Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
Herausforderung widmen können. Als Chefingenieurin
mußte sie sich auch um andere Dinge kümmern – zum
Beispiel galt es, den schwindenden Vorrat an
kristallisiertem Dilithium im Auge zu behalten –, und außerdem verlangte ihre physische Existenz nach
Aufmerksamkeit: Der Körper brauchte Nahrung und
Bewegung. Wenigstens fordert mich niemand mehr auf, Landurlaub zu ›genießen‹ , dachte sie. Die
Auseinandersetzung mit dem Idioten Nimdir hatte allen deutlich vor Augen geführt, daß sie an Bord besser
aufgehoben war. Captain Janeway hatte ihr nicht direkt befohlen, auf der Voyager zu bleiben, doch B’Elanna wußte: Ihren Vorgesetzten war es zweifellos lieber,
wenn sie sich von Ryolanow fernhielt.
Ist mir nur recht , dachte sie, betrat die Brücke und ging schnurstracks zur vorderen wissenschaftlichen Station.
Eine verdrießlich wirkende Susan Tukwila bediente die Navigationskontrollen, stellte sie fest und Chakotay saß im Kommandosessel.
»Guten Morgen, Lieutenant«, grüßte er, als Torres an ihm vorbeikam. Sie brummte eine knappe Antwort, ohne stehenzubleiben.
Es wird Zeit, schwere Geschütze aufzufahren , dachte sie. In der vergangenen Nacht, als sie eigentlich hätte schlafen sollen, hatte sie lange über das Problem
nachgedacht und war dabei zu dem Schluß gelangt,
daß sie vielleicht mit den Fernbereichsensoren einen Erfolg erzielen konnte. Es handelte sich um die
leistungsfähigsten wissenschaftlichen Instrumente der Voyager : Sie dienten dazu, interstellare Phänomene auf eine Entfernung von etwa fünf bis siebzehn Lichtjahren zu untersuchen – es hing vom Ausmaß der notwendigen
Auflösung ab. Die Fernbereichsensoren von der
Umlaufbahn aus auf die Oberfläche eines Planeten zu
richten… Genausogut hätte man ein
Elektronenmikroskop verwenden können, um die
eigenen Fingernägel zu betrachten. Oder einen
einzelnen Tribble mit einer ganzen Salve von
Photonentorpedos erledigen können. Andererseits
konnte sich Torres keine planetaren Schilde vorstellen, die imstande waren, dem enormen
Sondierungspotential der Fernbereichsensoren zu
widerstehen.
Wie ich mein Glück kenne, stellt sich der geheimnisvolle Ort als heilige Grabstätte oder etwas in der Art heraus , überlegte die Chefingenieurin. Sie fürchtete, daß es dort überhaupt kein Dilithium gab.
»Bitte um Erlaubnis für den Einsatz der
Fernbereichsensoren«, wandte sich B’Elanna an
Chakotay. Normalerweise benutzte man die Sensoren,
um beim Flug mögliche Gefahren zu erkennen, zum
Beispiel Meteoriten oder andere Himmelskörper. Wenn
sich das Schiff im Orbit befand, waren derartige
Ortungen kaum nötig. Wenn die Voyager mit geringer Sublichtgeschwindigkeit flog, reichten die normalen
Navigationssensoren aus, um rechtzeitig vor Satelliten und dergleichen zu warnen. Dennoch fühlte sich Torres verpflichtet, den Commander zu fragen, bevor sie die Fernbereichsensoren für ihre eigenen Zwecke
verwendete.
Chakotay musterte sie neugierig. Torres fragte sich, ob er wußte, wie attraktiv er war. »Haben Sie einen
besonderen Grund, Lieutenant?«
»Ich möchte nur ein Experiment durchführen«, erwiderte sie. »In Hinsicht auf das Nachschubproblem, über das wir vor einigen Tagen gesprochen haben.« B’Elanna
wollte nicht darauf hinweisen, wie lange sie vergeblich versucht hatte, Informationen über jenen kleinen Teil von Ryolanow zu gewinnen. Wahrscheinlich befindet sich dort nur die geheime Schatzkammer mit den
Kronjuwelen der Ryol , dachte sie. Oder der private Harem des Ältesten. Immer wieder hatte sie sich nach den möglichen Gründen für die Abschirmung eines
kleinen Bereichs des Planeten gefragt. Verschiedene
Erklärungen kamen ihr in den Sinn, aber keine von
ihnen rechtfertigte es, den Captain zu benachrichtigen.
Zuerst wollte sie herausfinden, was sich hinter den
Schilden der Ryol verbarg.
Chakotay nahm ihre Erklärung mit einem Nicken
entgegen. »Führen Sie Ihr Experiment durch«, sagte er und blickte dann wieder auf den elektronischen
Datenblock, der auf einer Armlehne des
Kommandosessels lag.
Torres rief die Koordinaten aus den Datenbanken des
Bordcomputers ab. Inzwischen enthielten die neuralen Gel-Massen eine genaue Karte von Ryolanow, und mit
ihrer Hilfe ließ sich feststellen: Der abgeschirmte
Bereich betraf die Bucht unweit der Hauptstadt Ryolaler.
Vermutlich handelte es sich dabei um eben jenen
Strand, über den Neelix in seiner Morgensendung
geschwärmt hatte. Dieser Umstand
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