Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
der Bucht? Und wenn es dort
irgendwo ein Materie-Antimaterie-Kraftwerk gab – wie brachten es die Ryol dann fertig, die erzeugte Energie ohne Dilithium zu kontrollieren und zu kanalisieren?
»Haben Sie etwas Interessantes entdeckt, B’Elanna?«
fragte Chakotay. Er kam näher und blickte der
Chefingenieurin über die Schulter. Die Strandszene im Bildschirmfenster überraschte ihn ganz offensichtlich.
»Vielleicht, Sir«, erwiderte sie. »Wenn auch kein
Dilithium. Aber es gibt einige seltsame Anzeigen, für die ich noch keine Erklärung habe.«
»Sollten wir den Captain darauf hinweisen?« fragte der Erste Offizier.
»Noch nicht, Sir«, sagte Torres. Eine reinblütige
Klingonin hätte nicht gezögert, voreilige Schlüsse zu ziehen, ungeachtet der Konsequenzen. B’Elanna war
stolz darauf, daß es ihr meistens gelang, ruhiger und rationaler zu sein. »Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich vom Planeten zurückgekehrt bin.«
Bisher war sie fest entschlossen gewesen, Ryolanow
keine weiteren Besuche abzustatten, doch plötzlich hielt sie den Strand für sehr interessant.
»Danke dafür, daß Sie bereit sind, mich sofort zu
untersuchen, Doktor«, sagte Harry Kim betont
freundlich. Kes vermutete, daß er damit sein unhöfliches Verhalten von neulich wiedergutmachen wollte. Der
Fähnrich saß auf dem Rand des Biobetts, während ihn
der holographische Arzt mit einem medizinischen
Tricorder sondierte. Kes stand in der Nähe und
beobachtete den Vorgang, doch in Gedanken
beschäftigte sie sich auch mit anderen Dingen. Ein
großer Teil ihrer Aufmerksamkeit galt nach wie vor den geistigen Schreien und der erstickenden Finsternis, die sie auf dem Planeten gespürt hatte. Handelte es sich dabei um die psychischen Überreste einer Katastrophe, zu der es vor langer Zeit gekommen war? Oder betrafen jene Wahrnehmungen eine aktuelle Gefahr? Wenn sie
doch nur mehr über ihre eigenen telepathischen
Fähigkeiten gewußt hätte!
»Ich habe jede Menge Zeit, Fähnrich«, erwiderte der
Doktor. »Abgesehen von einigen Sonnenbränden hat
mir unser Besuch bei den Ryol keine besonders
stimulierenden medizinischen Notfälle beschert. Da wir gerade dabei sind…« Er betrachtete Kims leicht
gebräuntes Gesicht. »Sie haben es doch nicht
versäumt, das Sonnenschutzmittel aus der Starfleet-
Standardausrüstung zu benutzen, oder?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Kim sofort. »Ich habe es jeden Tag verwendet.«
»Ausgezeichnet«, lobte der Holo-Arzt. »Und nun…
Welche Beschwerden haben Sie?«
Der Fähnrich zuckte kurz mit den Schultern. »Eigentlich weiß ich es nicht genau. Ich fühle mich einfach nur
müde und ausgelaugt.« Er hob die Hand vor den Mund
und gähnte. »Entschuldigen Sie bitte. Es fällt mir
schwer, wach zu bleiben.«
»Ich verstehe«, sagte der Doktor und betrachtete die Anzeigen des medizinischen Tricorders. »Nun, Ihr
Stoffwechsel ist ein wenig verlangsamt, und außerdem stelle ich eine geringfügige Anämie fest, aber ansonsten scheint mit Ihnen alles in bester Ordnung zu sein. Ich schätze, Sie haben während des Landurlaubs einfach
nur zuviel Aktivität entfaltet.«
Harry errötete. »Das ist ziemlich vorsichtig
ausgedrückt.«
Kes fragte sich, wieso der Fähnrich mit solcher
Verlegenheit reagierte.
Der Doktor rollte mit den Augen. »Um ganz ehrlich zu sein: Ich verstehe nicht, warum der Planet einen so
großen Reiz auf Sie alle ausübt. Sie sind nicht das erste Besatzungsmitglied, das bis zur Erschöpfung Urlaub
gemacht hat. Fähnrich Jourdan hat sich beim Tanzen
den Fuß verstaucht, aber am nächsten Tag lief sie
Wasserski. Gegen den ausdrücklichen Rat ihres Arztes, wie ich hinzufügen möchte.«
»Oh, Sie sollten Ryolanow einmal sehen!« schwärmte
Harry Kim. »Der herrliche Sonnenschein, die Wellen…«
Er unterbrach sich verlegen, als ihm klar wurde, was er sagte und mit wem er sprach. »Äh… bitte entschuldigen Sie, Doktor. Ich… äh… wollte nicht…«
Der Doktor winkte ab. »Sie brauchen nicht gleich zu
stammeln, Fähnrich. Als Hologramm bleibt mir gar
nichts anderes übrig, als mich auf Ihr Wort zu verlassen, wenn Sie mir die atemberaubenden Schönheiten des
ach so wundervollen Planeten beschreiben. Zum Glück
hat mich meine Programmierung nicht mit der gleichen Sensibilität fremden Landstrichen gegenüber
ausgestattet – bei organischen Geschöpfen wie Ihnen
scheint sie zumindest einen Teil der Rationalität zu verdrängen.«
Kes blieb skeptisch. Sie
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