Star Wars. Clone Wars 2. Wilder Raum
sein, ehe uns die Fertiggerichte ausgehen oder sie verderben. Wir müssen einfach weg sein.
»Ihr wisst doch, dass es gemeinhin als Zeichen für einen labilen Charakter gilt, wenn man mit sich selber redet«, sagte Obi-Wan mit ganz dünner, matter Stimme. »Ich nehme jedenfalls nicht an, dass Ihr mit mir redet, oder?«
Bail schaute auf und schaffte es irgendwie, sich ein Lächeln abzuringen. »Ehrlich gesagt, doch. Heute geht es zu Ende, Obi-Wan.«
Obi-Wan setzte sich mühsam auf und zog die Decke um sich. »Ihr habt den Tempel gefunden.«
Bail deutete mit dem Daumen auf den Wald hinter sich. »Jenseits der Bäume. Wir haben jetzt noch diesen letzten Waldstreifen vor uns. Das Gelände ist ein bisschen unwegsam, aber wenn wir ein gleichmäßiges Tempo beibehalten, werden wir es schon schaffen. Der Wald grenzt an eine Schlucht. Der Tempel befindet sich auf der anderen Seite.«
»Eine Schlucht«, sagte Obi-Wan und dachte darüber nach. »Und dann der Sith-Tempel. Ich kann es kaum erwarten.«
»Ja«, stimmte Bail zu und verzog das Gesicht. »Also, wie fühlt Ihr Euch? Ist die Stimme …«
»Ja«, erwiderte Obi-Wan knapp, »ich höre sie immer noch.«
Bail wühlte in den Vorräten aus dem Rucksack herum und zog die Flasche mit dem corellianischen Cognac hervor, die fast noch halb voll war. »Ich weiß, dass Ihr aus Prinzip nicht trinkt, aber … Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass das hier hilft?«
Obi-Wan musste blinzeln, während er ihn ansah. »Ihr habt Cognac mitgebracht.«
»Ich dachte, wir würden ihn vielleicht brauchen«, antwortete er, als würde er sich verteidigen müssen. »Alkohol desinfiziert … Ich dachte, falls …« Er sah Obi-Wan mit großen Augen an, als dieser wortlos die Hand ausstreckte. »Seid Ihr sicher?«
»Nein«, gestand der Jedi und zuckte mit den Schultern. »Aber ich habe schon alles versucht, und nichts hat funktioniert.«
Er reichte Obi-Wan die Flasche, sah zu, wie dieser den Deckel abschraubte und den gesamten Inhalt herunterstürzte. Er musste husten, spuckte und hätte beinahe alles wieder von sich gegeben.
»Das ist … ja wirklich abscheulich« , krächzte Obi-Wan irgendwann. »Ihr trinkt das zum Vergnügen? Ihr müsst verrückt sein.«
Bail nahm ihm die leere Flasche ab. »Ihr solltet jetzt etwas essen. So viel Cognac auf leeren Magen ist wirklich nicht gut.« Er reichte ihm die übrig gelassene Hälfte des Fertiggerichts. »Esst.«
Obi-Wan musterte verdrießlich die halbe Nerf-Pastete. »Ich habe keinen Hunger.«
»Das ist mir egal.«
Mit finsterer Miene riss ihm Obi-Wan den Behälter aus der Hand, piekste erst mit einem Finger in das kalte Gericht, dann würgte er alles bis auf den letzten Bissen herunter. Schließlich stellte er den leeren Behälter neben sich ab und setzte sich mit gesenktem Kopf und den Händen auf den Knien im Schneidersitz hin.
»Nun?«, fragte Bail. »Wie lautet das Urteil?«
Obi-Wan drückte sich die Finger auf die Augen. »Es ist ein bisschen besser jetzt«, meinte er schließlich. »Die Stimme ist … Sie ist gedämpft, wieder nur ein Flüstern und kein Brüllen mehr.« Er hob den Kopf und musterte Bail misstrauisch. »Es scheint, als würde Alkohol helfen.«
Organa grinste ihn an. »Dann hätten wir auch Ale mitnehmen sollen.«
»Nein«, erwiderte Obi-Wan und schüttelte den Kopf. »Denn wenn Alkohol die Stimme dämpft, könnte er auch Einfluss auf meine ohnehin schon begrenzte Fähigkeit ausüben, mich zu …«
Auf einmal schüttelte er sich. Und damit begannen die ersten Visionen des Tages.
»Verdammt«, sagte Bail erschöpft und begann, die Vorräte wieder einzupacken.
Dieses Mal hatte er das Gefühl, als würde Obi-Wan nicht wieder in die Realität zurückfinden. Eine Erinnerung folgte der nächsten, und die Qual wollte gar kein Ende nehmen, sodass er schließlich gar nicht mehr wusste, wie viele schreckliche Ereignisse der Jedi noch einmal durchlebte.
Doch irgendwann hörten die Visionen schließlich auf. Er musste Obi-Wan helfen, sich aufzusetzen, und überredete ihn, ein paar Schlucke von Zigoolas fürchterlichem Wasser zu sich zu nehmen. Daraufhin nahm Obi-Wan allmählich wieder so etwas wie eine ruhige, gefasste Haltung ein.
Bail Organa verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Jedi eindringlich an. »Der Cognac war wohl doch keine so gute Idee. Tut mir leid.«
»Nein … das ist nicht Eure Schuld«, erwiderte Obi-Wan, noch immer leicht benommen. »Ihr habt mich schließlich nicht dazu gezwungen, ihn zu
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