Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 8: Aufstieg (German Edition)
schlafen konnte, stand sie auf und ging zu dem kleinen, in die Schottwand eingelassenen Computer hinüber. Es war schon eine Weile her, seit sie die beiden Briefe gelesen hatte, doch jetzt wollte sie sie sich erneut ansehen. Um den Trost der glücklichen und vollends fiktiven Beziehung zu spüren, die sie sich ausgedacht hatte, jetzt, wo nicht einmal mehr die Möglichkeit bestand, das wieder zurückzuerlangen, was sie einst gehabt hatten. Einst war sie auf gewisse Weise geliebt worden, und das wusste sie.
Sie zögerte, dann öffnete sie die Datei, die sie erstellt hatte. Sie hatte gewusst, dass es sicherer gewesen wäre, wenn die Briefe in ihrem Kopf geblieben wären, dass sie das Schicksal damit herausforderte, sie niederzuschreiben. Doch es hatte geholfen, die Worte auf dem Bildschirm zu sehen. Das hatte ihnen eine Realität verliehen, die sie getröstet hatte, und sie hoffte, dass sie sie jetzt wieder trösten würden.
Da waren sie. Sie blickte einen Moment lang auf ihre gefalteten Hände hinab, ehe sie ihr Gesicht hob und zu lesen begann.
Nur zwei. Bald würde es noch einen weiteren geben, der ihnen Gesellschaft leistete. Einen letzten Brief, die sehnsüchtigen Erinnerungen eines Waisenmädchens an einen Vater, der niemals wirklich gelebt hatte.
Sie schluckte schwer, hob ihre Finger, die fast unmerklich zitterten, und fing an zu tippen.
Lieber Papa.
Ich weiß, dass du tot bist, und dass ich niemals wieder imstande sein werde, mit dir zu lachen oder dich zu umarmen und deiner Weisheit zu lauschen. Ich weiß, dass du eins geworden bist mit der Macht und dass du in gewisser Weise immer bei mir sein wirst. Doch das ist mir jetzt, da ich dich so sehr vermisse, nur ein schwacher Trost.
Meister Skywalker hat mir erzählt, wie er sich fühlte, als er seinen Mentor Obi-Wan Kenobi verlor. Obgleich Obi-Wan nur für sehr kurze Zeit an seiner Seite weilte, spricht Meister Skywalker mit beredten Worten über den Schmerz dieses Verlustes und über den Trost, den er fand, als »Ben«, nach dem mein eigener lieber Ben benannt ist, eine Möglichkeit fand, zu ihm zurückzukehren.
Liebster Papa, du hast mich stets geleitet und unterstützt, hast mich behutsam durch die Milliarden Herausforderungen gelotst, die auf eine Jedi wie mich warten. Keine Tochter könnte sich einen besseren Vater wünschen. Keine Schülerin könnte sich einen weiseren Meister erhoffen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich vermisse.
Die Tür glitt auf, und da stand Ben, mit verschlafenem Blick, Besorgnis im Gesicht. »Vestara, ich … Was machst du da? «
Sie beeilte sich, die Datei hastig zu löschen, ehe sie sich umdrehte, erschrocken und wütend über die Störung.
»Was machst du hier, Ben? Warum kommst du so spät in der Nacht einfach in mein Zimmer?«
Doch sie konnte ihn nicht ablenken. Mit einem Mal war er hellwach und eilte auf den Computer zu. Sie stieß ihn beiseite, und er wirbelte sie zu sich herum.
»Was machst du da?«
»Das geht dich nichts an«, sagte sie hitzig. »Was willst du überhaupt hier?«
»Ich hörte dich weinen, und als ich geklopft habe, hast du nicht darauf reagiert. Ich habe mir Sorgen gemacht, deshalb habe ich das Schloss geknackt«, sagte er, seine Stimme hart und kalt und in scharfem Kontrast zur Zärtlichkeit, die in seinen Worten lag. Sie war verblüfft, und als sie blinzelte, stellte sie fest, dass sich tatsächlich Tränen an ihre dunklen Wimpern klammerten.
»Offensichtlich hätte ich mir keine Gedanken zu machen brauchen«, fuhr Ben fort. Seine Hände schossen vor und packten ihre Handgelenke. »Weg da!«
Verlegenheit, Schmerz und Zorn spülten über sie hinweg. Sie kniff die Augen zusammen und schleuderte ihn mit einem Machtstoß zurück. Obgleich er eigentlich damit hätte rechnen müssen, hatte er es nicht getan, und es gelang Ben kaum, rechtzeitig zu reagieren, um zu verhindern, dass er gegen die Wand krachte. Er drehte sich mitten in der Luft um, landete – wenn auch wenig grazil – auf den Füßen und hob ruckartig eine Hand. Zu ihrer vollkommenen Überraschung spürte Vestara, wie ihr eine unsichtbare Hand eine schallende Ohrfeige versetzte. Er hatte die Macht nicht eingesetzt, um sich selbst zu verteidigen oder sie in die Schranken zu weisen, sondern um ihr einen zornigen Hieb zu versetzen.
Mit von dem unsichtbaren Schlag brennendem Gesicht schnalzte sie mit einem Finger, und ihr Lichtschwert sauste in ihre Hand. Ben hatte sich angespannt, um sich auf sie zu stürzen, und musste
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