Star Trek Voyager Invasion 4 - Die Raserei des Endes
sehr bedauern, wenn man mir diese Freiheit nähme.«
Janeway hörte aufmerksam zu. Eins stand fest: Niemand konnte behaupten, dass nicht alle Seiten angehört worden waren.
»Aber Sie sind Arzt!« warf Kes ein. »Wie können Sie… Was ist mit dem hippokratischen Eid passiert, den Sie mich gelehrt haben? Darin heißt es, dass es in erster Linie darum geht, keinen Schaden anzurichten. Wir reden hier von Mord!«
»Nein, Kes. Es geht hier darum, eine Wahl zu treffen.«
»Eine Wahl?« wiederholte Kes verwirrt.
»Manchmal muss man eine Person sterben lassen, damit andere leben können«, erklärte der Arzt.
»Man denke nur an die alten Kriege auf der Erde. Damals gab es nicht genug Doktoren und Operationstische, um allen Verwundeten zu helfen. Also ließ man jene sterben, deren Behandlung Stunden gedauert hätte - damit die Ärzte in der gleichen Zeit drei oder vier anderen Patienten mit leichteren Verletzungen das Leben retten konnten.«
»Sie lassen niemanden sterben«, wandte die Ocampa ein. »Sie bringen ein ganzes Volk um!«
»Nein«, widersprach Kim. In seiner Stimme kam nun mehr Gewissheit zum Ausdruck als vor einigen Minuten. »Wir haben nicht dafür gesorgt, dass die Sonne zur Supernova wird. Dieser Prozess wurde von den Furien in Gang gesetzt. Sie wollten die Energie, und deshalb leiteten sie den Kollaps ein. Wir hindern sie nur daran, jenen Kollaps für eine Invasion des Alpha-Quadranten zu nutzen.«
»Es läuft aufs gleiche hinaus. Sie verhindern nicht nur die Invasion, sondern nehmen den Furien auch die Möglichkeit, dem Feuersturm der Supernova zu entkommen - was den Tod für sie alle bedeutet.«
»Was die hippokratische Regel betrifft, keinen Schaden anzurichten…«, sagte der Doktor. »Können wir auch nur abschätzen, wieviel Leid Sklaverei und der Einsatz des Angstprojektors verursachen?«
Janeway wandte sich an Tuvok, der ihr besonderes Vertrauen genoss und bisher geschwiegen hatte.
Verärgert und verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Paris, Kim, Torres und der Doktor sind für die Zerstörung des Monds, Neelix, Kes und Chakotay dagegen. Wenn dies eine Abstimmung wäre, hätten wir eine Mehrheit, und damit läge die Entscheidung fest.« Sie sah Tuvok an. »Mit einer Stimmenthaltung.
Aber ich habe bereits darauf hingewiesen, dass es hier nicht um Mehr- und Minderheiten geht. Meine Verantwortung besteht darin, die Entscheidung ganz allein zu treffen. Mir ging es darum, Ihre Meinungen zu hören, denn ich möchte bei dieser Angelegenheit keinen Aspekt übersehen. Ich ziehe mich jetzt in mein Quartier zurück, um gründlich über alles nachzudenken.«
»Sie sollten sich nicht zuviel Zeit lassen«, wandte B’Elanna ein.
»Ich weiß, dass Eile geboten ist - vielen Dank, dass Sie mich daran erinnern«, erwiderte Janeway ein wenig zu scharf. »Ich verspreche Ihnen, die Entscheidung schnell zu treffen.«
Sie verließ den Bereitschaftsraum und suchte ihre Unterkunft auf, nahm dort an einem Tisch Platz, auf dem Berichte, Dienstpläne, Wartungslisten und Datenfolien Stapel bildeten. Man wird mich >die Mutige Kate< nennen, >Scharfrichterin ohne Gnade<, dachte die Kommandantin. Sie gab sich keinen Illusionen hin: Wenn sie schließlich zur Föderation zurückkehrten, war es so gut wie unmöglich, ein wirklich vollständiges Bild von der aktuellen Situation zu vermitteln. Und Janeway zweifelte nicht daran, dass ihnen die Rückkehr vor Ablauf der siebzig Jahre normaler Flugzeit gelingen würde.
Vielleicht bietet sich uns hier eine entsprechende Möglichkeit, dachte sie plötzlich und staunte darüber, dass niemand diesen Punkt zur Sprache gebracht hatte.
Die Furien hatten eine Anlage gebaut, die dazu diente, einen ganzen Planeten in den Alpha-Quadranten zu transferieren.
Konnte die Voyager irgendwie an dem Transfer teilnehmen?
Und dann? Ihr Schiff allein war nicht imstande, die Invasion von siebenundzwanzig Milliarden Furien zu verhindern. Der Feind würde sie töten und anschließend damit beginnen, die Völker des Alpha-Quadranten zu unterjochen.
Es sei denn… Gab es eine Möglichkeit, mit der Voyager durchs künstliche Wurmloch zu fliegen und gleichzeitig die Furien daran zu hindern, das Raumgebiet der Föderation zu erreichen?
Es lohnte sich bestimmt, diese Idee genauer zu prüfen. Aber nicht jetzt. Zunächst ging es darum zu entscheiden, ob ein Versuch unternommen werden sollte, den Mond zu zerstören - was den Tod aller Furien, auch ihrer unschuldigen Kinder, bedeutete. Oder war es besser,
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