Star Trek Voyager Invasion 4 - Die Raserei des Endes
Glasfaserstränge. Torres stellte verärgert fest, dass sich der Handphaser immer mehr als ein sehr nützliches Werkzeug erwies — und gerade auf dieses Instrument hatte sie ganz bewusst verzichtet.
Rasch verbanden sie Kabel, bei denen ganz offensichtlich keine Verbindungen vorgesehen waren. Es kam darauf an, Kurzschlüsse zu bewirken, die möglichst viele Schaltkreise ausfallen ließen, bevor sie ihren vorgesehenen Zweck erfüllen konnten. Sie arbeiteten mit fieberhafter Eile, und B’Elanna fragte sich immer wieder, ob die Sonne bereits zur Supernova geworden war. In dem Fall dauerte es etwas mehr als sieben Minuten, bis die Energie den Mond erreichte. Die von der solaren Explosion ins All geschleuderte Materie würde einige Stunden später eintreffen und das zerfetzen, was vom Mond übriggeblieben war.
Vielleicht ist es bereits zu spät, dachte B’Elanna. Vielleicht sterben wir in der nächsten Sekunde.
Captain Kathryn Janeway war vorübergehend in die Rolle der Chefingenieurin geschlüpft, wischte sich die Hände ab und sah zum Monitor. Er zeigte ihr ein Diagramm der modifizierten Kom-Technik.
Nach einer Stunde harter Kopfarbeit war Janeway davon überzeugt, dass sich trotz der starken Interferenzen ein externer Kom-Kontakt herstellen ließ. Allerdings blieb ihnen dabei keine andere Wahl, als auf den Schildkeil zu verzichten. Mehr noch: Es bestand sogar das Risiko eines völligen Ausfalls der Deflektoren. Jene Modifikation, mit der Carey die Schilde gebogen hatte, erlaubte es Janeway, die Schildenergie mehrere hunderttausend Kilometer weit ins All zu projizieren, die Deflektoren lanzenartig zu dehnen.
Auf diese Weise ließen sich die Kom-Signale vor den Interferenzen abschirmen. Allerdings: Die Schilde konnten dadurch nicht mehr das Schiff schützen, und wenn ihre Dehnung so stark wurde, dass sich die beiden Seiten berührten … Dann kam es zu einer Überladung der betreffenden Schaltkreise, die zu ihrem Ausfall führte. Eine Reparatur mochte Stunden dauern, und während dieser Zeit musste die Voyager auf ihre Deflektoren verzichten.
Einmal mehr fragte sich Janeway, ob sie ein solches Risiko eingehen durfte.
»Lieutenant Carey, ich benötige Informationen von Ihnen. Wie wahrscheinlich ist ein Kollaps der Schilde?«
Carey befeuchtete sich die Lippen. Ihm fehlen Daten, und es gefällt ihm nicht zu spekulieren, dachte Janeway.
»Es kommt darauf an, wie weit die Dehnung reicht, Captain. Je weiter, um so …«
»Ich brauche eine Zahl. Bitte nennen Sie mir die Wahrscheinlichkeit.«
Carey blickte zwei oder drei Sekunden lang ins Leere. »Ich glaube, für den Kollaps der Schilde spricht eine Wahrscheinlichkeit von siebenunddreißig Prozent, Captain«, sagte er. Rote Verlegenheitsflecken bildeten sich auf seinen Wangen, und er mied Janeways Blick.
Woher er diese Zahl wohl hat? überlegte die Kommandantin.
Sie wusste, dass es sich um einen fiktiven Wert handelte, doch es spielte keine Rolle.
»Siebenunddreißig«, wiederholte sie und gab sich den Anschein, die Auskunft ernst zu nehmen. »Das ist gar nicht so schlecht. Also gut - treffen Sie Vorbereitungen für eine Dehnung der Schilde.«
»Aye, Captain.« Carey drehte sich halb um, streckte die Hand nach einer Schaltfläche aus und wartete.
Janeway schluckte. »Ausführung.«
Carey startete das Modifizierungsprogramm, und sofort veränderte sich die Darstellung auf dem Monitor. Janeway beobachtete fasziniert, wie eine Spitze aus den Schilden wuchs und sich immer mehr ins All dehnte, wobei die Entfernung zwischen den Seiten immer mehr schrumpfte.
Aufmerksam beobachtete sie den Vorgang und hob schließlich die Hand, als die >Spitze< eine Länge von hunderttausend Kilometern erreichte. Carey berührte eine andere Schaltfläche.
»Weiter möchte ich nicht gehen«, sagte Janeway. »Jetzt können wir uns dem Mond nähern und versuchen, eine Kom-Verbindung herzustellen!«
Lieutenant B’Elanna Torres arbeitete immer hastiger und stellte sich dabei vor, wie ein mordgieriges Phantom heranschlich, um sie zu töten. In jedem Augenblick konnte die Sonne zur Supernova werden, und dann raste Energie durchs All, um vom solaren Käfig absorbiert und zum Mond weitergeleitet zu werden…
Die Chefingenieurin fühlte sich wie besessen, und zum ersten Mal glaubte sie, Redbay zu verstehen.
Auch sie selbst hatte das pure Entsetzen zu spüren bekommen. Nie wieder konnte sie in aller Ruhe darüber nachdenken, ob es richtig war, siebenundzwanzig Milliarden Furien dem Tod
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