Star Trek Voyager Invasion 4 - Die Raserei des Endes
Janeways Blickfeld. Neelix verfolgte den letzten Wächter und stürzte sich auf ihn, kurz bevor er einen Hebel erreichte - wahrscheinlich beabsichtigte er, einen Alarm auszulösen.
»Sind alle überwältigt?« fragte Janeway. »Haben wir auch bestimmt niemanden übersehen?« Sie untersuchte die sieben Wächter rasch und vergewissert sich, dass sie alle bewusstlos waren. Dann kehrte sie zur Zelle zurück, begleitet von Tuvok. »Irgendeine Idee, wie man das Schloss von dieser Seite aus knacken könnte?«
»Derzeit nicht«, erwiderte der Vulkanier. »Die Leuchtkörper in diesem Flur sind so hoch angebracht, dass sie sich nicht ohne weiteres erreichen lassen.« Janeway wollte bereits eine Nadel aus ihrem Haar
ziehen, als Neelix demonstrativ hüstelte. »Äh… Captain, verzeihen Sie bitte, aber wie war’s, wenn wir das hier benutzen?«
Er reichte ihr die Schlüsselkarte des Wächters, den er daran gehindert hatte, Alarm zu geben.
Janeway errötete ein wenig und schob die Karte in den Schlitz. Nichts geschah. Als sie den Kartenschlüssel wieder herauszog… Es klickte, und die Tür schwang auf. Ein seltsames Geräusch ertönte dabei: Es klang nach einem rostigen Rad, das über ein Kopfsteinpflaster rollte.
Sie traten ein und blickten auf das hinab, was einst ein Mann gewesen war, ein menschlicher Starfleet-Offizier. Die rote Farbe seines Kommandopullis ließ sich kaum mehr erkennen, denn der größte Teil des Stoffes war verbrannt, vermutlich beim Absturz des Shuttles. Der Insignienkommunikator fehlte; vielleicht hatten die Furien das Kom-Gerät fortgenommen. Vielleicht war er einmal groß gewesen, aber ein gebeugter Rücken und krumme Schultern ließen ihn ein ganzes Stück kleiner werden. Früher einmal mochte das rote Haar dicht gewesen sein, doch jetzt zeigten sich viele kahle Stellen, und in den übrig gebliebenen Büscheln gab es viele graue Strähnen. Die Haut wies hässliche braune Flecken auf, wahrscheinlich das Ergebnis von Folterungen, bei denen man auch ultraviolette Strahlung verwendet hatte. Die trüben Augen starrten ins Leere. Hier und dort ließen sich blutige Risse in der Haut erkennen.
Tuvok tastete nach der Halsschlagader des Mannes und stellte fest, dass er noch lebte. Der Gefangene blutete aus mehreren Wunden, und der eine Arm war ausgekugelt. Er hatte ein gequetschtes Handgelenk und mehrere gebrochene Rippen. Aber vielleicht kamen noch andere Verletzungen hinzu, die innere Organe und das Gehirn betrafen. Ganz offensichtlich hatte der Mann ein Trauma erlitten, denn er starrte auch weiterhin ins Leere und schwieg, reagierte nicht auf die geflüsterten Fragen.
Der fehlende Pupillenreflex bestätigte die Existenz zerebraler Probleme.
Janeway zögerte nur kurz. »Wir müssen ihn zum Schiff bringen - das hat jetzt absoluten Vorrang.
Außerdem: Ich weiß nicht, wie wir die Invasion verhindern sollen - in dieser Hinsicht sind mir die Ideen ausgegangen. Aber wenn wir herausfinden, woher der Pilot kam und wie er in den Delta-Quadranten gelangte… Vielleicht entdecken wir dann eine Möglichkeit, zur Föderation zurückzukehren und Starfleet zu warnen.«
»Es wäre auch denkbar, dass wir die Furien begleiten, wenn sie mit der Invasion beginnen«, sagte Tuvok. »Wir könnten unmittelbar nach dem Transfer eire Warnung übermitteln. Wie dem auch sei: Ich glaube, uns bietet sich eine Gelegenheit, in den Alpha-Quadranten zurückzukehren.«
»Wir müssen in jedem Fall zur Voyager, was bedeutet: Es geht jetzt darum, einen Weg zur Oberfläche des Planeten zu finden oder einen Ort aufzusuchen, von dem wir an Bord gebeamt werden können.«
»Wie war’s mit dem Ort, an dem wir auf - beziehungsweise in - dieser Welt erschienen sind?« fragte Neelix.
»Sind Sie imstande, ihn wieder finden?« »Vielleicht. Ganz sicher bin ich mir nicht, aber ich könnte es zumindest versuchen.«
»Dann sind Sie zu mehr fähig als wir. Tuvok und ich waren nicht in der Lage, uns den Weg zu merken.«
Tuvok zog den Lieutenant auf die Beine. Erstaunlicherweise blieb er stehen, schwankte nur ein wenig.
Janeway gab ihm versuchsweise einen vorsichtigen Stoß, woraufhin der Mann zwei Schritte nach vorn taumelte und dann wieder stehen blieb. Mit einer Mischung aus Ziehen und Schieben dirigierten sie den Piloten in die richtige Richtung. Janeway stützte ihn mit einer Schulter, damit sie schneller vorankamen. Sie ging voraus, durch die sich selbsttätig öffnende Tür und dann zum Platz. Dort übernahm Neelix die Führung der
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