Star Trek Voyager Invasion 4 - Die Raserei des Endes
sein können. Nicht einmal Captain Kathryn die Große konnte Elektrizität in einem Eimer befördern.
Sie betastete ihr Haar. Auf diese Weise verhielt sie sich oft, wenn sie Anspannung ausgesetzt war.
Eine grässliche Ahnung regte sich in Tuvok.
»Können wir die Lampe aus der Einfassung lösen, um an die elektrische Verbindung heranzukommen?«
Neelix trat direkt unter den Leuchtkörper und stützte ihn, während Tuvok an der dem Gitter zugewandten
Seite zerrte. Janeway stand auf einem Bett und versuchte, ihre Fingernägel unters andere Ende der Lampe zu schieben.
Einmal mussten sie ihre Bemühungen unterbrechen, weil einige weitere Schaulustige eintrafen und die Gefangenen anstarrten. Als die Gruppe wieder gegangen war, gelang es mit wiederholtem Ziehen, die Einfassung zu lösen und einen Blick darunter zu werfen.
Sie sahen ein Gewirr aus kleinen Röhren, die ineinander verschlungen zu sein schienen. Am einen Ende war das Durcheinander mit einer Steckdose verbunden, die vier Anschlussstellen aufwies.
»Die Röhren enthalten vermutlich Gas, das von der Elektrizität zum Leuchten angeregt wird«, überlegte Janeway laut. »Ein solches Museumsstück habe ich nicht mehr gesehen seit… Nun, zum letzten Mal konnte ich so etwas im Hieronymus-Museum für ungewöhnliche Technik auf Urbania bewundern. Wenn wir die Röhren zerbrechen, lässt sich vielleicht ein direkter Kontakt mit den stromführenden Teilen herstellen.«
»Womit denn?« fragte Neelix. Die schmerzenden Arme wirkten sich nicht gerade positiv auf seine Stimmung aus. »Etwa mit den Fingern?«
Captain Janeway runzelte die Stirn. »Das ist der beste Vorschlag, den Sie heute gemacht haben, Mr.
Neelix.«
»Was soll das heißen? Ich wollte doch nur wissen, womit…« Er sprach nicht weiter, und sein Gesicht gewann einen orangefarbenen Ton. »O nein! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Ich werde auf keinen Fall die Finger in eine Steckdose stecken, nur um zu sehen, was passiert.«
»Es käme mir nie in den Sinn, so etwas von Ihnen zu verlangen, Mr. Neelix.«
»Dem Himmel sei Dank dafür.«
»Tuvok wird die Finger in die Steckdose der Leuchtröhre stecken, und Sie halten dabei seine andere Hand.«
»Was?«
»Und ich halte Ihre Hand.«
»Captain, jetzt hören Sie mir mal gut zu. Sie sind überarbeitet. Ich bin kein Arzt, aber ich weiß trotzdem, was für Sie gut ist: eine Tasse von meinem besten dyzelianischen Kaffee. Und außerdem
…«
»Faszinierend, Captain«, unterbrach Tuvok den Wortschwall des Talaxianers. Janeways verrückter Plan schien ihn überhaupt nicht zu erschüttern. »Wie wollen Sie den Stromkreis mit dem Verriegelungsmechanismus schließen?«
Erneut betastete Janeway ihr Haar, doch diesmal steckte bewusste Absicht dahinter. »Hiermit«, sagte sie und zog eine Haarnadel aus dem Knoten.
Tuvok wölbte die Brauen. »Ich glaube, eine Haarnadel ist das klassische Werkzeug für illegale Manipulationen eines Schlosses.«
Neelix seufzte, und zwar lauter als beabsichtigt - Janeway und Tuvok drehten sich zu ihm um. »Sie sind wirklich dazu entschlossen, wie?« fragte er verärgert. Sie bringt sich um, dachte er, schwieg jedoch. Immerhin hatte er selbst sich des öfteren auf ebenso dumme wie gefährliche Dinge eingelassen.
»Es gibt keine andere Möglichkeit, diese Zelle zu verlassen«, betonte Janeway. »Und denken Sie daran, dass nicht nur unser Leben auf dem Spiel steht. Es geht auch um…«
»Ja, ja, ich weiß, Captain.« Neelix richtete sich zu seiner vollen Größe auf und reichte Janeway dadurch bis zu den Schultern. »Auch ich hatte einmal eine Heimat, erinnern Sie sich?«
»Tut mir leid, Neelix. Ich wollte nicht herablassend sein.«
Er zuckte mit den Achseln. »Schon gut. Es ist ein Aspekt der menschlichen Natur. Wie dem auch sei, Captain: Wenn Sie wirklich entschlossen sind, uns mit einem Stromschlag umzubringen… Dann bestehe ich darauf, dass ich es bin, der die Finger in die Steckdose steckt.«
Einen Sekundenbruchteil später schrillte es in ihm: Bist du übergeschnappt? Warum willst du unbedingt Selbstmord begehen? Seltsamerweise wies die innere Stimme eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Kes auf.
Janeway starrte den Talaxianer stumm an, und Tuvok hob eine Braue.
Warum melde ich mich freiwillig für so etwas? fragte sich Neelix. Aber eigentlich kannte er die Antwort bereits: Talaxianer wussten, was Pflicht bedeutete, und deshalb zögerte Neelix nicht, sein Leben für eine gute Sache einzusetzen. Die Furien trugen keine
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