Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Tochter des Ältesten nicht mit einem Nein abfindet?«
»Sie sind Starfleet-Offizier«, erwiderte Janeway und lächelte. »Ich bin sicher, daß Sie sich verteidigen
können.«
IV.
»Ach, Neelix, ist das alles hier nicht wundervoll?« Die Sonne stand im Zenit, als Kes durch die goldene
Brandung watete. Warmes Wasser spülte um ihre
Beine, mehr Wasser, als sie jemals zuvor in ihrem
kurzen Leben gesehen hatte. Sie war in einer
unterirdischen Stadt geboren, und dort hatte der
Beschützer das Wasser rationiert. Deshalb erschien ihr dieser Tag am Strand wie ein Wunder. Wenn ich mir vorstelle, daß die Ryol hier jeden Tag schwimmen können… , dachte sie.
»Ich würde nicht so weit gehen und von ›wundervoll‹
sprechen«, sagte Neelix, der hinter ihr durch die Wellen platschte. »Die Lodernden Kaskaden von Fortunata
Fünf… Die sind wirklich wundervoll. Aber ich muß
zugeben: Dies hier ist auch nicht schlecht. Bei unserer bisherigen Reise haben wir zweifellos schlimmere Orte besucht, zum Beispiel den Planeten Hölle.«
Kes wollte nicht an Hölle oder ähnlich unangenehme
Welten denken. Sie bohrte den nackten Fuß in den
Sand und spürte, wie die kleinen schwarzen Perlen an ihren Zehen entlangglitten. Das funkelnde Wasser
reichte ihr bis zur Taille und stieg weiter, als sie sich langsam vom Ufer entfernte. Sie roch die würzige Luft und schmeckte die Gischt auf den Lippen, während ihre Finger durchs Meerwasser strichen. Ist im Holodeck-Computer ein Strandprogramm gespeichert? fragte sich Kes. Sie beschloß, es bei der nächsten Gelegenheit
herauszufinden.
»Sei vorsichtig!« rief Neelix. »Geh nicht zu weit.« Das Platschen wurde lauter, als der Talaxianer schneller durchs Wasser stapfte und zur Ocampa aufzuschließen
versuchte. Er trug einen blau und orangefarben
gestreiften Badeanzug, der den ganzen Oberkörper
bedeckte. Die fast pelzartigen Haare der Arme klebten nun an der Haut.
Eine Welle raubte dem unbeholfen watenden Neelix das Gleichgewicht, und er fiel ins Wasser.
»Neelix!« entfuhr es Kes besorgt, doch der Talaxianer kam praktisch sofort wieder auf die Beine. Er prustete und spuckte goldenes Meerwasser. Das Kopfhaar ragte
nun nicht mehr auf, sondern war ebenfalls naß und
paßte sich der Schädelform an.
Neelix bot einen so komischen Anblick, daß Kes laut
lachte. »Ist alles in Ordnung mit dir?« fragte sie.
»Ich habe mich nie besser gefühlt«, behauptete der
Talaxianer und spuckte erneut. »Es ist sehr erfrischend, richtig ins Wasser zu tauchen. Da fällt mir ein, einmal bin ich durch die ganze Große Kanspo-Wüste
gewandert, nur um im See-der-halbintelligenten-Seife zu baden.« Er setzte sich wieder in Bewegung, ließ jetzt aber mehr Vorsicht walten.
Die Replikatoren der Voyager hatten sie beide mit Badesachen ausgestattet, auf der Grundlage von
gespeicherten digitalen Mustern. Kes trug einen
schlichten Einteiler, dessen hellgrüne Farbe gut zu ihren Augen paßte. Sie wußte, daß die Ryol weitaus weniger trugen, aber Neelix war bei der Vorstellung erbleicht, daß sie mehr von ihren Reizen zeigte, insbesondere in Gegenwart der jungen ryolanischen Männer. Der
Talaxianer begegnete ihnen mit ausgeprägtem
Argwohn, ganz gleich, wie freundlich oder aufmerksam sie waren. Je mehr Freundlichkeit sie zeigten, desto größer wurde Neelix’ Mißtrauen. Kes seufzte innerlich.
Sie liebte Neelix, aber manchmal wünschte sie sich, daß er nicht die ganze Zeit über so eifersüchtig wäre.
Sie sah zum Ufer zurück, wo einige
Besatzungsmitglieder der Voyager den Ryol
Gesellschaft leisteten. Susan Tukwila lief hinter einem Ball her, der über den Strand hüpfte. Zwei Ryol folgten ihm ebenfalls, aber Tukwila war an eine höhere
Schwerkraft gewöhnt und deshalb im Vorteil. Sie fing den Ball, kurz bevor er die Hände eines Ryol-Mannes
erreichen konnte, den Kes nicht kannte. Die anderen
Ryol in der Nähe lachten und applaudierten.
So sollte es immer sein , dachte Kes. Viel zu oft hatten Unsicherheit und Konflikte die Begegnungen der
Voyager mit anderen Kulturen geprägt. Wie schön es war, eine andere Kultur kennenzulernen, ohne daß die Schilde aktiviert und die Phaser mit Energie geladen werden mußten.
»Ist es nicht herrlich, Neelix?« fragte Kes. »Bei solchen Gelegenheiten freue ich mich, daß wir uns der Crew der Voyager angeschlossen haben.« Sie schritt noch tiefer ins schimmernde Wasser, bis ihr die warme Flüssigkeit zum Hals reichte. »Ich habe viel mehr gesehen,
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