Star Trek Voyager Invasion 4 - Die Raserei des Endes
helfen, wieder Platz zu nehmen, doch Neelix hielt sie zurück. B’Elanna fand, dass er richtig handelte; ihrer Meinung nach war der Lieutenant unberechenbar und zu allem fähig.
Doch Redbay wurde nicht etwa gewalttätig. Mit langen, energischen Schritten marschierte er um den Tisch herum, schlang dabei die Arme um sich selbst. Aus trüben Augen blickte er ins Leere, sah dort etwas, das ihn erzittern ließ. »Aus der Schwärze kamen sie. Zuerst sahen wir sie nicht. Und dann hielten wir sie für eine weitere Lebensform von vielen. Einen friedlichen Kontakt wollten wir herstellen… Doch die Fremden kamen, um unsere Heimat zu erobern, um uns zu unterjochen!«
»Fahren Sie fort«, sagte Janeway. Tuvok wölbte die Brauen und bedachte sie mit einem fragenden Blick, aber sie schüttelte den Kopf. Redbay erzählte seine Geschichte. Er berichtete von der Begegnung mit den Furien, von den Verhandlungen. Er schilderte Captain Picards vergeblichen Versuch, eine Übereinkunft zu erzielen.
Janeways Lippen zuckten. Jene Ereignisse hatten sich zugetragen, kurz nachdem die Voyager vom Beschützer in den Delta-Quadranten versetzt worden war. Wenn sie von der Konfrontation der Enterprise mit den Fremden gewusst hätte, so wäre sie bestimmt in der Lage gewesen, die von den Furien ausgehende Gefahr wesentlich schneller zu erkennen.
B’Elanna rutschte unruhig hin und her, als sie erfuhr, wie unnachgiebig und monoman der Gegner war, wie unbarmherzig und entschlossen. Bis zum letzten Schiff kämpfte er, bis zum letzten Soldaten, ohne jemals die Möglichkeit eines Kompromisses in Erwägung zu ziehen.
Schließlich nahm Redbay wieder Platz, aber er war noch nicht fertig. Er schlug die Hände vors Gesicht, flüsterte vom Angstprojektor, von einem Entsetzen, das Gedanken zerfetzte und das Bewusstsein mit der Bereitschaft erfüllte, jedem Befehl zu gehorchen - wenn dadurch das Grauen ein Ende fand.
»Man kämpft nicht mehr. Nein, man sinkt auf die Knie und gehorcht, und jeder Befehl wird zum eigenen Wunsch, man will gehorchen, man ist zu allem bereit, um der Furcht zu entkommen, die einen innerlich aushöhlt. Man würde sich selbst die Kehle durchschneiden oder den eigenen Captain als Sklaven verkaufen, um die Furien zu veranlassen, den Angstprojektor endlich auszuschalten, ihn auszuschalten, ihn AUSZUSCHALTEN!«
Kes berührte Redbay am Arm, und er schluchzte leise. Es machte ihm überhaupt nichts aus, dass andere Leute seine Tränen sahen. B’Elanna saß völlig reglos und versuchte, sich einen externen Faktor vorzustellen, der ihr Selbst ebenso zerfetzen konnte wie das des Lieutenants. Tief in ihrem Innern schauderte sie.
Niemand sonst brachte seine Furcht zum Ausdruck -nur Redbay hatte den dafür notwendigen Mumm.
Wir gehören alle zu Starfleet, dachte B’Elanna und beobachtete die verschiedenen Reaktionen auf Redbay -er löste nicht nur Mitgefühl, sondern auch Unbehagen aus. Ihr wurde klar, dass sie sich nicht von den anderen unterschied: Wenn die Furien den Angstprojektor einsetzten, würde auch Lieutenant Torres auf die Knie sinken und um Gnade winseln, sogar ihre klingonische Ehre aufgeben, um dem Grauen zu entkommen. Sie konnte sich nicht dagegen wehren.
»Lieutenant Redbay …« Janeways Stimme klang fest und gleichzeitig sanft. »Wir müssen herausfinden, auf welche Weise die Invasion erfolgen soll. Wenn die erste Flotte vernichtet wurde, wenn sie durch die Zerstörung des energetischen Moduls ihre Energiequelle verlor … Wo ist dann die neue Flotte? Aus welcher Richtung soll der nächste Angriff erfolgen? Wir haben bisher keine Anzeichen einer zweiten Invasionsflotte entdeckt.«
Redbay bewegte sich nicht und starrte auf den Tisch. »Wissen Sie denn noch immer nicht Bescheid?
Haben Sie keine Ahnung, wie die Furien über die Föderation herfallen wollen? Bald beginnt ihr Angriff, und Entsetzen wird sie begleiten.«
»Wie wollen sie angreifen, Lieutenant? Mit einer Flotte, die vielleicht in einem anderen Sonnensystem auf den Einsatzbefehl wartet? Oder befindet sie sich bereits im Alpha-Quadranten? Wir müssen es wissen, Mr. Redbay.«
Der Lieutenant schwieg und hob wieder die Hände zum Gesicht.
Janeway hielt offenbar den Zeitpunkt für gekommen, den Mann an seine Pflichten als Starfleet-Offizier zu erinnern.
»Sehen Sie mich an«, sagte sie. Als er sich noch immer nicht rührte, fügte sie hinzu: »Sie sollen mich ansehen, wenn ich mit Ihnen rede, Mr. Redbay.«
Der scharfe Kommandoton weckte ihn aus der Starre.
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