte. Das Geschöpf reichte
dem Ersten Offizier nicht einmal bis zur Hüfte und
machte einen fast ausgemergelten Eindruck.
Spindeldürre Arme zitterten unter dem Gewicht eines
dreieckigen Tabletts, auf dem Gläser mit sprudelnder orangefarbener Flüssigkeit standen. Chakotay
beobachtete, daß die Hände – oder Pfoten – des
Wesens sechs Finger aufwiesen.
»Sucrusso-Elixier«, erklärte Boracca. »Das ist ein mit Kohlensäure versetzter Fruchtsaft, der sehr erfrischend wirkt.«
»Äh… danke.« Chakotay nahm ein Glas entgegen. Das
kleine Wesen eilte fort, um andere Gäste zu bedienen.
Der Erste Offizier wartete darauf, daß Boracca eine
Erklärung in Hinsicht auf das Wesen anbot, doch die
Ryol schwieg. Schließlich sagte er: »Entschuldigen Sie bitte, aber das Geschöpf, das uns die Gläser brachte…
Was hat es damit auf sich?«
»Geschöpf?« Ein oder zwei Sekunden lang wirkte
Boracca verwirrt. »Oh, Sie meinen den Neffaler.«
»Neffaler?« wiederholte Chakotay.
»Nützliche Tiere«, sagte die Ryol. »Sie können so
dressiert werden, daß sie in der Lage sind, einfache Arbeiten zu verrichten. Es mangelt ihnen an Ästhetik, zugegeben, obwohl wir sie regelmäßig waschen und es
nicht an Pflege mangeln lassen.«
Chakotay runzelte die Stirn. »Sind sie intelligent?«
»Wohl kaum!« Boracca lachte bei der Vorstellung.
»Ohne uns würden sie noch immer in Baumwipfeln
schnattern.«
»Ich verstehe«, erwiderte Chakotay diplomatisch. Ihm war nicht klar, was er dazu sagen sollte, sah sich erneut im Ballsaal um. Er wußte jetzt, wonach es Ausschau zu halten galt, und deshalb fiel es ihm nicht weiter schwer, mehrere Neffaler zu erkennen: Sie eilten in der Menge hin und her, boten ihre Tabletts den Ryol und Starfleet-Gästen an. Manche von ihnen trugen Speisen, andere
Getränke. Hier und dort waren einige der affenartigen Wesen damit beschäftigt, leere Gläser einzusammeln
und aufzuräumen. Sie wirkten nicht wie Tiere, sondern wie Bedienstete.
Chakotay erinnerte sich daran, daß Menschen über
Jahrtausende hinweg Tiere für die Arbeit eingesetzt
hatten – fast alle intelligente Spezies blickten auf eine entsprechende Geschichte zurück. Gerade deshalb
mußte er sich davor hüten, hier und jetzt voreilige
Schlüsse zu ziehen. Ihm stand es nicht zu, darüber zu urteilen, wie die Ryol andere Lebensformen auf ihrem Planeten behandeln sollten – erst recht nicht nach dem
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